18_09_11 Digitales Spannungsfeld Sicherheit und Freiheit

Digitales Spannungsfeld Sicherheit und Freiheit in Europa (10.+11.09.2018)

In Zeiten, in denen Terrorismus und Kriminalität von Politik und Medien häufig als allgegenwärtige Gefahr dargestellt werden, scheint eine verstärkte staatliche Überwachung unserer Kommunikation in Europa nahe zu liegen. Die meisten von uns sind im Internet ja ohnehin recht freigiebig mit ihren Daten. Doch schafft es wirklich mehr Sicherheit in Europa, wenn unsere Staaten Zugriff auf unsere Daten haben? Mit dieser schwierigen und spannenden Frage beschäftigten sich Schüler*innen während der Europa-Projektwochen 2018 des Europe Direct Dortmund.

In welchem Spannungsverhältnis stehen Sicherheit und Freiheit im digitalen Raum in der Europäischen Union? Dies war die die Leitfrage des von den Jungen Europäischen Föderalisten NRW e.V. entwickelten Streitgespräch-Workshops, der während der diesjährigen Europa-Projektwochen des Europe Direct Dortmund von Schulen und Jugendeinrichtungen gebucht werden konnte. Der vierstündige Workshop wurde am Montag, den 10.09., am Konrad-Klepping-Berufskolleg in Dortmund und am Dienstag, den 11.09., am Louis-Baare-Berufskolleg Bochum mit Schüler*innen durchgeführt. Ziel des Workshops war es, dass die Schüler*innen ein Streitgespräch führen, bei dem sie sich verschiedene Positionen aneignen und aus diesen heraus argumentieren.

Zu Beginn des Workshops wurde eine kleine Aufwärmübung durchgeführt: Die Teilnehmenden sollten durch Bewegung signalisieren, ob verschiedene Aussagen zu ihrem Verhalten im Internet auf sie zutreffen. Auf diese Weise wurden sie für die Auswirkungen sensibilisiert, die das behandelte Thema auf ihr eigenes Leben hat. Außerdem wurden die Begriffe Sicherheit und Freiheit reflektiert: Was bedeuten sie im digitalen Kontext? In welchem Zusammenhang stehen Sicherheit und Freiheit? Sehr schnell erkannten die Schüler*innen in beiden Gruppen: Freiheit und Sicherheit sind keine Gegensätze, sondern bedingen sich gegenseitig und können nicht ohne einander existieren.

Daran anschließend wurden die drei verschiedenen Rollen für das Streitgespräch verteilt: Eine Gruppe stellte Vertreter*innen der europäischen Sicherheitsbehörden dar, eine andere nahm die Rolle von Datenschützer*innen in der EU ein und in der dritten Gruppe versammelten sich europäische Bürger*innen. Letztere durften während des Streitgesprächs ihre persönlichen Positionen zum Thema vertreten und sollten den beiden anderen Gruppen viele Fragen stellen, um sie so auf die Probe zu stellen. Ihre Positionen, Argumente und Hintergrundinformationen erarbeiteten sich alle Schüler*innen eigenständig anhand von Ausschnitten aus Dokumentationen und zusätzlichen Materialien.

Die Streitgespräche liefen bei beiden Gruppen teilweise sehr hitzig ab. Eine Moderation von außen war beinahe nicht nötig, denn die Teilnehmenden spielten sich die Argumente sehr gut zu und waren innerhalb ihrer Gruppen gut organisiert. Einige Schüler*innen erwiesen sich als sehr schlagfertig. Ein Teilnehmer des Konrad-Klepping-Berufskollegs erwiderte beispielsweise auf den Hinweis, dass staatliche Überwachung sinnlos sei, wenn sie keine vollständige Sicherheit vor Anschlägen bieten könne: „Natürlich können wir keine vollständige Sicherheit bieten. Aber würdest du im Auto keinen Sicherheitsgurt mehr tragen, weil er dich nicht vollständig vor Unfällen schützt?“ Die Gruppe der Bürger*innen am Louis-Baare-Berufskolleg nahm vor allem die Vertreter*innen der europäischen Sicherheitsbehörden mit ihren Fragen in die Mangel: „Wie wollt ihr denn sicherstellen, dass ich nicht als Unschuldige in euer Radar gerate?“

Insgesamt ging aus den Gesprächen hervor, dass die teilnehmenden Schüler*innen ein recht großes Vertrauen in die europäischen Sicherheitsbehörden haben. Um dem Missbrauch ihrer Daten vorzubeugen, sehen die meisten von ihnen vor allem sich selbst in der Pflicht, mit diesen im Internet sorgsam umzugehen.

Die Veranstaltungen fanden im Rahmen der Europa-Projektwochen 2018 unter dem Titel „Digit(at)lokratie? eu.demokratie.digitalisierung“ statt. Sie wurde vom Europe Direct Dortmund in Kooperation mit der Auslandsgesellschaft.de e.V., der Stadt Dortmund und dem DGB Dortmund-Hellweg organisiert.

Bericht auf der Website des Konrad-Klepping Berufskollegs Dortmund.

Text: Rebecca Melzer, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Foto: © Junes Katilah, Auslandsgesellschaft.de e.V.