Dritter Tag der Städtepartnerschaften (21.11.2019)
Bereits zum dritten Mal organisierte die Auslandsgesellschaft.de am 21. November 2019 den Tag der Städtepartnerschaften, bei dem Vertreter*innen von Kommunen, Partnerschaftsvereinen und weiteren Organisationen aus ganz Nordrhein-Westfalen aufeinandertreffen, um sich über ihre Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Die diesjährige Veranstaltung stand im Zeichen der großen gesellschaftlichen Fragen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Der dritte Tag der Städtepartnerschaften wurde von der Auslandsgesellschaft.de diesmal im Schloss der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ausgerichtet. Nach Grußworten durch die Prorektorin der Universität, Prof. Dr. Monika Stoll, die Münsteraner Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson und Staatsminister a. D. Wolfram Kuschke folgte ein spannender Vortrag von Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Ausschusses der Regionen (AdR). Lambertz berichtete aus seinem Arbeitsalltag im AdR und seiner Erfahrung mit Städtepartnerschaften in Europa. Insgesamt gebe es in Europa etwa 20.000 Städtepartnerschaften. Ganze 6.500 davon würden von Kommunen in Deutschland gehalten. Knapp 90% dieser würden dabei mit anderen Kommunen innerhalb Europas gepflegt. Städtepartnerschaften seien für Lambertz das Ergebnis des Wunsches, Bürger*innen zusammenzubringen. Zwar gingen die Zahlen der neu abgeschlossenen Partnerschaften in den letzten Jahren zurück, jedoch würden noch immer etwa 80% aller bestehenden Partnerschaften aktiv gepflegt. Lambertz betonte auch, wie wichtig Städtepartnerschaften für die Herausbildung einer europäischen Identität der Bürger*innen seien und kommentierte: „Das muss man manchem aus der European Bubble noch klarmachen.“
In einer anschließenden Diskussionsrunde mit Staatsminister a.D. Kuschke und dem Publikum wurden Wege besprochen, wie die Städte und Regionen auf europäischer politischer Ebene stärker eingebunden werden könnten. Für Lambertz steht fest: „Wir müssen Europa vom Kopf auf die Füße stellen.“ Eine Möglichkeit hierfür sei zum Beispiel die Stärkung der Rolle des AdR bei der Subsidiaritätskontrolle. Auch über die Einführung eines europäischen Senats, einer zweiten Bürgerkammer neben dem Europäischen Parlament, würde diskutiert. Dies halte Lambertz im aktuellen Institutionengefüge jedoch für eher kontraproduktiv. Zum Schluss der Diskussionsrunde betonte Wolfram Kuschke auch die hohe Bedeutung der Europe-Direct-Informationszentren als wertvolle Partner in den Regionen, um Kontakte zur Europäischen Union herzustellen.
Die „smarter“ werdende Stadt Münster
Der dritte Tag der Städtepartnerschaften stand ganz unter dem Zeichen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Beide Entwicklungen sind auch für Städtepartnerschaften zunehmend von Bedeutung. In einem informativen Vortrag berichtete Dr. André Wolf, Leiter der Stabsstelle Smart City der Stadt Münster, von den Bemühungen der Stadt, zunehmend „smarter“ zu werden. Dabei gehe es vor allem darum, anhand neuer digitaler Lösungen das Leben leichter sowie umweltfreundlicher zu gestalten. Digitalisierung sei dabei immer ein „Ballungsraum von Ängsten und Visionen“. Das Besondere an ihr sei, dass sie alle sozialen Interaktionen neu aufstelle, wodurch die Geschwindigkeit der Kommunikation und auch des gesamten Lebens zunehmen. Auch an Städtepartnerschaften gehe sie deshalb nicht spurlos vorbei, sondern verändere sie. Dabei biete der Austausch über Städtepartnerschaften die große Chance, smarte Lösungen in der jeweiligen Partnergemeinde kennenzulernen und auf diese Weise voneinander zu lernen und neue Ideen mit nach Hause zu bringen. Zudem stellen gerade die sozialen Netzwerke eine neue und sehr einfache Möglichkeit dar, die Kontakte in die teils weit entfernten Partnergemeinden aufrecht zu erhalten.
Aktiver Austausch in Kleingruppen
Am Nachmittag standen den Teilnehmenden verschiedene Workshops zur Auswahl, in denen die zentralen Themen des Tages vertieft diskutiert wurden. Im Workshop zum Thema Digitalisierung wurde unter Leitung von Sigmar Fischer vom Kompetenzteam Städtepartnerschaften und europäische Zivilgesellschaft der Auslandsgesellschaft.de die Frage vertieft, welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen die Digitalisierung für Städtepartnerschaften biete. Dabei stellte sich heraus, dass in Sachen Digitalisierung oft Unterstützung in Form von professioneller Hilfe gewünscht wurde. Hier biete sich jedoch die Möglichkeit, gerade junge Menschen, die sogenannten „digital natives“, zur Hilfe zu ziehen und diese so möglicherweise auch für ein längerfristiges Engagement zu binden.
Dr. Kai Pfundheller, Leiter des Instituts für politische Bildung der Auslandsgesellschaft.de, griff in seinem Workshop das Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Städtepartnerschaften auf. Simone Schubert vom Regionalverband Ruhr berichtete von dem erfolgreichen Projekt „Twin Cities in Climate Change“, das 2017 in Essen stattgefunden hatte. Dieses beschäftigte sich mit der Frage, wie Klimaschutz vor Ort in der eigenen Region am besten umgesetzt werden könne. Das Besondere hierbei war, dass Kommunen speziell dazu aufgerufen wurden, gemeinsam mit ihrer Partnerkommune an der Veranstaltung teilzunehmen. Insgesamt waren 200 Personen aus 22 Ländern vertreten und es wurden klare internationale Forderungen formuliert, die anschließend direkt bei der Klimakonferenz in Bonn weitervermittelt wurden. Im Workshop wurde zudem diskutiert, wie das Thema Nachhaltigkeit gerade im konkreten Austausch von Städtepartnerschaften an Bedeutung gewinnen könne. Im Zentrum stand dabei vor allem, wie Austauschveranstaltungen mit den Partnergemeinden möglichst klimaneutral organisiert werden können.
Insgesamt bot auch der dritte Tag der Städtepartnerschaften wieder zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch über bestehende Probleme und neue Ideen für die Belebung von Partnerschaften. Auch für das nächste Jahr ist eine Folgeveranstaltung geplant, bei der dieser Austausch erneut vertieft werden kann.
Text: Rebecca Melzer und Gerrit Zumstein, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Gerrit Zumstein, Auslandsgesellschaft.de e.V.