„Warum soll ich wählen gehen?“ Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 mit der Gesamtschule Buer-Mitte Gelsenkirchen (11.03.2019)
Mit dem Leistungskurs Sozialwissenschaften der Gesamtschule Buer-Mitte aus Gelsenkirchen sind wir am 11. März 2019 in unsere nächste Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 gestartet. Dabei ging es um die Frage, warum es sich lohnt, wählen zu gehen, und wie die Europäische Union und ihre Institutionen arbeiten. Für unseren EU-Experten Andreas Christ war klar, dass es für junge Menschen besonders wichtig ist, an der kommenden Europawahl teilzunehmen, denn hier wird ihre Zukunft bestimmt.
Zunächst sollte in einer Institutionenkunde das Wissen über die verschiedenen Einrichtungen in der EU mittels Gruppenarbeit vertieft werden. Die erstellten Plakate zum Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission, dem Europäischen Rat bzw. dem Rat der Europäischen Union und der Europawahl wurden in einem Museumsrundgang erschlossen und verbleibende Fragen geklärt.
Im Anschluss ging es nun darum, Anmerkungen und Kritik zur EU offen äußern zu können und Verbesserungsvorschläge zu sammeln. Im Allgemeinen war die Gruppe der EU wohlwollend gesinnt und äußerte sich positiv zu Vorteilen wie dem Daten-Roaming, den Reisemöglichkeiten, dem freien Handel, dem Euro sowie Projekten für junge Menschen, wie zum Beispiel dem Erasmus-Programm. Kritik sahen die Schüler_innen allerdings in der Kommunikationsfähigkeit der EU-Einrichtungen, der Beschäftigung mit irrelevanten Themen und der allgemeinen Sicherheit. Aus diesem Brainstorming wurden demokratisch die wichtigsten Themenblöcke ausgewählt und Fragen für das kommende Expertengespräch formuliert.
Als EU-Experte unterstützte uns Andreas Christ, Büroleiter des Europa-Punkt in Bonn, der zusätzlich in verschiedensten Projekten für politische Bildung aktiv ist. Im Gespräch ging es den Schüler_innen zunächst um den Informationsmangel zur EU, sie sahen die EU in ihrem jugendlichen Alltag schlecht vertreten. Christ sah das Problem eher darin, dass man in dem Informationsüberschuss zur EU erst einmal einen Überblick finden und gezielt nach gut aufbereiteten und qualitativ hochwertigen Quellen suchen müsse. Lust habe auch er nicht auf die langen komplizierten Texte; hier sei die EU noch auf dem Weg, Informationen für die unterschiedlichen Altersklassen gut und sinnvoll aufzubereiten. Zielführender sei es seiner Ansicht nach zudem, sich zunächst einen Überblick über die EU, ihre Funktionsweise und Politik zu verschaffen, anstatt sämtliche Details zu kennen.
Die junge Generation sah Christ in der Mut- und Drangphase, die noch eher etwas in der Welt bewegen will, ersichtbar auch in den aktuellen Klimastreiks. Dabei müsse man die Älteren, die bereits im Absicherungsmodus stecken würden, mitziehen. Die Schüler_innen diskutierten diesbezüglich auch ihren Wunsch, das Wahlalter bereits auf 16 Jahre herunterzustufen, wie es in Ländern wie Österreich und Malta der Fall ist.
Hinsichtlich der vielen EU-Gegner_innen sprach Andreas Christ sich dafür aus, den Perfektionismus abzulegen, diese komplett von der EU überzeugen zu wollen. Es seien schon immer Kritiker_innen im Europäischen Parlament gewesen, damit müsse man leben. Die EU würde als Opfer ihres eignen Erfolgs mittlerweile als Selbstverständlichkeit angesehen und man konzentriere sich schneller auf die Probleme. Zudem könne man die Kritiker_innen im Parlament als „Trüffelschweine für Probleme“ nutzen; d.h. sie von Anfang an in die Arbeitsgruppen einbeziehen und so schnell kritische Knackpunkte eruieren, an denen noch gearbeitet werden müsse.
Abschließend nannte der Experte die Europawahl als mindestens so wichtig wie die Bundestagswahl, wenn nicht noch wichtiger. Schließlich kämen viele der Gesetze, die im Bundestag diskutiert würden, von der EU. Daher appellierte er an die jungen Erstwähler_innen, den Gang zur Urne am 26. Mai 2019 zu nutzen.
Im Nachgespräch der Veranstaltung waren sich die Schüler_innen einig, einen tieferen Einblick in die EU erhalten zu haben und deren Vielschichtigkeit und Vor- und Nachteile neu einschätzen zu können. Das Interesse für die EU sei geweckt worden und die Europawahl nun ein absolutes Muss.
Zum Abschluss hatten die Jugendlichen noch die Chance, an einer simulierten Europawahl teilzunehmen, um ihr Prozedere kennenzulernen. Somit bildete ein neues Europäisches Parlament den Abschluss eines sehr erfolgreichen Tages:
Die Zukunftswerkstätten zur Europawahl 2019 sind ein Projekt des Europe Direct Dortmund in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und den Jungen Europäischen Föderalisten NRW e.V.
Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung durchgeführt.
Text: Anita Lehrke, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Anita Lehrke, Auslandsgesellschaft.de e.V.