17_06_27 Jugendarbeitslosigkeit

„Arbeit nervt, keine noch mehr“ – Workshop für Jugendliche zur Jugendarbeitslosigkeit in Europa (27.06.2017)

„Was bedeutet Jugendarbeitslosigkeit? Das, was passiert, wenn Jugendliche die Schule verlassen.“ Das Zitat ist ein Auszug aus dem Workshop, der mit Schüler*innen des Kurses Arbeitslehre und Wirtschaft der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Dortmund mit den Teamer*innen Carissa Wagner und Johannes Schaffeldt vom Jugendring Dortmund durchgeführt wurde.

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Carissa und Johannes vom Jugendring Dortmund

Zunächst gaben Carissa und Johannes den Jugendlichen einen Überblick, was Jugendarbeitslosigkeit eigentlich ist, welche Formen der Jugendarbeitslosigkeit es gibt und welche Ursachen und Folgen diese hat.
Jugendarbeitslosigkeit bezieht sich demnach auf junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren, die keiner Arbeit nachgehen. Die Jugendarbeitslosenquote in der EU war im Jahr 2016 mit 19% mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote (9%). EU-weit waren 2015 mehr als 6,6 Millionen junge Menschen ohne Ausbildung oder Beschäftigung. Jugendarbeitslosigkeit ist in den europäischen Mitgliedstaaten äußert ungleich verteilt: Während die Quoten in Deutschland, Österreich, Tschechien und den Niederlanden moderat sind, liegt die Erwerbslosigkeit in den südeuropäischen Ländern – wie Spanien, Italien und Griechenland – zwischen 30% und 50%.

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In einer anschließenden Gruppenarbeitsphase ging es darum, sich die Jugendarbeitslosigkeit in anderen EU-Ländern näher anzuschauen. Betrachtet wurden Spanien, Griechenland, Italien, Deutschland und die Niederlande. Es sollte erarbeitet werden, wodurch sich Jugendarbeitslosigkeit in ihrem zugeteilten Land auszeichnet, was die Gründe und Ursachen dafür sind und wie versucht wird, der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
Interessant für die Teilnehmer*innen war, dass die Niederlande hier ein Musterstaat in der EU darstellt. Sie hat mit 11% (2016) den viertniedrigsten Wert in der EU. Nur 4,7% der Niederländer*innen zwischen 18 und 24 Jahren sind weder erwerbstätig noch nehmen sie an einer Ausbildung teil (NEET-Quote).
Griechenland befindet sich hingegen am anderen Ende der Skala. Der drastische Sparkurs der Regierung hat die Arbeitslosigkeit im Land deutlich verstärkt. Hier bekommen Arbeitslose höchstens ein Jahr lang Arbeitslosengeld, danach nur noch 200 € monatlich für ein weiteres Jahr und wer länger ohne Arbeit bleibt, ist auf die Hilfe humanitärer Organisationen, der Kirche und der Kommunen angewiesen. Um die Anreize, Jugendliche einzustellen, zu erhöhen, wurde der monatliche Mindestlohn für unter 25-Jährige auf 500 € gesenkt – doch ohne große Wirkung.

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Gruppenarbeitsphase

Als die Schüler*innen gefragt wurden, wie viele von ihnen sich vorstellen könnten, in ein anderes Land zu gehen, wenn sie in Deutschland keinen Job finden, antworteten 13 der insgesamt 25 Schüler*innen, dass sie bereit wären auszuwandern. Generell äußerten auch sie die Sorge, dass sie einmal arbeitslos würden. Fest überzeugt schienen die meisten, dass man mit einem Studienabschluss höhere Chancen hätte, einen Job zu bekommen.

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Abschließend besprachen die Teamer*innen mit den Jugendlichen grenzübergreifende Lösungsansätze in der EU, wie beispielsweise die Jugendgarantie. Dahinter verbirgt sich die Zusage aller EU-Mitgliedsstaaten, zu gewährleisten, dass alle jungen Menschen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind oder ihre Ausbildung abgeschlossen haben, ein qualitativ hochwertiges Beschäftigungsangebot, eine Fortbildung, einen Ausbildungsplatz oder ein Praktikum erhalten. Des Weiteren gibt es die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen, mit der sie in Regionen mit einer Jugendarbeitslosenquote von über 25% unterstützt werden.

Text: Svenja Hennigfeld
Fotos: © Lena Borgstedt / Auslandsgesellschaft NRW e.V.