Der Bär ist los! Aktuelle Entwicklungen Russlands (07.03.2016)

Der Bär ist los! Aktuelle Entwicklungen Russlands (07.03.2016)

Seit der Krimkrise ist die Beziehung der EU zu seinem östlichen Nachbarn sehr angespannt: Die Sanktionen der EU und Russlands Reaktionen darauf überschatten die vorherige gegenseitige Annäherung stark. Das Europe Direct Dortmund hat gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung am 07. März 2016 einen Austausch mit Andrey Gurkov, Russland-Experte der Deutschen Welle, organisiert. Die Moderation übernahm Erich G. Fritz (ehem. MdB und Vizepräsident der AgNRW).

„Befinden wir uns in einem Kalten Krieg?“ – Dies fragte der Journalist zu Beginn seiner Ausführungen. Seiner Ansicht nach wolle der Westen keinen Krieg bzw. könne ihn nicht gebrauchen, während der Kreml einen Krieg wolle und brauche. So habe nur ein geringfügiger Teil der russischen Bevölkerung ein positives Bild von der Beziehung ihres Heimatlandes zur EU. Ein Grund hierfür lasse sich laut Gurkov in dem gescheiterten Modernisierungsprozess in Russland finden. Eine weitere Ursache für die geringe Popularität der EU-Russland-Beziehungen zeige sich in dem Konzept von Macht, das in Russland vorherrsche. So werde „Macht“ immer noch als von Gott gegeben angesehen und strahle eine enorme Attraktivität auf die Menschen aus.

Die Proteste gegen die Wahlfälschungen im Jahr 2011 seien für Putin ein Anlass gewesen, einzuschreiten, da ein zu großes Aufbegehren der Bevölkerung eine Gefahr für seinen Machtstatus hätte darstellen können. Laut Gurkov sei das damalige Handeln Putins der Beginn vom Ende des Modernisierungsprozesses gewesen. Der tatsächliche „Point of no return“ finde sich jedoch in der Annexion der Krim. Während sie im russischen Fernsehen zelebriert würde und Putins Popularität weiter ansteige, verhänge die EU weitere Sanktionen. Fraglich bleibe, inwieweit diese in Zeiten immer größerer innereuropäischer Zerwürfnisse Bestand haben werden.

Zusammenfassend definierte Gurkov die momentane Situation in Russland als Entfremdung von Europa und konstatierte, dass in naher Zukunft außer auf wirtschaftlicher Ebene keine weitere Annäherung zwischen Russland und der EU zu erwarten sei.

Text: Natalie Menn, Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Foto: © Auslandsgesellschaft NRW e.V.