„Asyl- und Flüchtlingspolitik in der EU“ – Unsere SOS-Europa-Planspiele im Oktober und November

„Asyl- und Flüchtlingspolitik in der EU“ – Unsere SOS-Europa-Planspiele im Oktober und November

Wie werden Entscheidungen im Europäischen Rat getroffen und wie fühlt sich das eigentlich an, in der Rolle eines Regierungschefs oder einer Regierungschefin mit anderen EU-Mitgliedstaaten zu verhandeln? Das konnten die Schüler:innen des Ruhr-Gymnasiums und des Max-Born-Berufskollegs bei unserem Planspiel „SOS Europa“ selbst herausfinden.

Thematisch geht es dabei um die Flüchtlings- und Asylpolitik der EU. In dem Planspiel wird ein Sondergipfel des Europäischen Rates simuliert. Anlass dafür ist in dem Szenario die Androhung Italiens, aus der Europäischen Union auszutreten, weil das Land mit den ankommenden Flüchtlingen überfordert ist und sich mit der Situation alleine gelassen fühlt.

18.10.23: Planspiel „SOS Europa“ mit dem Ruhr-Gymnasium Witten

In der Vorstellungsrunde sollten die 14 Schüler:innen jeweils ein Wort nennen, welches sie mit Europa verbinden. Häufig fielen die Worte „Freiheit“, „Zusammenhalt“ und „Gemeinschaft“.

Das verbinden die Schüler:innen mit Europa.

Zum Einstieg sollte sich dann jede:r ein Bild aussuchen, das bestimmte Assoziationen in ihnen weckt. Dabei wurde deutlich, dass auch viele deutsche Bürger:innen eine Fluchtvergangenheit haben – etwa aus der DDR. Die Schüler:innen befassten sich sehr ernsthaft mit dem komplexen Thema und seinen Facetten. Bevor es mit dem Planspiel losging, wurden noch einige Begriffe und Fakten geklärt, damit später alle auf demselben Stand diskutieren konnten. Für viele Schüler:innen kam es überraschend, dass die EU-Länder im weltweiten Vergleich gar nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen und erhielten so vor der Debatte noch eine neue Perspektive auf das Thema.

Bei der Verteilung der Rollen wurde die Klasse dann aufgeregt – welches Mitgliedsland würden sie ziehen? Nach Jubel, Stöhnen und Achselzucken war es an der Zeit, sich die Rollenkarten durchzulesen und sich mit der Position des gezogenen Landes vertraut zu machen. Dazu gehörte auch, sich einen anderen Namen zu geben. Die Schüler:innen hatten große Freude daran, sich passende Namen zu ihren Ländern auszudenken. Um schließlich richtig in die Rolle hineinzuschlüpfen, wurde zu Beginn des Gipfels ganz feierlich die Europäische Hymne gespielt. Dabei standen alle Schüler:innen auf. Nach dem Hinsetzen konnte das Planspiel beginnen.

Die Schüler:innen stehen bei der Hymne auf.

Bereits bei den Eingangsstatements gab es ein paar Spitzen gegen die Positionen anderer Mitgliedstaaten, woraus sich im Anschluss eine hitzige Diskussion entfachte. Die Standpunkte einiger Länder schienen sehr weit auseinander zu liegen, während es bei anderen Staaten durchaus viele Überschneidungen gab. Nach informellen Verhandlungen förderten die Schüler:innen schließlich einige Lösungsvorschläge zutage, über die abgestimmt werden konnte.

Aufgrund des Prinzips der Konsensentscheidung konnte sich die Klasse nicht auf alle Punkte einigen. Trotzdem waren die meisten in der Auswertung zufrieden mit dem Ergebnis. Im Feedback gaben die Schüler:innen an, jetzt besser zu verstehen, wie politische Entscheidungen in der EU zustande kommen. Der Rollenwechsel sei ebenfalls spannend gewesen, auch wenn die eigene Meinung der Schüler:innen teilweise weit weg von der Position des gezogenen Landes war.

Ein Schüler gab an, dass es interessant gewesen sei, selbst in der Situation zu sein, „dass man verhandeln muss“ – häufig meckere man sonst ja nur über Politik. Ein anderer sagte, es sei kompliziert gewesen, „auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen“. Am Ende des Tages waren die Schüler:innen erschöpft, aber größtenteils zufrieden mit ihrem Ergebnis.

08.11.23: Planspiel „SOS Europa“ mit dem Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

Dieses Mal sollten die Schüler:innen bei der Vorstellungsrunde ihre Erwartungen mitteilen. Einige äußerten den Wunsch, verschiedene Meinungen zu hören und viel zu diskutieren. Für Erheiterung – bei Schüler:innen und Lehrer:innen – sorgte der Wunsch, dass der Tag „auf jeden Fall besser als Schule“ sein sollte.

Die Schüler:innen bei der Bildergalerie.

Der Ablauf blieb dann bei beiden Planspielen gleich. Bei der Bildergalerie zeigten die Schüler:innen große Empathie angesichts der Fluchtumstände, die auf einigen Fotos zu sehen waren. In der anschließenden Runde zu Begriffen und Fakten rund um das Thema Asyl- und Flüchtlingspolitik wurde zudem geklärt, was mit dem Begriff „illegaler Einwanderer/illegale Einwanderin“ eigentlich gemeint ist, der zwar häufig benutzt, aber dabei selten erläutert wird. Menschen, die so bezeichnet werden, halten sich ohne Aufenthaltserlaubnis in einem Land auf, in dem sie keine Staatsangehörigkeit haben.

Nach einer wort- und erfolgreichen Diskussion legten die Schüler:innen ihre Länder-Anstecker und ihre Rollen ab und kamen noch einmal zur Auswertung zusammen. Dabei äußerte ein Schüler, dass es hilfreich gewesen sei, einmal eine andere Meinung als die eigene vertreten zu müssen. Die Gruppe habe außerdem Wert daraufgelegt, eine Einigung zu erzielen und sei stolz auf ihr Ergebnis. Die Schüler:innen hatten sich unter anderem darauf verständigt, Fluchtursachen stärker zu bekämpfen und die illegale Migration zu begrenzen. Zum Abschluss ging es noch darum, ob die Erwartungen der Schüler:innen erfüllt wurden. Dem stimmte die Gruppe in allen Punkten zu.