EU-Förderung vor Ort: INKLUDO 2.0 in der Nordstadt

EU-Förderung vor Ort: INKLUDO 2.0 in der Nordstadt

Im Rahmen des Mehrjährigen Finanzrahmen (2021-2027) fördert die EU Projekte, die unter die Migrations- und Grenzverwaltung fallen, durch Fördertöpfe wie den AMIF. So hat auch das Projekt INKLUDO 2.0 der Planerladen gGmbH von einer EU-Förderung profitiert. Das Projekt richtet sich an Menschen aus Drittstaaten, also Nicht-EU-Ländern, die in der Dortmunder Nordstadt ankommen. Dazu werden unter anderem Konfliktvermittlung und –beratung, sowie Schulungen und Dialogveranstaltungen angeboten. Wir haben mit Dennis Zilske von der Planerladen gGmbH über das Projekt gesprochen.

Räumlichkeiten von INKLUDO 2.0 in der Schützenstraße 42, 44147 Dortmund. Foto: Planerladen gGmbH

Steckbrief

Name des Projekts: INKLUDO 2.0

Träger: Planerladen gGmbH

Förderprogramm: AMIF – Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds

Ziel des Projekts: Förderung des Zusammenlebens in der Dortmunder Nordstadt

Projektmaßnahmen:

  1. Dialogveranstaltungen zu Teilnahme & Demokratieförderung: Lesungen & Filmabende mit Podiumsdiskussionen zu den Themenbereichen Migration, Integration, Ankommen in Deutschland, Wohnen und Zusammenleben.
  2. Konfliktvermittlung & -beratung: bei konkreten Problemen mit Nachbarn oder Behörden, aber auch stadtteilbezogenen Konflikten wie beispielsweise der Nutzung von Grün- und Freiflächen.
  3. Schulungen & Fortbildungen: zu Themen wie Konfliktvermittlung, Antirassismus & Antidiskriminierungsarbeit, aber auch Alltagsschulungen zur Ankunft in Deutschland (z.B. Rechte & Pflichten als Mieter:innen, Strom und Heizung oder dem deutschen Gesundheitssystem) Letztere besitzen gewissermaßen Präventionscharakter, um Drittstaatler:innen das geeignete „Handwerkszeug“ für potenziell konfliktbehaftete oder auch schlicht überfordernde Lebenssituationen an die Hand zu geben.
  4. Öffentlichkeitsarbeit & Kampagnen: Positionierung und Partei ergreifen für benachteiligte Menschen (hier projektbezogen vor allem Drittstaatler:innen) im Bereich Migration & Integration, Kampagnen gegen Diskriminierung, für bezahlbaren Wohnraum, gegen Rechts/Antirassismusarbeit
  5. Begegnungsformate: Veranstaltungen wie Stadtteilfeste zur Stärkung der Nachbarschaft
  6. Bewohnerinitiativen stärken & Eigenengagement der Bewohner:innen unterstützen
  7. Antidiskriminierungsarbeit mit Schwerpunkt im Wohnbereich

Eine Dialogveranstaltung. Foto: Planerladen gGmbH

Interview mit Dennis Zilske, Planerladen gGmbH

Dennis Zilske. Foto: Planerladen gGmbH

Herr Zilske, wer profitiert konkret vom Projekt INKLUDO 2.0?

Der Fokus liegt natürlich auf den Drittstaatenangehörigen, aber natürlich geht es auch um andere Zugewanderte und die Aufnahmegesellschaft. Des Weiteren muss es immer einen Bezug zur Nordstadt als Projektgebiet geben. Bei der Konfliktvermittlung ist es beispielsweise so, dass die Menschen in der Nordstadt wohnen müssen. Jemand, der mit einem Konflikt zu uns kommt und Unterstützung benötigt, muss also Drittstaatler:in sein und in der Nordstadt wohnen. Bei anderen Projektbausteinen, wie Dialogveranstaltungen, die in der Nordstadt stattfinden, sind wir ein bisschen flexibler. Da dies öffentliche Veranstaltungen sind, ist natürlich jeder willkommen und soll sich einbringen, damit Kommunikation entsteht. Bei unserem Bürgerforum Nord trifft Süd ist etwa der Austausch von Bewohnern, Vereinen und Initiativen aus der Nordstadt mit Menschen aus anderen Stadtteilen ausdrücklich unser Ziel.

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Ich bin Projektverantwortlicher und nehme damit eine eher steuernde Rolle ein. Ich habe ein Auge darauf, dass das Team stets einen Überblick darüber hat, welche Aufgaben anstehen und welche Ziele zu erfüllen sind. Ebenfalls gehört es natürlich dazu, gegenüber dem Fördergeber die entsprechenden Berichtspflichten einzuhalten und unsere Arbeit entsprechend zu dokumentieren.

Was macht das Projekt besonders? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal von INKLUDO 2.0?

Die große inhaltliche Bandbreite. Mir ist nicht bekannt, dass andere Projekte ähnlich breit aufgestellt arbeiten würden, wenn es um Konfliktvermittlung in Kombination mit Dialog und Antidiskriminierung geht. Meistens haben solche Angebote von Mediation, wo es um die Klärung von Konflikten geht, ja schon einen engeren Fokus, zum Beispiel indem der Schwerpunkt eindeutig auf Nachbarschaftsstreitigkeiten und Ähnliches gelegt wird. Das ist aber nur ein ganz kleiner Teil unserer Arbeit. Unsere Bandbreite reicht von: ‚Ich habe einen persönlichen Konflikt mit meinem Nachbarn‘, bis zu: ‚Wie entwickelt sich der Stadtteil und welche Entscheidungen werden politisch gefällt?‘.

Begegnung, Austausch & Dialog wird wertgeschätzt. Foto: Planerladen gGmbH

Als damals etwa der Busbahnhof in die Nordstadt verlegt wurde, damit auf der Südseite des Bahnhofs das Fußballmuseum entstehen konnte, haben wir uns auch in den Prozess eingemischt, da wir das auch als Konflikt definieren. Wenn Politik oder Verwaltung Projekte (die anderswo aufgrund der damit verbundenen Belastungen wohl auf Widerstand stoßen würden) in die Nordstadt schieben wollen, dann ergreifen wir Partei für den Stadtteil und seine Bevölkerung, da die Menschen hier oftmals nicht so artikulationsstark sind. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe, den Menschen hier eine Stimme zu geben beziehungsweise ihren Stimmen Aufmerksamkeit zu verschaffen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass auch die Demokratisierung von Prozessen ein Anliegen des Projekts ist – und diese Bandbreite von der Bearbeitung sowohl zwischenmenschlicher als auch gesamtgesellschaftlicher Konflikte macht die Einzigartigkeit des Projekts aus.

Zusammenhalt im Stadtteil festigen. Foto: Planerladen gGmbH

Wodurch kam die EU- Förderung zustande? Wie ist der Prozess verlaufen?

INKLUDO 2.0 hat viele „Vorläuferprojekte“, die bereits ähnlich ausgerichtet waren, denn bereits seit dem Jahr 2000 beschäftigt sich der Planerladen mit stadtteilbezogener Konfliktvermittlung. In einer EU-Förderung sind wir nun seit 2011, erstmalig mit dem Projekt „Richtig streiten will gelernt sein“ (2011 – 2015) sowie  „KODIAQ – Konfliktvermittlung, Dialog und Aktivierung im Quartier (2015-2018)“ über den Europäischen Integrationsfonds (EIF). Seit 2020 liefen dann unsere ersten beiden AMIF-geförderten Projekte INKLUDO und INKLUDO PLUS+ als direkte Vorgänger von INKLUDO 2.0. Dabei war stets das BAMF die zuständige Behörde, sodass hier schon eine recht lange konstruktive Zusammenarbeit besteht.