„Festung Europa“ – Planspiel in der Landeszentrale für politische Bildung NRW (30.05.2017)

„Festung Europa“ – Planspiel in der Landeszentrale für politische Bildung NRW (30.05.2017)

Zu Beginn des Tages befinden sich im Seminarraum Schüler*innen einer Realschule in NRW – drei Stunden später sind es die Staats- und Regierungschefs sowie Innenminister*innen der EU-Mitgliedsstaaten sowie EU-Politiker*innen. Sie befinden sich in einer Sitzung des Europäischen Rates und sollen über eine gemeinsame Flüchtlingspolitik entscheiden.

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 Das Europe Direct Dortmund ist heute zu Besuch bei der Landeszentrale für politische Bildung NRW, die gemeinsam mit dem „Europateam NRW“ Planspiele für Jugendliche veranstalten. Im „Europateam NRW“ engagieren sich junge Menschen für Europa in Form von politischer Bildungsarbeit. Ziel der Planspiele ist es, die Schüler*innen für die EU sowie die Arbeit der einzelnen Institutionen zu sensibilisieren und ihr Wissen über deren Entscheidungsprozesse zu vertiefen. Dies gelingt, indem die Schüler*innen die Möglichkeit bekommen, in die Rolle von Politiker*innen zu schlüpfen und so hautnah erleben, wie politische Prozesse in der EU ablaufen. Es werden Planspiele zu verschiedenen Themen für alle Schulformen angeboten. Bei dem heutigen namens „Festung Europa“ handelt es sich um einen Einstieg in die Themen Migration und Asyl.

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„Was gefällt euch an Europa?“, ist die Einstiegsfrage an die teilnehmenden Schüler*innen. Und schon sind wir ganz nah am Thema des Planspiels, denn besonders wichtig ist ihnen, dass geflüchtete Menschen in Europa aufgenommen werden, leben können und ihnen geholfen wird.

Daran anschließend werden den Schüler*innen grundlegende Informationen zu Flucht und Migration vermittelt, auf die aufbauend es direkt losgehen kann mit dem Planspiel.

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Doch wie funktioniert so ein Planspiel überhaupt?

Zunächst bekommen die Schüler*innen eine Einführung in das Szenario, der Planspielablauf wird vorgestellt, die einzelnen Rollen inklusive ihrer Profile werden erarbeitet und die Schüler*innen bereiten ihre Eröffnungsstatements vor.
Nach der Eröffnung des Gipfels durch die EU-Kommissionspräsidentin und den EU-Ratspräsidenten stellen die einzelnen Staats- und Regierungschefs kurz ihre Positionen vor. Im Anschluss wird in einer offenen Debatte über die einzelnen Punkte diskutiert. Zwischendurch werden im Presseticker immer wieder kurze Statements der Politiker*innen eingeblendet. Es folgen informelle Gespräche, in denen die Staats- und Regierungschefs versuchen, gemeinsame Positionen und Kompromisse zu finden. Die Lösungsvorschläge werden in einer weiteren Sitzung besprochen. Darauf folgen die Abschlussstatements der Länder und eine Abstimmung zu den einzelnen Beschlüssen. Die einstimmigen Ergebnisse werden in einem Abschlussdokument festgehalten und von den Staats- und Regierungschefs unterschrieben. Damit endet das Gipfeltreffen des Europäischen Rates. Im Planspiel wurde das Prinzip der Einstimmigkeit verwendet, da ein Großteil der Entscheidungen im Europäischen Rat einstimmig getroffen werden und den Schüler*innen verdeutlicht werden sollte, wie erschwert dadurch die Annahme von Beschlüssen wird. In manchen Bereichen entscheidet der Europäische Rat mit einfacher oder qualifizierter Mehrheit. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

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Im Anschluss an das Planspiel verlassen die Schüler*innen wieder ihre Rollen und es folgt eine Feedbackrunde sowie Besprechung des Planspiels. Fest steht, dass sie inhaltlich viel geschafft haben und viele Kompromisse gefunden sowie bi- und multilaterale Abkommen zwischen den Ländern geschlossen haben. Der Großteil der Schüler*innen ist sehr zufrieden mit dem Tag.
Fazit: „Durch das Planspiel haben wir erstmal verstanden, wie schwierig und aufwendig es ist, in der EU gemeinsame Entscheidungen zu finden und zu treffen.“

Weitere Informationen zum „Europateam NRW“ und den angebotenen Planspielen finden Sie hier.

Text: Svenja Hennigfeld
Fotos: © Svenja Hennigfeld