Simulation des Europäischen Parlaments zum Thema Klima- und Umweltschutz (24.01.2018)
Am 24. Januar 2018 veranstaltete das Europe Direct Dortmund gemeinsam mit den Jungen Europäischen Föderalisten Ruhrgebiet (JEF Ruhrgebiet) eine Simulation des Europäischen Parlaments. Die Schüler*innen der 11. Jahrgangsstufe der Werner-von-Siemens-Gesamtschule in Unna diskutierten gemeinsam mit den Teamer*innen der JEF über einen Richtlinienentwurf zum Thema Klima- und Umweltpolitik.
Das Planspiel ermöglichte den Jugendlichen, einmal aktiv in die Rolle eines bzw. einer Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu schlüpfen und Europapolitik hautnah zu erleben. Durch das Projekt „Simulation des Europäischen Parlaments“ der JEF, kurz „SimEP“, erhalten Schüler*innen verschiedener Schulformen die Chance, selbst einen Einblick in die Arbeit des Europäischen Parlaments zu erhalten und spielerisch dessen Abläufe kennenzulernen. Dabei wird ein themenspezifischer Richtlinienentwurf gemeinsam in den verschiedenen Fraktionen erarbeitet und diskutiert, um im Anschluss im Plenum mit allen Fraktionen über mögliche Änderungen zu debattieren.
Ebenso wie im realen Parlament wurden die Teilnehmer*innen zu Anfang nach realer prozentualer Sitzverteilung der Fraktion in die fünf größten Fraktionen aufgeteilt:
- ALDE (Allianz der Liberalen und Demokraten)
- EKR (Europäische Konservative und Reformisten)
- EVP (Europäische Volkspartei)
- GUE/NGL (Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke)
- S&D (Progressive Allianz der Sozialdemokraten)
Die Jugendlichen fanden sich im Anschluss in ihren Fraktionen zusammen, um über den Richtlinienentwurf zur Klima- und Umweltpolitik zu sprechen. Hier ging es vor allem darum, die Grundinteressen der eigenen Fraktion mit dem Papier zu vergleichen und entsprechende Änderungsanträge zu formulieren. Es folgten Koalitionsrunden, in denen die Fraktionen Verhandlungen führen und andere Abgeordnete in ihr Boot holen konnten, um Änderungsanträge im Plenum gemeinsam durchzubringen.
Nach mehreren Fraktionssitzungen und hitzigen Koalitionsverhandlungen fanden sich alle Fraktionen im Plenarsaal zusammen, um in Eröffnungsstatements ihre jeweilige Position vorzustellen und die zuvor erarbeiteten Änderungsanträge durchzusetzen. In den Debatten wehte insbesondere gegenüber der EKR ein starker Gegenwind – immer wieder musste sich ihre Vorsitzende den Gegenargumenten und Vorwürfen der anderen Europaabgeordneten stellen und die Position ihrer Fraktion verteidigen. Dass nicht alle Koalitionsverhandlungen reibungslos und zufriedenstellend verliefen, zeigten ein paar andere Abgeordnete der Konservativen: Sie hielten selbstgebastelte Plakate in die Höhe, um die Fraktion der ALDE zu diffamieren und ihren Frust über die gescheiterten Koalitionsgespräche zum Ausdruck zu bringen. Daraufhin wurden sie von der Präsidentin für fünf Minuten des Plenarsaals verwiesen. Trotz vieler Meinungsverschiedenheiten und emotionaler Debatten im Plenum wurde eine Mehrheit der Änderungsanträge durchgesetzt. Insbesondere die EVP, die ALDE, die S&D und die GUE/NGL hatten Grund zur Freude: Die Änderung des Richtlinienentwurfs fiel zu ihren Gunsten aus.
Dass Europapolitik längst nicht so trocken ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint, zeigte dieses Planspiel. Die Schüler*innen bewiesen Durchhaltevermögen und konnten durch die Teamarbeit in den Fraktionen eine angeregte und sehr emotionale Debatte mit stichhaltigen Argumenten auf die Beine stellen. Politikunterricht kann über das Klassenzimmer hinausgehen – und das Beste daran: Er kann richtig Spaß machen!
Text: Isabel Bezzaoui
Fotos: © Auslandsgesellschaft NRW e.V.