
„Europas Zukunft liegt in deinen Händen!“ – Unsere Zukunftswerkstatt geht in die nächste Runde! (21.01.2019)
„Es ist mein Hobby, Leuten auf den Keks zu gehen und ihnen zu sagen, wie wichtig die EU ist!“ Nicht nur unser Gast, die Kandidatin für das Europäische Parlament Kirsten Eink, sondern auch wir gehen den Menschen gerne mit der Europäischen Union auf den Keks. Genau diese Leidenschaft haben wir am 21. Januar 2019 in unserer Zukunftswerkstatt zur Europawahl 2019 an die Schüler*innen des Robert Schuman Berufskollegs Dortmund weitergegeben. Gemeinsam haben wir unsere Vorkenntnisse über die EU aufgefrischt und uns mit der anstehenden Europawahl 2019 auseinandergesetzt. Im Anschluss konnten sich die Jugendlichen und Kirsten Eink gegenseitig mit der EU auf den Keks gehen.
Nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Dies dachten sich auch die Schüler*innen des Robert Schuman Berufskollegs in Dortmund und starteten früh am Morgen und mit vollem Elan in unsere Zukunftswerkstatt. Nach einem kurzen Warm-up zum Wach werden schlüpften die Jugendlichen in ihre eigentlichen Rollen: Als Player_innen der verschiedenen EU-Institutionen erarbeiteten sie sich eigenhändig die Aufgabenfelder der jeweiligen Akteure. Festgehalten auf Plakaten wurde das gesammelte Wissen in einem Museumsrundgang an die Mitschüler*innen weitergegeben.
Mit diesem Grundwissen ausgestattet hieß es ab in die Diskussion zur Europawahl 2019. Darüber hatten sich die Jugendlichen bereits im Vorfeld der Veranstaltung mit ihren Familien und Freunden Gedanken gemacht. Ein Schüler erzählte, dass er an dem Projekt „DiscoverEU“ teilgenommen und so eine spannende Zeit auf Reisen durch die EU-Mitgliedsstaaten verbracht hatte. Aufgrund dessen war für ihn klar, an der anstehenden Europawahl teilzunehmen. Seine Mitschüler*innen stimmten ihm zu und sahen die Wahl sogar als eine Art Pflicht an. Dennoch betrachteten sie diese nicht nur durch die rosarote Brille. Die Verbreitung von Desinformation vor Wahlen sowie das Desinteresse und die fehlende Motivation der Menschen wurden bemängelt.
Nahtlos ging es in die zweite Diskussionsrunde über, in der die Schüler*innen sich über ihre allgemeine Einschätzung über und ihre Wünsche für die EU austauschen konnten. Bereits nach kürzester Zeit kamen die ersten Ideen zusammen: Die voranschreitende Digitalisierung und eine damit verbundene mögliche Online-Wahl, die Medien in Europa sowie die Eurozone wurden besonders heiß diskutiert.

Ideen und Interessen der Jugendlichen
Die Spannung stieg, als Kirsten Eink, Kandidatin für das Europäische Parlament, den Saal betrat. Nach einer kurzen Vorstellung ihrer Person prasselten auch schon die ersten Fragen auf sie ein:
„Wie kann eine höhere Wahlbeteiligung bei der Europawahl erzielt werden?“
Die Wahlbeteiligung der Menschen hänge von vielen Faktoren ab, sagte Eink. Unter anderem sei es immer von Vorteil, wenn mehrere interessante Wahlen vor der Tür stehen. Die Wahlbereitschaft der Bürger*innen steige immens, sobald sie einmal in den Fluss des Wählens gekommen seien – frei nach dem Motto „Einmal hin, alles drin.“ wandere man eher zu den Wahlurnen.
Außerdem sei das Wetter ein Zünglein an der Waage, erklärte die Politikerin. Regnete es, haben die Menschen keine Lust in Gummistiefeln zu den Wahllokalen zu stapfen. Zeige die Sonne sich von der besten Seite, essen die potenziellen Wähler*innen lieber ein Eis im Freien. Das perfekte Wetter für Wahlen liege laut einer Studie bei trockenen 21°C. Doch können die Wahlen schlecht nach dem Wetter gelegt werden.
Weiterhin würden Bürger*innen lieber wählen, wenn sie konkret gegen bzw. für etwas abstimmen. Die Europawahl sei in diesem Sinne immer schwierig, da die Wähler*innen die zur Europawahl gingen, für die EU seien und somit die Frage aufkomme: Für oder gegen was muss ich mich entscheiden? Dem versuchen die Parteien vorzubeugen, indem sie in den öffentlich geführten Wahlkämpfen die behandelten Themen dramatisch zuspitzen, so Eink. Zudem würden diese auch oft vereinfacht, um das Interesse der Menschen zu steigern, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Sie persönlich halte den direkten Kontakt zu den Wähler*innen für sinnvoll und sei dementsprechend gerne auf Veranstaltungen unterwegs. Andere Politiker*innen jedoch schwören auf Online-Plattformen.
Außerdem gebe es die sogenannten „Wahl-Taxen“, die gerade für ältere Wähler*innen vorteilhaft seien, da sie direkt von zu Hause abgeholt und in das nächstgelegene Wahllokal gefahren würden.
„Inwiefern nehmen EU-Politiker*innen Einfluss auf die Medien? Schaltet die EU überhaupt Werbung?“
Medien müssen unabhängig sein, sagte Eink. Es müsse gewährleistet sein, dass sie frei von Einflüssen der Politiker*innen agieren, um eine Vielfalt von Meinungen präsentieren zu können. Ein Worst-Case-Beispiel stelle China dar, wo die Medien von externen Kräften kontrolliert würden, erläuterte die Politikerin.
Die EU sei selber zuständig für ihre mediale Präsenz; die einzelnen EU-Organe betreiben eigene Internetseiten und seien in Social Media präsent. „This time I‘m voting“ sei beispielsweise eine Aktion der EU, um auf die kommende Wahl aufmerksam zu machen. Außerdem geben die Organe Informationen an nationale Journalist*innen weiter. Was diese letztendlich publizieren, liege jedoch in deren Ermessen.
„Wie optimistisch sind Sie, ins Europäische Parlament einzuziehen?“
Es war spürbar, dass die Jugendlichen nach den ersten Fragen ihre Hemmungen verloren und mehr zum Arbeitsalltag und Privatleben einer EU-Politikerin wissen wollten. Da bekannt war, dass Eink auf dem bundesweiten Listenplatz 21 ihrer Partei für die Europawahl steht, kam die Frage auf, wie optimistisch sie sei, in das Europäische Parlament einzuziehen.
Schmunzelnd erklärte die Politikerin, dass es ihr in erster Linie nicht darum ginge, in das Parlament einzuziehen und Geld zu verdienen. Ihr Schwerpunkt liege darin, sich für Europa zu engagieren und die Bürger*innen darüber aufzuklären. Der Wahlkampf diene dazu, etwas zu bewegen. EU-Politik sei ihr Hobby, welches sie mit Leidenschaft verfolge. Es sei nicht selten, dass ein*e Kandidat*in dreimal kandidieren müsse, um auf die Wahlliste zum Europäischen Parlament zu kommen.
Um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern, würde in der Politik heutzutage oft auf Soziale Medien zurückgegriffen. Nun wollten die Teilnehmer*innen natürlich wissen, inwiefern Eink im Netzwerk aktiv sei und ob sie schon einmal Opfer einer Cyberattacke war. Auf Facebook und Twitter sei sie aktiv, so Eink, jedoch sei eine eigene Homepage die beste Möglichkeit für Politiker*innen, sich zu vermarkten. Denn auf Facebook gebe man seine Rechte auf die hochgeladenen Daten ab. Konkret bedeute dies, dass Facebook das Recht besitze, diese zu löschen oder zu sperren. Sinnvoller sei es, auf Facebook und Twitter auf Berichte auf die eigene Homepage zu verlinken.
Durch die Sozialen Medien gelangten bereits Hasskommentare und Erpressungs-E-Mails an sie, berichtete die Politikerin weiterführend. Diesbezüglich übe sie keine Nachricht aus und appelliert an alle, in solchen Fällen eine Anzeige bei der Polizei zu schalten. Aller Vorsicht zum Trotz wurden private Schriftzüge aus Whatsapp von ihr gehackt und veröffentlicht.
„Welches Ziel wollen Sie im Europäischen Parlament erreichen? Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, wenn Sie ins Parlament einziehen?“
Dies hänge ganz davon ab, in welchem Ausschuss man lande, sagte Eink. Ihr Wunsch sei es, in dem Themenfeld Medien eingesetzt zu werden, jedoch könne es gut sein, dass sie stattdessen für einen ganz anderen Bereich, wie z.B. Fischerei, zuständig sein würde.
Gemeinsam mit den Jugendlichen schaute sich die Politikerin den Terminkalender des Europäischen Parlaments an und zeigte anschaulich, wann und wo ein*e Abgeordnete*r ist. In diesem befand sich neben Terminen im Plenarsaal, den Fraktionssitzungen und den Verpflichtungen innerhalb der zuständigen Kommunen auch die inhaltliche Vorbereitung von Gesetzesprüfungen des Themenfelds, für das man zuständig ist.
Simulation der Europawahl 2019
Zum Abschluss der Zukunftswerkstatt wurden die Teilnehmer*innen in einer Wahlsimulation selbst an die Urnen gebeten. Hier konnten die Schüler*innen ihre favorisierten Parteien in das Europäische Parlament wählen. Das Ergebnis war eindeutig: Laut dem Robert Schuman Berufskolleg Dortmund würden sich Die Grünen mit Abstand die meisten Sitze im Parlament sichern, gefolgt von der FDP. CDU und SPD hingegen erhielten kaum Stimmen und auch die AfD hatte keine Chance.

Wahlergebnis der fiktiven Europawahl, 21.01.19
Die Zukunftswerkstätten sind ein Projekt des Europe Direct Dortmund in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und den Jungen Europäischen Föderalisten NRW e.V.
Text: Eileen Eisenhut, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Milica Kostic, Auslandsgesellschaft.de e.V.