Die EU kommt uns oft ganz schön weit weg vor. Schließlich trennen Dortmund und Brüssel fast 230 km Luftlinie. Dabei ist die Europäische Union überall in Deutschland zu finden, auch in Dortmund. Im Rahmen der VHS-Themenreihe „Europa konkret“ sind wir am 13. Mai 2019 gemeinsam mit Niklas Reininghaus und Britta Bollermann von der Stadt Dortmund zu einem Stadtspaziergang aufgebrochen, um uns anzuschauen, wie viel EU man eigentlich in Dortmund entdecken kann.

„Diese Veranstaltung heute wird der konkreteste Termin unserer Reihe sein.“, erzählte Reininghaus. Man werde sich anschauen, wo die EU überall in Dortmund zu finden ist und welche Projekte hier von der EU finanziert wurden. „Die EU ist überall, man sieht sie nur meist nicht auf den ersten Blick.“ Die Audiogeräte wurden eingeschaltet, der Rucksack aufgesetzt und dann ging es los zur ersten Station unseres Spaziergangs: zur VHS-Stelle in der Kleppingstraße. Auf dem Weg dorthin erzählte Reininghaus bereits einiges über die EU. Dortmund sei eine euroaktive Kommune und über 100 Projekte würden von der EU gefördert. Dabei flössen nur 7% der erhaltenen Gelder in Verwaltungskosten und 93% in die Förderung der Projekte, was bemerkenswert sei. Die EU sei wohl doch nicht so bürokratielastig, wie viele denken.

Die EU in der VHS

An der Kleppingstraße angekommen war zunächst einmal nicht viel von der EU zu sehen. Doch der Schein trog. „Die VHS wird vom Europäischen Sozialfonds gefördert. Diese Mittel sind sehr wichtig für unsere Arbeit.“, erzählte Britta Bollermann, Mitarbeiterin der VHS Dortmund. Das Weiterbildungszentrum stelle rund 2.800 Veranstaltungen im Jahr und habe um die 31.200 Teilnehmer*innen im Unterricht. Auch unsere nächste Station war eine VHS-Stelle, diesmal der bekannte „Löwenhof“ an der Hansastraße. Hier sei der Entwicklungsort vieler Projekte, zum Beispiel kostenfreier Deutschkurse, welche u. a. für Geflüchtete sehr wichtig seien. „In einem Jahr haben wir rund 615 dieser Veranstaltungen mit 11.500 Teilnehmern.“, erklärte Bollermann. Die Mittel der Europäischen Union seien eine große Unterstützung für die Volkshochschulen.

Gleich geht’s los: Alle treffen sich auf dem Friedensplatz für unseren europäischen Stadtspaziergang (VHS Themenreihe: Europa in Dortmund – Ein europäischer Stadtspaziergang 13.05.2019).

Auf unserem weiteren Weg durch die Innenstadt Dortmunds war die Bibliothek unser nächstes Ziel, auch wenn wir heute nicht hier waren, um Bücher auszuleihen. „In diesem Gebäude sitzt auch das Institut für Feuerwehr und Rettungstechnologie (IFR).“, berichtete Reininghaus. „Das Forschungszentrum ist ein schönes Beispiel dafür, dass man Europa nicht unbedingt auf den ersten Blick sieht.“ Die Einrichtung sei zwar von der Stadt Dortmund finanziert, die EU fördere aber viele Projekte innerhalb des IFR. So zum Beispiel das Projekt eNotice, welches ein europäisches Netzwerk zur Atomaren/Biologischen/Chemischen Abwehr erschaffen wolle. „Früher gab es Krieg in Europa und heute helfen sich die Mitgliedsstaaten gegenseitig“, freute sich Reininghaus.

Das Dortmunder U zeigt Flagge

Das nächste Ziel auf unserem Stadtspaziergang war ein bekanntes: Das Europe-Direct-Informationszentrum Dortmund. Karin Bienkowski, Mitarbeiterin im Informationszentrum, war zur Stelle, um alle Teilnehmer*innen über die Aufgaben und Angebote des Europe Direct zu informieren. Nachdem alle mit Materialien rund um das Thema EU versorgt waren, ging es in östliche Richtung weiter zu einem echten Wahrzeichen Dortmunds. Das Dortmunder U präsentierte sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite: Die 1,7 Millionen LED-Lampen zeigten, passend zum Anlass, eine wehende Europaflagge. „Das U ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und wurde zur Hälfte über EU-Mittel finanziert.“, kommentierte Reininghaus. Es gelte seit seinem Umbau bis 2010 als Sinnbild Dortmunds. Seine Räumlichkeiten seien Schauplatz für Veranstaltungen, Museen sowie Kunst, und auch Bildungseinrichtungen seien hier zu finden.

Insgesamt, erzählte Reininghaus, liege die Entscheidungskraft, wohin europäische Gelder fließen, nicht bei der Europäischen Union, sondern bei nationalen Behörden. Die Bezirksregierung Arnsberg verwalte zum Beispiel die Gelder für die Region rund um Dortmund. „Das macht gar nicht Brüssel.“, auch wenn die EU meist irrtümlich für Fehlentscheidungen kritisiert werde.

Unsere Gruppe auf dem Weg zur Stadtbücherei Dortmund (VHS Themenreihe: Europa in Dortmund – Ein europäischer Stadtspaziergang, 13.05.2019).

Deutschland, ein Zwerg auf der Welt

Am Ende des Stadtspaziergangs setzten sich alle auf dem Vorplatz des Dortmunder Wahrzeichens zusammen, um die Veranstaltung gemeinsam ausklingen zu lassen. „Wir alle und ganz Dortmund sind ein Teil von Europa und deswegen direkt betroffen.“, so Reininghaus. Die Grenzen innerhalb der EU seien langsam nur noch fiktiv, da alle Mitgliedsstaaten immer weiter zusammenwachsen. „Wir lächeln über die Größe Maltas oder Luxemburgs, dabei sind wir, verglichen mit der Welt, selbst ein Zwerg und ohne die EU nicht zukunftsfähig.“, sagte Reininghaus. Die Europäische Union sei nicht mehr nur ein loser Verbund, sondern etwas Besonderes. Außerdem bestehe sie nicht nur aus dem Bereich Wirtschaft, sondern sei auch Teil unserer Identität. Er animierte deswegen dazu, sich über Europa und seine Aufgaben zu informieren und auch die Europe Directs blieben nicht unerwähnt: „Die Europe-Direct-Informationszentren können und möchten bei Fragen immer kontaktiert werden, schließlich sind sie dazu da.“ Bollermann sagte abschließend: „Unser Spaziergang heute zeigt mir, dass die EU doch noch Leute zu bewegen scheint. Sie ist kein Ladenhüter-Thema und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, sie zu thematisieren.“

Die Veranstaltung wurde vom Europe Direct Dortmund in der Auslandsgesellschaft.de e.V. gemeinsam mit der VHS Dortmund und der Stadt Dortmund organisiert.

Text von: Celine Kutzner, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Karin Bienkowski, Auslandsgesellschaft.de e.V.