2020_05_05 Digitalisierung

Wie digital ist Deutschland?

Deutschland belegt im aktuellen Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft den zwölften Platz und liegt damit im Mittelfeld. Die Europäische Kommission hat diesen Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Digital Economy and Society Index = DESI) entwickelt, um die Entwicklung der Digitalisierung in den EU-Ländern bewerten zu können. Die größten Volkswirtschaften der EU gehören jedoch nicht zur Spitzengruppe, was verdeutlicht, dass die Digitalisierung beschleunigt werden muss, damit die EU weltweit wettbewerbsfähig bleibt. Hinzu kommt, dass mehr als ein Drittel der Erwerbsbevölkerung in der EU nicht einmal über grundlegende digitale Kompetenzen verfügt.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Der DESI untersucht fünf unterschiedliche Dimensionen. Wie bereits genannt, liegt Deutschland insgesamt auf Platz 12. In manchen der fünf Bereichen liegt es jedoch weit unter dem Durchschnitt. Welche Bereiche das sind und wie Deutschland abschneidet:

1. Konnektivität

Bei der Konnektivität hat Deutschland zwar Fortschritte gemacht, ist allerdings vom neunten auf den elften Platz abgerutscht. Dies liegt vorwiegend daran, dass es eine starke digitale Kluft zwischen Stadt und Land gibt und insgesamt der Anteil der Glasfaseranschlüsse sehr gering ist. Man hat zwar erreicht, dass die 4G-Netzabdeckung bei 90% und die ultraschnelle Breitbandabdeckung bei 66% liegt, doch in der EU belegt Deutschland damit nur Platz 24 und Platz 16. Sehr gute Werte erreicht Deutschland bei der Festnetzbreitbandabdeckung sowie -nutzung und bei der 5G-Bereitschaft. Außerdem sind die Mobilfunkpreise stark gefallen und liegen nun weit unter dem EU-Durchschnitt (Deutschland: 15,20 €, EU: 22,30 €). Mit der Gigabit-Strategie für 2025 plant man, die Infrastruktur weiter massiv auszubauen und es soll ab dem 1. Januar 2025 einen Rechtsanspruch auf schnelles Internet geben.

2. Humanressourcen

Bei den Humanressourcen steht Deutschland mit Platz 10 recht gut da. 68% der Einwohner_innen besitzen grundlegende digitale Kompetenzen und 37% sogar mehr als grundlegende Kompetenzen. 3,8% der Beschäftigten sind IT-Fachkräfte, womit Deutschland wieder im Mittelfeld liegt. Mit einem MINT-Aktionsplan und Strategien zur digitalen Bildung versucht sich Deutschland dort zu verbessern.

3. Internetnutzung

Die Internetnutzung liegt in Deutschland über dem EU-Durchschnitt (Platz 9). 90% der Einwohner_innen nutzen das Internet. Die häufigsten Aktivitäten sind Shopping und Multimedia (Musik, Videos, Spiele). In den sozialen Netzwerken sind die Deutschen jedoch mit am wenigsten aktiv. 57% nutzen sie, das ist Platz 27 in der EU.

4. Integration der Digitaltechnik

Bei der Integration der Digitaltechnik belegt Deutschland den 13. Platz. Hauptsächlich nutzen Unternehmen Digitaltechnik zum elektronischen Informationsaustausch. Big-Data-Analysen, Cloud-Dienste oder Soziale Dienste nutzen nur sehr wenige Unternehmen. Etwa 19% der kleinen und mittleren Unternehmen nutzen den Online-Vertrieb.

Es gibt in Deutschland viele verschiedene Initiativen zur Digitalisierung der Wirtschaft, vor allem mit Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen. Mehr Infos bei: Mittelstand Digital.

Deutschland will mithilfe EU-weit koordinierter Programme die neuen Digitaltechniken voranbringen und strategische Investitionen in diesem Bereich tätigen. Zudem hat es die Erklärung zur Gründung der Europäischen Blockchain-Partnerschaft und die Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der künstlichen Intelligent unterzeichnet. Zur nationalen KI-Strategie hat Deutschland bereits mehr als 500 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.

5. Digitale öffentliche Dienste

Am schlechtesten schneidet Deutschland bei den digitalen öffentlichen Diensten ab (Platz 24). Nur 43% der deutschen Internetnutzer_innen verwenden auch E-Government-Dienste. Im Bereich eHealth nutzen nur 7% der Deutschen online angebotene Behandlungs- und Versorgungsangebote. Von den Allgemeinmediziner_innen bieten lediglich 19% eine elektronische Verschreibung an. Das alles liegt weiter unter dem Durchschnitt. Die größte digitale Herausforderung liegt in der Verbesserung der Online-Interaktion zwischen Behörden und den Bürger*innen.

Insgesamt zeigt sich, dass entschlossene Digitalisierungsmaßnahmen die Leistungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten fördern. Mehr dazu hier.

Text von: Lukas Steinhoff, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Bild: geralt, Pixabay.com

Quellen und weiterführende Links: