Das Europäische Jahr der Schiene: Ein Jahr im Zeichen des Bahnverkehrs

Das Europäische Jahr der Schiene: Ein Jahr im Zeichen des Bahnverkehrs

Das Jahr 2021 steht in der europäischen Union unter dem Zeichen des umweltfreundlichsten Massenverkehrsmittels: im Januar hat das Europäische Jahr der Schiene offiziell Fahrt aufgenommen. Gerade in Zeiten der Klimakrise ist es wichtig, den Zugverkehr stärker zu fördern, da er der einzige Verkehrsträger ist, dessen Treibhausemissionen seit 1990 kontinuierlich zurückgehen. Die Initiative soll die Bahn als nachhaltiges Verkehrs- und Transportmittel durch verschiedene Aktionen stärken. Aber was genau bedeutet es, dass die EU-Kommission das Jahr unter dieses Motto gestellt hat, und welche Maßnahmen sind geplant? Wir geben einen Überblick.

Themenjahre sollen politische Agenda setzen

Seit 1983 werden in der EU die Jahre unter ein bestimmtes Thema gestellt, und sollen dadurch zum Nachdenken anregen, Diskussionen anstoßen, und zu einem Umdenken führen: So war 1999 das Jahr gegen Gewalt an Frauen, 2012 das Jahr des aktiven Alterns, und 2018 das Jahr des Kulturerbes. Außerdem werden Gelder für verschiedene lokale, nationale und grenzübergreifende Projekte zum Thema des Jahres bereitgestellt. Für die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten ist es oft auch ein Anlass, neue Rechtsvorschriften zum jeweiligen Thema vorzuschlagen, und das Thema auf die politische Agenda zu setzen.

Den Vorschlag, 2021 zum Jahr der Schiene zu erklären, machte die für den Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina Vălean im März 2020 mit der Begründung, dass der Eisenbahnverkehr in den Bereichen Nachhaltigkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit enorme Vorteile biete, und die Schaffung eines europaweiten Schienennetzwerks ein Akt des politischen Zusammenhalts sei.

Das Jahr der Schiene als Unterstützung des European Green Deal

Das Motto wurde dabei nicht zufällig ausgewählt: Es ist Teil des European Green Deal, mit welchem Europa bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden soll. Ein ambitioniertes Ziel, für welches zahlreiche Maßnahmen zum Umbau der Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen Wachstumsstrategie ergriffen werden müssen. Eines der Schlüsselelemente ist hierbei der Einsatz klimaschonender Verkehrsmittel, denn aktuell entfallen ca. 25% der Treibhausgase in der EU auf den Verkehrssektor.

Besonders Zugfahrten sind eine umweltfreundliche Art zu Reisen, allerdings wurde in den letzten Jahren das mögliche Potenzial eines europäischen Schienennetzes nicht komplett ausgeschöpft: Aktuell werden nur 11% der Güter und nur 7% der Reisenden mit dem Zug befördert. Denn obwohl Züge die umweltfreundlichere Variante sind, gilt: je länger die Strecke, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen sich für das umweltschädlichere Flugzeug entscheiden. Deswegen verwundert es wenig, dass in den letzten Jahrzehnten die meisten Nachtzüge eingestellt wurden. Dies wiederum bedeutet, dass es auch für diejenigen, die die umweltfreundlichere Variante gewählt hätten, kaum Angebote gab. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen ein Flugticket selbst auf kürzeren Strecken günstiger ist als ein Zugticket, und in anderen Fällen hat man die Wahl zwischen einer langen Zugreise mit mehreren Umstiegen, und einer kürzeren Autofahrt ohne Zwischenstopps. Unter solchen Umständen ist es fast schon verständlich, dass Zugreisen für viele Menschen eher die zweite Wahl sind.

Der TransEuropExpress 2.0: Neue Tag- und Nachtzüge zwischen europäischen Großstädten

Genau hier will die EU-Kommission mit dem Jahr der Schiene ansetzen: Reisen mit dem Zug sollen in Zukunft komfortabler und klimafreundlicher werden. Eine Reaktivierung vorhandener Strecken, der Ausbau des Schienenverkehrs, sowie der Einsatz von Hochgeschwindigkeitszügen zwischen europäischen Städten sind zentral für die Umsetzung des Projekts. Der erste Schritt dabei: die Reaktivierung des 1988 eingestellten TransEuropExpress, der sogenannte TransEuropExpress 2.0. Hierzu verständigten sich Bahnunternehmen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz im Dezember 2020 darauf, Tag- und Nachtzugverbindungen zwischen verschiedenen Städten auszubauen und möglichst bald den Betrieb aufzunehmen. Geplant sind aktuell vier neue NightJet-Linien, welche in den nächsten Jahren ausgebaut werden und insgesamt 13 europäische Metropolen miteinander verbinden sollen:

Im Dezember 2021 starten die Strecken Wien – München – Paris sowie Zürich – Köln – Amsterdam. Zwei Jahre später im Dezember 2023 folgen Wien – Berlin – Brüssel – Paris. Und im Dezember 2024 kommt die Strecke Zürich – Barcelona.

EU-Verkehrskommissarin Vălean sagte dazu: „Die Mobilität der Zukunft muss nachhaltig, sicher, bequem und günstig sein. All das und viel mehr bietet die Bahn. Im Europäischen Jahr der Schiene können wir dieses Verkehrsmittel neu entdecken. Mit einer Vielzahl von Aktionen werden wir der Bahn dazu verhelfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.“

 

Text: Stefaniya Vlasova