17_06_29 Arbeit 4.0

„Technologien der Arbeit und Industrie 4.0“ – Workshop für Jugendliche am Fraunhofer IML (29.06.2017)

Was haben 3D-Druck und Virtual Reality mit der Arbeitswelt von morgen in Europa zu tun? Wie funktionieren 3D-Drucker? Wozu kann Virtual Reality genutzt werden? Diese und viele weitere Fragen beantworteten den Schüler*innen der Technik-Leistungskurse der Werner-von-Siemens-Gesamtschule Königsborn aus Unna die Mitarbeiter*innen des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund.

Was macht das Fraunhofer IML überhaupt? Und was ist die Forschungsgesellschaft Fraunhofer? Darum ging es in einer kurzen Einführung mit unseren beiden Hosts Carina und Phil. Die beiden erklärten den teilnehmenden Schüler*innen, dass die Fraunhofer-Gesellschaft aus derzeit 67 Einrichtungen besteht, die in ganz Deutschland verteilt sind. Ihren Namen verdankt die Fraunhofer-Gesellschaft dem Gelehrten Joseph von Fraunhofer. Das Fraunhofer IML ist in den Bereichen Materialflusssysteme, Unternehmenslogistik sowie Logistik, Verkehr und Umwelt tätig. Außerdem wurde den Schüler*innen aufgeführt, welche Berufsperspektiven sich am Institut für sie ergeben könnten.
Im Anschluss ging es auch direkt über in die Praxis. In zwei Gruppen wurde sich vertieft mit den Themen 3D-Druck und Virtual Reality (VR) sowie Augmented Reality (AR) auseinander gesetzt.

Virtual und Augmented Reality
Im Bereich Virtual/Augmented Reality wird überlegt, wie VR- oder AR-Simulationen in den Beruf eingebunden werden können. Während man sich bei VR in einem 3D-Modell befindet, in dem man sich bewegen kann und welches nichts mit der Realität um einen herum zu tun hat, sieht man bei AR seine Umgebung, jedoch verändert.
André, der Logistik studiert hat und als studentische Hilfskraft am IML tätig ist, präsentierte uns ein VR-Spiel, welches er im Rahmen seiner Masterarbeit entwickelt hat. Dieses stellt eine Einweisung in den Arbeitsalltag im Lager dar. Durch eine Virtual-Reality-Brille wird die Lagerhalle visualisiert. Die Schüler*innen probierten begeistert aus, wie sie Pakete mithilfe einer Packliste mit genauen Angaben zur Paketgröße, Inhalt und dem zu verwendenden Packstoff packen und verschicken können.
André erklärte, dass neue Mitarbeiter*innen durch VR-Spiele eingearbeitet und dadurch Arbeitszeit gespart werden könnte. Ein weiterer Vorteil sei, dass im VR-Spiel keine Sprachkenntnisse für das Verstehen der Abläufe nötig sind. Carina kommentierte: „Leute, die nicht so gut Deutsch sprechen, können besser in Prozesse eingebunden werden. Es gibt die Möglichkeit, sie viel schneller in die Arbeit zu bringen. Auch Leute mit Behinderung können besser involviert werden.“ So könnte die Methode auch nutzbringend zur Berufsqualifizierung von Geflüchteten eingesetzt werden. Außerdem könnten in solchen Spielen gut Fehler, die im Alltag nicht häufig passieren, nachgespielt werden, wie z.B., dass sich zu wenig Artikel im Lager befinden.
„Die Projekte im Fraunhofer IML sind sehr verschieden und es kommen dauernd neue Themen hinzu. Hier ist viel auszuprobieren und wenn etwas funktioniert, geht es in die Wirtschaft, um es zu Geld zu machen“, kommentierte André.
Weitere Themen, die uns Carina und André vorstellten, waren der Transport mit Drohnen sowie Künstliche Intelligenz (KI).

3D-Druck
Phil führte uns in den 3D-Druck ein. Er erklärte, dass zuerst 3D-Modelle mit speziellen Programmen am Rechner konstruiert werden, die dann als Grundlage für 3D-Drucke dienen. Änderungen können dadurch schnell eingebaut werden. Im Anschluss werden Prototypen des Modells gebaut, um weiche Faktoren zu prüfen, wie beispielsweise, ob sich eine Kante zu hart für die Privatkonsument*innen anfühlt. Und wie funktioniert der 3D-Druck? Für den 3D-Druck wird ein spezielles, ganz feines Granulat verwendet. 3D-Drucker bauen die sich im Druck befindenden Objekte mithilfe von Lasern horizontal Schicht für Schicht auf. Phil erklärte, dass im IML zum Beispiel jeweils 0,12 mm Schichten gedruckt werden – daher dauert der 3D-Druck auch so lange. Nachteile von 3D-Druckern sind neben der langen Druckzeit momentan noch, dass viel Feinstaub entsteht und die Prototypen schnell vergilben.
Die Schüler*innen erkundigten sich, ob mit 3D-Druckern Massenproduktion betrieben werden kann. Phil erklärte, dass irgendwann Konsument*innen sowie Firmen nur noch für die Produktdatei zahlen werden und sich dann ihre Produkte selber mit eigenen 3D-Druckern ausdrucken können. Dadurch würde die Massenproduktion dezentralisiert werden und viele Abläufe automatisiert ablaufen. Eine weitere Entwicklung könnte in Zukunft sein, dass große Firmen 3D-Drucker mit auszuliefernden Produkten auf LKWs transportieren und Produkte, die bestellt werden, während der Fahrt drucken und sofort ausliefern können. Des Weiteren könnten mit 3D-Modellen Häuser und Brücken geplant und dann in anderen Ländern auf Grundlage des Modells gebaut werden. In den USA sind heutzutage schon 3D-Drucker verfügbar, die speziell für Kinder entwickelt wurden. Was glauben Sie, werden in einigen Jahren 3D-Drucker und VR selbstverständlich zu unserem Leben dazu gehören?

Text: Svenja Hennigfeld
Fotos: © Auslandsgesellschaft NRW e.V.