EU Förderung vor Ort – KulturXpand eine Schnittstelle zwischen KI und Kultur

EU Förderung vor Ort – KulturXpand eine Schnittstelle zwischen KI und Kultur

Im Rahmen von NEXT.IN.NRW des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden zahlreiche Vorhaben gefördert, die neue Technologien in Nordrhein-Westfalen erproben und für die Praxis nutzbar machen. Dazu zählt unter anderem auch das Projekt „KulturXpand“ der FernUniversität in Hagen. Ziel des Vorhabens ist es, mit Augmented Reality, generativer KI und spielerischen Ansätzen neue digitale Werkzeuge für Kulturschaffende zu entwickeln. Dabei sollen interaktive Punkte, zum Beispiel im Stadtraum, geschaffen werden, die Kulturinhalte unmittelbar erlebbar machen. Der Ansatz hier ist, Kulturschaffenden auch ohne die nötigen Programmierkenntnisse die Möglichkeit zu geben, Kultur und Kunst greifbar zu machen. Wir haben hierzu mit Mitgliedern des Projektteams der FernUniversität in Hagen gesprochen. Vorab einige Fakten zum Projekt.

Foto: FernUniversität Hagen

Steckbrief

Name des Projekts: KulturXpand
Träger: FernUniversität in Hagen (Konsortialführung)
Projektpartner: EVOspark GmbH (Interaktive AR – und QR – Lösungen für Städte und Unternehmen), netzfactor GmbH (Entwicklung serverbasierter Plattformen und mobiler Anwendungen), Convaise UG (Chatbots zur Vereinfachung von Bürgerkommunikation), Cologne Game Lab (TH Köln) (Forschung zur kulturellen Vermittlung mit AR und spielerischen Elementen)

Ziel des Projekts: Entwicklung einer Plattform für Kulturorte, auf der Augmented Reality, KI-gestützte Chatbots und Gamification zu einem realweltlichen „Metaverse“ verbunden werden

Assoziierte Partner: Mittlerweile zwölf. Dazu zählen unter anderem Museen, Theater (z. B. aus Dortmund) sowie Technologiepartner aus den Bereichen VR/AR; weitere Kulturakteur:innen und Festivals
Förderprogramm: Innovationswettbewerb NEXT.IN.NRW (Land NRW, mit Mitteln der Europäischen Union finanziert )

Projektmaßnahmen: Entwicklung einer App mit „Interactive Points of Interest“ (IPoIs), die vor Ort und aus der Ferne interaktiv erlebbar sein sollen. Erstellung von KI-Modulen mit Retrieval-Augmented Generation (RAG) für inhaltlich verlässliche Chatbots. Inhalte sollen sich hierbei per PDF oder URL einspeisen lassen. Außerdem die Entwicklung eines Authoring-Toolkits/CMS (Baukastensystems), damit Kulturstätten Inhalte selbst erstellen, aktualisieren und zielgruppenspezifisch ausspielen können. Hierzu wird eine empirische Vorstudie mit Anforderungsanalysen und nutzerzentrierten Tests (UX, Didaktik, Ästhetik) mit beteiligten Kulturstätten durchgeführt. Darüber hinaus werden Workshops zu AR, 3D-Audio und Gamification zur Konzeption von Benachrichtigungen und Eventbezug (z. B. Hinweise zu Veranstaltungen in der Nähe) durchgeführt. Bevorzugt wird hier vor allem zuerst die lokale Infrastruktur.

Interview

Foto: (v. l. n. r.) Dr. Philip Weber und Prof. Dr. Thomas Ludwig

Worum geht es in Ihrem Projekt, Herr Dr. Weber und Herr Prof. Ludwig?

KulturXpand überführt aktuelle Technologien wie Augmented Reality, KI, 3D-Audio und Gamification in konkrete Kulturanwendungen. Aus klassischen „Points of Interest“ werden interaktive Punkte. Besuchende können somit mit Orten „chatten“, Inhalte in AR erleben oder niedrigschwellig Informationen abrufen. Parallel dazu entsteht ein Baukasten, mit dem Kulturorte ihre Inhalte selbst pflegen können. Viele digitale Angebote in Museen oder Theatern sind bisher stark individualisiert und abhängig von Dienstleistern. KulturXpand setzt hier auf ein eigenes CMS für IPoIs, damit Ausstellungen, Rundgänge und Begleitmaterialien flexibel und auf die jeweiligen Einrichtungen angepasst werden können.

An wen richtet sich das Projekt?

Primär an Kulturschaffende und Institutionen. Dazu zählen Museen, Theater, Festivals und auch lokale Vereine. Zugleich soll das Publikum aber auch breiter werden, von Kindern und Jugendlichen bis hin zu kulturferneren Zielgruppen. Die Plattform denkt Kultur deshalb bewusst weit. Neben den klassischen Häusern eben auch Straßenfeste, Heimatvereine oder elektronische Musikfestivals. Inhalte sollen hierbei zielgruppenspezifisch ausgespielt werden, etwa durch vereinfachte Texte für Kinder und Jugendliche. Langfristig ist der Ansatz natürlich auch übertragbar, etwa auf Wissenschaftskommunikation in Hochschulen. Diese Aspekte sind aber derweil noch Zukunftsmusik.

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Die FernUniversität in Hagen führt das Konsortium und verantwortet die wissenschaftlich technische Entwicklung. Organisatorisch geht es um Koordination, Berichtswesen und die Abstimmung mit dem Fördermittelgeber. Inhaltlich arbeitet das Team in drei Schritten. Erstens eine empirische Vorstudie im Feld (Interviews, Beobachtungen, Fokusgruppen) mit den Kulturpartnern. Zweitens die Ableitung technischer und funktionaler Anforderungen und deren Übersetzung für die Entwicklungsteams. Drittens Evaluation und Tests der Prototypen in realen Nutzungsszenarien, gerade hier mit besonderem Blick auf User Experience, Ästhetik, Unterstützung sozialer Praktiken und organisatorische Abläufe.

Was macht das Projekt besonders?

Die Verbindung von AR, generativer KI und Chatbots zu einem offenen realweltlichen Kulturmetaverse mit einem Authoring Toolkit, das Kulturorte unabhängig macht. Technisch zentral ist ein RAG-Ansatz, der Inhalte aus PDFs und Webseiten in eine Vektordatenbank bringt, damit Chatbots fundiert antworten können. Wichtig ist außerdem die Datensouveränität. Die Infrastruktur soll, wo sinnvoll, lokal betrieben werden. Aus Vorgängerprojekten wie „What2Study“ fließen konkrete Learnings ein. Von einfachen Konfigurationsreglern (Antwortlänge, Tonalität) bis zu transparenten Prompts, die Einrichtungen selbst anpassen können. Kurz, eine Plattform, die sowohl niedrigschwellig nutzbar ist als auch professionelle Workflows in den Kulturstätten abbildet.

Foto: FernUniversiät Hagen

Wie kam die EU Förderung zustande? Wie gestaltete sich der Prozess?

Das Land NRW hat im EFRE/JTF Programm „NEXT.IN.NRW“ in mehreren Runden Projektskizzen angefragt. KulturXpand verknüpfte zwei Schwerpunkte der Ausschreibung, KI/IKT und Kreativwirtschaft, und erhielt nach der Skizzenphase den Zuschlag. Es folgte ein formaler Projektantrag mit detaillierten Arbeitspaketen und Finanzplanung. Ausschlaggebend war hier vielleicht auch die Verbindung einer unterrepräsentierten Branche mit zukunftsrelevanter Technologie sowie ein starkes Konsortium mit einschlägigen Vorarbeiten.

 

Text: Tom Kempin