Der Clean Industrial Deal der EU und grüne Industrieprojekte in Dortmund (27.08.2025)
Klimaschutz und industrielle Entwicklung werden oftmals noch als Widerspruch gesehen. Damit kohlenstoffarme Industrie und wirtschaftliche Effizienz zusammenfinden, hat die EU den Clean Industrial Deal ins Leben gerufen. Martin Mödder, Mitglied im Team Europe Direct Rednerpool der Europäischen Kommission, stellte am 27. August in einem Vortrag in der VHS Dortmund die Ziele des Clean Industrial Deals vor. Doch wie können diese vor Ort in konkrete Maßnahmen überführt werden? Auch darauf wurden bei der Veranstaltung Antworten gefunden. Bettina Brennenstuhl, Vorständin der Dortmunder Hafen AG, und Jann Mühlhoff, Geschäftsführer der Rhenus Port Logistics Rhein-Ruhr GmbH, berichten von nachhaltigen Industrieprojekten am Dortmunder Hafen und aus der Region.
Wie verbindet man Klimaschutz mit Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie?
Die EU hat sich vorgenommen, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und dafür zunächst den EU Green Deal beschlossen. Mit dem Clean Industrial Deal soll nun der Fokus auf die Transformation der Industrie gelegt werden. Schließlich leben wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit müssen zusammenfinden. EU-Experte Martin Mödder beleuchtet sechs Kernpunkte des Clean Industrial Deal, die dabei helfen sollen, dieses Ziel zu erreichen. Unternehmen sollen konkret bei der Transformation hin zu nachhaltigen wettbewerbsfähigen Produkten und Technologien unterstützt werden. Unter anderem durch Bürokratieabbau, außerdem soll es für Unternehmen mehr Planungssicherheit geben. „Die EU investiert zudem viel Geld, um die Industrie zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf energieintensiven Industrien, sauberen Technologien und zirkulären Geschäftsmodellen“, betont Mödder in seinem Vortrag. Er hebt die Bestrebungen hervor, Kreislaufwirtschaft zu fördern, um die Abhängigkeit von Primärrohstoff-Importen zu verringern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen. Eine weitere wichtige Maßnahme, über die der Team-Europe-Direct-Experte spricht, ist die Umstellung auf in der EU erzeugte saubere Energie: ein wichtiger Schritt hin zu bezahlbarer Energie und geringeren Emissionen. Wie diese Kernpunkte in Dortmund konkret am Dortmunder Hafen umgesetzt werden, beschreibt Bettina Brennenstuhl, Vorständin der Dortmunder Hafen AG.

Wie fördert der größte Kanalhafen Europas nachhaltige Industrie? Antworten gab Bettina Brennenstuhl.
Grüne Transformation im Dortmunder Hafen
„Der Dortmunder Hafen ist das größte zusammenhängende Industriegebiet in Dortmund“, erklärt Bettina Brennenstuhl zu Beginn ihres Vortrags. „Anfangs wurde der Hafen für den Transport und Umschlag von Erz und Stahl genutzt. Durch die Entwicklung der Wirtschaft und Veränderung der Nachfrage ist der Hafen zu einem Universalhafen geworden.“ Heute werden dort viele verschiedene Güter umgeschlagen. Um diesen zentralen Ort der Dortmunder Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten und weniger CO2-Emissionen zu verursachen, arbeitet der Hafen an verschiedenen Maßnahmen. Die Vorständin der Dortmunder Hafen AG betont unter anderem, dass er ein Umschlagort für Güter ist, die für den Bau von Windkraftanlagen gebraucht werden. Außerdem berichtet sie von den Plänen, ein Kompetenzzentrum zu errichten, das operativer Teil eines Wasserstoffökosystems zum Wasserstoffhub für die Stadt Dortmund werden soll. Brennenstuhl beschreibt zudem bespielhaft, wie am Dortmunder Hafen Kreislaufwirtschaft aktiv umgesetzt wird. Die Ruhrmann Logistik GmbH & Co. KG nutzt den Hafen als Umschlagsort für teerhaltigen Straßenaufbruch. Dieser wird anschließend thermisch verwertet und der Primärrohstoff wird zurückgewonnen. Der Primärrohstoff wird dann vom Dortmunder Hafen weiter genutzt. Ein anderes am Hafen ansässiges Unternehmen ist die Rhenus Port Logistics Rhein-Ruhr GmbH, die mit dem Green Steel Logistics Hub einen großen Schritt Richtung Nachhaltigkeit gegangen ist. Wie genau, berichtet uns Geschäftsführer Jann Mühlhoff.

Green Steel: Die grüne Transformation der Stahlindustrie ist keine leichte Aufgabe, betont Jann Mühlhoff.
Green Steel Logistics Hub: Nachhaltige Logistik für grünen Stahl
Beim Transport von Stahl vom Antwerpener Seehafen stand die Rhenus Port Logistics Rhein-Ruhr GmbH vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Mit dem Green Steel Logistics Hub hat sie diese erfolgreich bewältigt und dazu ein Beispielprojekt in Sachen Nachhaltigkeit umgesetzt, erklärt Geschäftsführer Jann Mühlhoff. Die Anlage für nachhaltigen Stahlumschlag hat vergangenes Jahr am Dortmunder Hafen den Betrieb aufgenommen. Das Ziel: den Umschlag, die Lagerung und den Transport so emissionsarm wie möglich zu gestalten. Das Unternehmen hat dafür gleich mehrere Maßnahmen ergriffen, die in Summe zu einer deutlichen CO2-Einssparung führen. Rhenus lässt den Stahl zunächst mit dem Binnenschiff nach Dortmund liefern, wo er in einer nachhaltig sanierten und umgebauten Anlage umgeschlagen wird. „Die Energie, die hier vor Ort gebraucht wird, stammt aus der Solarenergie der eigenen Photovoltaikanlagen und von Ökostrom“, erklärt Mühlhoff, „Die Waren werden anschließend in Elektro-LKW auf der letzten Meile zu den Kunden geliefert. Diese laden wir ebenfalls mit Solar- und Ökostrom.“ Der Geschäftsführer betont, dass Rhenus Port Logistics Rhein-Ruhr GmbH es auf diese Weise schafft, bis zu 60 % der CO2-Emissionen einzusparen. Sein Fazit: Das Projekt sei für Rhenus, als auch für die Kunden wirksam und erfolgreich. Er merkt allerdings an, dass es nur unter bestimmten Voraussetzungen mithilfe staatlicher Förderung umgesetzt werden konnte und es darüber hinaus viele weitere Maßnahmen brauche, um die europäische Wirtschaft gleichzeitig wettbewerbsfähig und nachhaltig zu gestalten. Die Lage in der Stahlindustrie bleibe weiterhin schwierig.
Umso wichtiger, dass die EU mit dem Clean Industrial Deal wirksame Maßnahmen in die Wege leitet, um Klimaschutz und wettbewerbsfähige industrielle Entwicklung zusammenzuführen.
Text: Johanna Nickell
