2019_05_14 ZK Berufskolleg Lünen

Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 mit dem Lippe Berufskolleg Lünen (14.05.2019)

Von Oktober 2018 bis Mai 2019 veranstaltete das Europe Direct Dortmund insgesamt zwölf Zukunftswerkstätten, um Erstwähler_innen auf die Europawahl 2019 aufmerksam zu machen und sie über die Funktionsweise der EU sowie der Wahl zu informieren. Am Dienstag, den 14. Mai 2019, fand die letzte dieser Werkstätten mit dem Lippe Berufskolleg aus Lünen statt. Natürlich wurde auch hier das Wissen über die EU erweitert und nach den Wünschen und Vorstellungen der Schüler_innen für die Zukunft der EU gefragt. Im Gespräch mit dem Experten Martin Mödder, stv. Büroleiter des EuropaPunkt Bonn, konnten die Jugendlichen die Fragen stellen, welche ihnen zur EU am heißesten unter den Fingernägeln brannten.

Wie zu Beginn jeder Zukunftswerkstatt gab es ein Warm-up und anschließend eine Institutionenkunde. Beim Warm-up horchten die Teamerinnen die Schüler_innen aus, ob sie sich europäisch fühlen und ob sie zur Europawahl gehen wollen. Dabei fiel das Ergebnis sehr divers aus: Viele Jugendliche waren sich unsicher, ob sie sich selbst als Europäer_in bezeichnen würden und sahen den Wert ihrer Stimme bei der Europawahl als gering an.

Wer nicht wählen geht, darf sich auch nicht beschweren.

In der zweiten Phase der Zukunftswerkstatt sollten die Schüler_innen ihre Ideen und Wünsche einbringen. Zuerst fragten die Teamerinnen nach Gründen, wählen zu gehen sowie Gründen dagegen. Einige der Schüler_innen gaben zu, dass es oft nur Faulheit sei, welche davon abhalte, zur Wahlurne zu gehen, aber auch mangelnde Informationen wurden genannt. Man war sich im Anschluss an die Diskussion jedoch einig, dass man wählen gehen sollte, denn „wer nicht wählen geht, braucht sich hinterher nicht beschweren“.

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Die Schüler_innen vom Lippe Berufskolleg Lünen bei der Gruppenarbeit. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 am 14.05.2019.)

Nachfolgend wollten wir von den Schüler_innen wissen: Was findet ihr gut und was nicht so gut an der EU? Frieden, Einigkeit und Freiheit waren schnell gefunden, genauso wie Kritik über mangelnde Einstimmigkeit, einen fehlenden Klimaschutz und den zu komplizierten Institutionen und Abläufen in der Europäischen Union. Natürlich fragten wir die Jugendlichen auch nach ihren Wünschen und Verbesserungsvorschlägen für die EU. Jede_r Schüler_in konnte zu Wort kommen und seine/ihre Ansichten vorstellen. Hier fanden sich bekannte und originelle Vorschläge wieder. Der Umwelt- und Artenschutz war vielen Jugendlichen wichtig, darunter auch die Reinigung der Meere. Auch soziale Themen kamen zur Sprache. Ein niedrigeres Renteneinstiegsalter, bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege und ein EU-weiter Mindestlohn wurden ebenfalls genannt. Die Themen Legalisierung von Cannabis in der EU und ein späterer Unterrichtbeginn interessierten auch. Nachdem alle Wünsche zusammengetragen waren, wurde per Abstimmung entschieden, welche der Themen und Fragestellungen am relevantesten für die Jugendlichen waren. Zu diesen sollte unser Experte Martin Mödder, stv. Büroleiter vom EuropaPunkt Bonn, Rede und Antwort stehen.

Expertengespräch

In einer ersten Fragerunde ging es um die EU-weite Legalisierung von Cannabis. Mödder erklärte, wie es geschichtlich dazu kam, dass ein Verbot ausgesprochen wurde. Er erläuterte, wie Cannabis für medizinische Zwecke bereits in Deutschland verwendet werde, man trotz alledem aber die Gefahren einer Sucht nicht aus den Augen verlieren dürfe. Mödder räumte dabei ein, dass eine Legalisierung Kosten einsparen würde und erklärte, dass es in der europäischen Politik tatsächlich bereits eine Tendenz in Richtung Legalisierung gäbe.

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Martin Mödder, stv. Büroleiter des EuropaPunkt Bonn, im Gespräch mit den Schüler_innen vom Lippe Berufskolleg Lünen. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 am 14.05.2019.)

Ein wichtiges Thema für die Schüler_innen war die Flüchtlingspolitik der EU. Sie diskutierten mit Mödder zunächst darüber, wie es zur ‘Krise‘ kam, und wie man eine weitere in Zukunft verhindern könne. Mödder schilderte zudem, wie sich der Grenzschutz in der EU verstärkt habe und wie EU-Fördergelder Entwicklungsländern zukommen würden, um dort Fluchtursachen zu bekämpfen. Andererseits betonte der Experte, dass eine umfassendere und einstimmige europäische Lösung gebraucht werde. Auch müssten die Jugendlichen aufpassen, denn viele Unwahrheiten würden zu diesem Thema im Netz kursieren. Es sei wichtig, Informationen zu überprüfen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Wie wird die Zukunft grüner?

Die Schüler_innen hatten besonders viele Fragen und Vorschläge zum Thema Umwelt- und Klimaschutz. Mödder erklärte, dass die EU sich hier hohe Ziele gesteckt und sich deren Erreichung in das Pariser Klimaschutzabkommen geschrieben habe. Die EU wolle Vorbild sein und habe zusätzliche Leistungen versprochen, wenn andere Länder wie China und Indien mitziehen würden. Doch Mödder machte auch klar, dass die EU nicht alles im Alleingang durchsetzen könne, vieles müsse auch auf nationaler Ebene passieren und hier habe Deutschland „gepennt“. Der Nahverkehr sei immer noch zu teuer, um als Alternative anerkannt zu werden, und die Erforschung von Elektromobilität bräuchte mehr Unterstützung. Daher sei es noch ein langer Weg, welcher von der EU aber definitiv schon eingeschlagen wurde. Auch beim Thema Plastik wurde viel erreicht, wie die kommenden Verbote von Einwegplastik bewiesen. Er verwies auch auf länderübergreifende Projekte, wie „Natura 2000“, welche Artenschutzgebiete schaffen, und auf die Abgasrichtlinien für Autos, die jüngst beschlossen wurden.

2019_05_14 Zukunftswerkstatt Wahl-O-Mat

Die Schüler_innen konnten den Wahl-O-Mat ausprobieren und bekamen noch zusätzliche Informationen zu den Parteiprogrammen. (Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 am 14.05.2019.)

Im Anschluss an das Gespräch mit Mödder wurde eine Wahlsimulation durchgeführt. Zunächst durften die Schüler*innen den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung ausprobieren sowie sich in einer Broschüre des Bundesjugendrings über die Parteiansichten zur Europawahl 2019 informieren. Anschließend gaben sie ihre Stimmen ab, um zu sehen, wie eine Europawahl abläuft. Und so haben die Schüler_innen des Lippe Berufskollegs Lünen gewählt:

19_05_14 Wahlergebnis

Die Zukunftswerkstätten sind ein Projekt des Europe Direct Dortmund in der Auslandsgesellschaft.de e.V. gemeinsam mit der Stadt Dortmund und den Jungen Europäischen Föderalisten NRW e.V. Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung durchgeführt.

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Text von: Karin Bienkowski, Auslandsgesellschaft.de e.V.

Fotos: © Celine Kutzner, Auslandsgesellschaft.de e.V.