2019_05_08 ZW GS Fröndenberg

Zukunftswerkstatt für Jugendliche zur Europawahl 2019 mit der Gesamtschule Fröndenberg (08.05.2019)

Am 8. Mai 2019 waren Schüler*innen der Gesamtschule Fröndenberg bei uns zu Gast für eine weitere Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019. Neben Wissen über die Europäischen Institutionen bot die Veranstaltung einen wertfreien Raum, in dem die Jugendlichen ihr Lob und ihre Kritik über die EU aussprechen konnten. Bei einem Gespräch mit unserem Experten Andreas Christ, Büroleiter des EuropaPunkt Bonn, wurden zudem Fragen zur EU geklärt sowie Wünsche und Verbesserungsvorschläge der Jugendlichen diskutiert.

 Warm-up zur Europawahl 2019

„Fühle ich mich als Europäer*in?“, war eine der ersten Fragen, über die die Teilnehmer*innen der Zukunftswerkstatt nachdenken sollten. Im Rahmen eines Warm-ups sollten sie sich zu unterschiedlichen Aussagen positionieren und somit ihrer Meinung Ausdruck verleihen und in die Reflexion über die EU einsteigen. Dabei kam heraus, dass sich tatsächlich alle Schüler*innen als Europäer*innen fühlten und dass sie alle vorhatten, an der Europawahl 2019 teilzunehmen.
Es folgte eine Gruppenarbeit zur EU-Institutionenkunde. Dabei sollte herausgearbeitet werden, wie die verschiedenen Organe der EU aufgebaut sind und miteinander arbeiten. Jede Gruppe stellte ihre Ergebnisse vor, sodass am Ende alle Schüler*innen auf dem gleichen Wissensstand waren.

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Die Schüler*innen erarbeiten sich die Europäischen Institutionen in Gruppen. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 für Jugendliche, 08.05.2019)

Wahlen: Zwischen Bürgerpflicht und Manipulation

Bei jeder unserer Zukunftswerkstätten werden die Teilnehmer*innen gefragt, ob sie Gründe für und gegen das Wählen nennen können. An diesem Tag antworteten viele, dass es eine Bürgerpflicht, sogar ein Privileg sei, wählen gehen zu dürfen. Wenn man dies nicht täte, verschenke man seine Stimme und gebe sie schlimmstenfalls an undemokratische Kräfte. Andererseits merkten einige der Schüler*innen an, dass sie Angst vor einer Wahlmanipulation hätten, vor allem in vernetzten Zeiten. Zudem äußerten sie ihre Frustration über langatmige Politik und nannten sie „zu komplex“. Interessanterweise merkten die Schüler*innen auch an, dass die soziale Akzeptanz heutzutage auch von der politischen Meinung und Partizipation abhänge und somit auch die Entscheidung, zur Wahl zu gehen oder nicht.

Top und Flop in der EU?

Im Anschluss wollten die Teamerinnen wissen, welche Meinung die Jugendlichen über die EU haben: „Was ist gut an ihr? Was ist schlecht? Und habt ihr Verbesserungsvorschläge?“ Man war sich einig, dass die europäischen Werte, Menschenrechte sowie die Aufnahmekriterien der EU sehr positiv zu bewerten sind. Einige Schüler*innen kritisierten diesbezüglich jedoch auch, dass die EU mehr tun müsse, vor allem bei humanitären Problemen wie auf dem Mittelmeer. Positiv sahen die Schüler*innen auch die gemeinsame Währung, den Freihandel und die uneingeschränkte Mobilität in der EU. Negativ beurteilten sie hingegen den regelmäßigen „sinnlosen“ Umzug des Parlaments von Brüssel nach Straßburg und wieder zurück. Die Intransparenz und Komplexität der Gesetzgebung und Vorgänge in der Europäischen Union sowie die fehlenden Lösungen für die Flüchtlingskrise und den Brexit wurden ebenfalls kritisiert.

Wünsch‘ dir was

„Wie sähe die perfekte EU für euch aus?“, fragten die Teamerinnen die Schüler*innen im Anschluss. Wunschzettel sollten geschrieben werden, mit Ideen und Anregungen, was in der Europäischen Union besser laufen sollte. Darunter wurde mehr direkte Demokratie gefordert, die Legalisierung von Cannabis, mehr Einigkeit unter den Mitgliedsstaaten und mehr gemeinsame Richtlinien. Aber auch kostenloses Trinkwasser, eine europäische Armee und die Anpassung der Politik an die aktuellen Veränderungen, vor allem bei Umwelt- und Artenschutz. Die Politik reagiere nicht und arbeite nicht schnell genug, bemängelten die Schüler*innen.

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Wunschzettel der Schüler*innen an die EU. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 für Jugendliche, 08.05.2019)

Aus allen Wünschen wurden die wichtigsten Themen herausgefiltert und in Arbeitsgruppen das Expertengespräch mit Andreas Christ, Büroleiter des EuropaPunkt Bonn, vorbereitet. Die drei Hauptthemen, die mit dem Experten diskutiert werden sollten, waren Sicherheit in Europa, Klimaschutz und Infrastruktur.

„Was tut die EU für den Klimaschutz?“, ging es auch direkt los. Eine Frage, die viele Jugendliche seit geraumer Zeit den Politiker*innen stellen. Herr Christ antwortete, dass mit dem Pariser Klimaschutzabkommen die ersten Schritte und konkrete Ziele festgelegt wurden und es nun darum ginge, sie in den Nationalstaaten umzusetzen. Da jedes Land andere Standards habe, gestalte sich dies schwierig und langwierig. In Deutschland beispielsweise seien Strom und seine Produktion Ländersache. Ohne eine EU-weite Richtlinie würde es noch einige Zeit dauern, bis national etwas passiere. Dass die EU diese Kompetenz habe, habe sich bereits bei vergangenen Entscheidungen gezeitgt: So trat eine Richtlinie in Kraft, nach der bis 2030 alle Neuwagen 37,5% weniger CO2 ausstoßen müssen. Des Weiteren sei es bereits Standard, dass Firmen CO2-Zertifikate kaufen müssten. Leider bringe das aktuell wenig, so Christ, da diese Zertifikate noch sehr günstig seien. Zum Abschluss fragten die Jugendlichen, was man selbst tun könne, um sich für das Klima einzusetzen. Eine der einfachsten Vorgehensweisen sei, so Christ, bewusster einzukaufen. Sich im Klaren darüber zu sein, was man da eigentlich kaufe. Auch die Fragen „Muss ich wieder Plastikverpackung kaufen?“ und „Welche Alternativen habe ich?“ können sehr helfen, vor allem je mehr Menschen es tun.

Hinsichtlich der europäischen Sicherheitspolitik fragten die Schüler*innen, was die EU gegen Kriminalität, speziell aus Osteuropa, tue. Zunächst klärte Andres Christ auf, dass die befürchtete große Welle der Kriminalität bei der Öffnung der Grenzen nach Osteuropa, nicht eingetreten sei. Ebenfalls ging er auf die Europol-Agentur ein und erläuterte, wie sich die Polizei europaweit austausche. Er gab zu, dass es aufgrund nationaler Unterschiede noch Probleme gäbe, betonte aber, dass man dabei sei, neue Strategien zu entwickeln und dass man in den letzten Jahren schon viel erreicht habe.
Auf die Frage, warum es noch keine europäische Armee gäbe, entgegnete Christ, dass es die Nationalstaaten wären, die sich bei dieser Idee uneins seien. Eine europäische Armee würde erfordern, dass manch einer „über seinen Schatten springe“ und gemeinsame Standards festgelegt werden würden. Er führte die militärische Zusammenarbeit von Deutschland und Frankreich als Beispiel auf, um zu zeigen, wie schwierig diese Einigung bereits zwischen zwei Ländern sei. Christ stellte allerding auch die Gegenfrage: Wofür brauchen wir eine europäische Armee? Zur Verteidigung oder zur Stabilisierung? Europa sei ein Friedensprojekt, daher sollten solche Überlegungen klar formuliert und bedacht werden.

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Andreas Christ vom EuropaPunkt Bonn beantwortet die Fragen der Schüler*innen. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 für Jugendliche, 08.05.2019)

Bevor Andreas Christ sich verabschiedete, versicherte er den Schüler*innen: „Die EU ist ein Arbeitsparlament, da wird was entschieden, da wird was erreicht und das betrifft euch alle.“ Daher sei es wichtig, dass sie alle an der Europawahl teilnähmen.

Im Anschluss führten die Teamer*innen eine eigene kleine Europawahl mit den Schüler*innen durch. Am Ende der Simulation gab es ein neues, von den Schüler*innen der Gesamtschule Fröndenberg gewähltes Europäisches Parlament:

2019_05_08 ZW GS FröndenbergDie Zukunftswerkstätten zur Europawahl 2019 sind ein Projekt des Europe Direct Dortmund in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und den Jungen Europäischen Föderalisten NRW e.V. Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung durchgeführt.

BPA-LogoText von: Karin Bienkowski, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Karin Bienkowski, Auslandsgesellschaft.de e.V