60 Jahre Römische Verträge

Ein Europa, das mit Stolz auf 60 Jahre Zusammenarbeit zurückblickt, aber sich nun auch neuen Herausforderungen stellen muss.

Heute vor genau 60 Jahren, am 25. März 1957, unterzeichneten in Rom die Staats- und Regierungschefs von sechs europäischen Ländern die Römischen Verträge. Dies war die Geburtsstunde der Europäischen Union. Damals nannte sie sich noch Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und bestand aus sechs Mitgliedern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Ziel der EWG war die Schaffung eines gemeinsamen Markts, des europäischen Binnenmarkts. Durch die in den Römischen Verträgen festgelegten Grundfreiheiten (Freier Waren-, Dienstleistungs-, Personen- und Kapitalverkehr) ist das Europa, das wir heute kennen, erst möglich geworden.

Was haben wir in den letzten 60 Jahren erreicht und wie geht es mit Europa weiter? Welche Herausforderungen kommen auf uns zu und welche haben wir bereits gemeistert?

Ein Blick zurück auf 60 Jahre europäische Geschichte

Die Schaffung einer europäischen Union hatte in den Anfängen vor allem eines zum Ziel: Frieden stiften und bewahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich 1950 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) als erste wirtschaftliche und politische Vereinigung der europäischen Länder. Dies war ein erster Schritt in Richtung dauerhaften Friedens. Mit den Verträgen von Rom 1957 wird aus der EGKS die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und ein gemeinsamer Markt entsteht.

Die 1960er Jahre bringen die Wirtschaftsgemeinschaft weiter nach vorne, beispielsweise durch die Abschaffung von Handelszöllen zwischen den Mitgliedstaaten.

In den früher 1970er Jahren bekommt die EU drei neue Mitglieder: Dänemark, Irland und Großbritannien. Die EU erlässt Vorschriften zum Umweltschutz, unterstützt den Ausbau der Infrastruktur und stärkt den Einfluss des Europäischen Parlaments; 1979 können die EU-Bürger*innen ihre Vertreter*innen erstmals direkt wählen.

Die EU wächst weiter. 1986 zählt sie zwölft Mitglieder: Griechenland, Spanien und Portugal sind nun ebenfalls Teil der Gemeinschaft. Mit der Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) begeht die EU den letzten Schritt in Richtung Binnenmarkt. Dieser Vertrag soll als Grundlage für die Lösung der Probleme beim freien Handel innerhalb der Union dienen. Ziel ist die Vollendung des Binnenmarktes bis 1992. Das Jahrzehnt schließt für die EU mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990.

Im Jahr 1993 ist der Binnenmarkt vollendet. Neben dem Vertrag von Maastricht (Vertrag über die Europäische Union, 1992) wird in den 1990ern der Vertrag von Amsterdam geschlossen. Zudem wird die EU wieder größer: Österreich, Finnland und Schweden treten der Union bei. Das Schengen-Abkommen wird geschlossen; ein Europa ohne Grenzen wird Realität.

Die 2000er leiten einen weiteren großen Schritt in Richtung europäische Integration ein: Eine gemeinsame Währungsunion entsteht, als 2002 der Euro eingeführt wird. Nicht zuletzt durch die Anschläge vom 11. September 2001 wird die Arbeit im Bereich Verbrechensbekämpfung ausgeweitet und intensiviert. Bis 2007 wächst die EU rasant, gleich zwölf neue Staaten schließen sich der Union an, u.a. Bulgarien, Rumänien und die Visegrád-Staaten. Im Jahr 2009 tritt der Vertrag von Lissabon in Kraft und reformiert u.a. die EU-Institutionen. 2013 wird Kroatien der 28. Mitgliedsstaat der EU.

Die Finanzkrise schwächt die Wirtschaft weltweit, auch in Europa. Durch die Gründung einer Bankenunion will die EU 2014 für mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit im Bankensektor sorgen. Das Misstrauen gegenüber der EU nimmt jedoch weiter zu; bei den Parlamentswahlen 2014 werden auch euroskeptische Abgeordnete ins Europäische Parlament gewählt. Aufgrund der Unruhen im Nahen Osten machen sich viele Menschen auf den Weg nach Europa. 2015 kommen so viele Geflüchtete nach Europa, wie lange nicht mehr. Daneben geben terroristische Anschläge in Paris, Nizza und Brüssel dem Rechtspopulismus in Europa Aufschwung. Mitunter Gründe für die Entscheidung der Mehrheit der britischen Bevölkerung im Juni 2016, aus der EU austreten zu wollen.

Wie wird es mit der Europäischen Union weitergehen?

Die EU sieht sich heute so vielen Herausforderungen wie nie zuvor gegenüber gestellt. Viele scheinen vergessen zu haben, warum die Gemeinschaft ihren Anfang nahm: um Frieden zu schaffen und zu garantieren.

Anfang März diesen Jahres veröffentlichte die Europäische Kommission das Weißbuch zur Zukunft Europas, in welchem sie fünf verschiedene Szenarien vorstellt, wie die EU im Jahr 2025 aussehen könnte. Diese sollen als Grundlage für eine Debatte über die Neuorientierung der EU dienen.

March for Europe und Pulse of Europe

Zudem werden in Europa immer mehr pro-europäische Stimmen laut. Bewegungen wie der March for Europe oder der Pulse of Europe wollen den populistischen und nationalistischen Europagegner*inen nicht den öffentlichen Raum überlassen. Kritik an der EU: Ja. Weiterentwicklung bzw. Reform der EU: Ja. Abschaffung der EU: Eindeutiges Nein.

Anlässlich des Jubiläums findet am 25. März 2017 daher in mehreren europäischen Städten der March for Europe statt, u.a. in Rom, Brüssel, Paris, Lissabon, Düsseldorf und Berlin. Die Veranstalter*innen wollen ein Zeichen für die Einheit Europas setzen, für Frieden und Sicherheit. Sie stehen für ein Europa der Solidarität, ein Europa der Demokratie und nicht zuletzt für ein Europa der Hoffnung.

Wer seiner Position auch über die Feierlichkeiten hinaus Ausdruck verleihen möchte, ist beim Pulse of Europe genau richtig. Die Initiator*innen wollen eine Gegenbewegung zum momentan aufkommenden Populismus und Nationalismus darstellen – für ein vereintes, demokratisches und rechtsstaatliches Europa. Die Veranstaltungen finden europaweit statt, unter anderem jeden Sonntag um 14 Uhr in Dortmund am Hörder Burgplatz (Phönixsee).

Linkliste:

Um mehr über die Geschichte der EU zu erfahren, klicken sie hier.

Einen ausführlichen Artikel des Europe Direct Informationszentrums Dortmund zum Weißbuch zur Zukunft Europas finden sie hier.

Das Weißbuch könne Sie hier einsehen oder bei uns im Europe Direct Informationszentrum Dortmund (auch in größeren Stückzahlen) als Printfassung bestellen. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an eu-od(at)agnrw.de oder rufen Sie uns an: 0231 838 00 47.

Weitere Informationen zum 60jährigen Jubiläum der EU finden sie hier.

Der Terminkalender für Jubiläumsveranstaltungen in Deutschland ist hier einzusehen.

Mehr Informationen zum March of Europe in hier und hier.

Der Pulse of Europe ist hier aktiv und auf Facebook.

Text: Kim Isabelle Wollnik, Auslandsgesellschaft NRW e.V.

Foto: CC0, johnhain, pixabay.com