20_03_09 FoBi Lehrkräfte

Fortbildung „Methodenworkshop Europa“ (09.03.2020)

Die EU ist seit Jahren fester Bestandteil der Lehrpläne. Doch bis auf trockene Institutionenkunde und stumpfes Auswendiglernen scheinen viele Schüler*innen wenig mit dem Thema in Verbindung zu bringen. Wie kann Europa aufbereitet werden, damit junge Menschen lernen, sich damit zu identifizieren, aber auch kritisch auseinanderzusetzen? Genau darum ging es in der Fortbildung für Lehrkräfte und europapolitische Bildner*innen des Europe Direct Dortmund in Zusammenarbeit mit planpolitik GbR am 9. März 2020.

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Einstieg in das Thema und in die Methodenauswahl. (Fortbildung „Methodenworkshop Europa“ in der Auslandsgesellschaft.de e.V., 09.03.2020)

Im Vordergrund des Workshops stand interaktives Lernen – sowohl als Anleitung für den Unterricht als auch bei der Durchführung des Workshops selbst. Aktivierende Methoden wurden vorgestellt und im Anschluss direkt an den Teilnehmenden erprobt, um ihnen einen Einblick in deren Wirkungsweise zu geben. Da sich die Methoden praktisch im eigenen Unterricht anwenden lassen sollten, wurden sie so ausgewählt, dass eine einfache Eingliederung in den normalen Stundenablauf möglich ist und sie im besten Fall als Materialergänzung dienen. Zudem wies der Referent während des Workshops auf zahlreiche Websites hin, welche Unterrichtsmaterial kostenfrei zur Verfügung stellen oder der Vertiefung dienen.

Vor dem Einstieg in die Methodenlehre bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Erwartungen an die Fortbildung sowie ihre bisherigen Erfahrungen zu teilen. Es fiel auf, dass einige Lehrkräfte bereits aktivierende Methoden im Unterricht eingesetzt und sich intensiv mit dem Thema Europa im Unterricht auseinandergesetzt hatten. Die meisten erhofften sich durch die Teilnahme an dem Workshop, einfacher von der reinen EU-Institutionenlehre im Unterricht abweichen zu können und Möglichkeiten zu finden, Europa für die Schüler*innen anschaulich zu machen. Zu vielen Methoden entfaltete sich im Laufe der Veranstaltung eine angeregte Diskussion und ein Austausch von Ideen, Meinungen und Methodenkritik.

Europäische Integration – nicht nur einfach auswendig lernen!

Thematisch wurden im Workshop vier Schwerpunkte gelegt.

Im ersten Block beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Methoden zur Sensibilisierung für die Thematik EU. Speziell waren diese für einen Unterrichtseinstieg in das Thema Europa gedacht, mit dem Ziel, den bisherigen Wissensstand einer Klasse oder Gruppe von Jugendlichen abzuschätzen. Natürlich stand schon hier die aktive Einbindung der Lernenden im Zentrum.

Der zweite Fokus lag auf den Motiven und dem Verlauf der europäischen Integration. Anstelle des einfachen Auswendiglernens von Meilensteinen der EU-Geschichte schlug der Referent vor, eine Art bildlichen Zeitstrahl anzufertigen. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils eine Anzahl von Bildern mit kleinen Textzusätzen bekamen. Diese galt es, in die zeitlich richtige Reihenfolge zu bringen. Diejenige Gruppe, die zuerst den korrekten Ablauf wiedergeben konnte, gewann.

Alternativ schlug eine Teilnehmerin vor, jede*r Schüler*in könne eines der Bilder zugewiesen bekommen und die gesamte Gruppe müsse sich in korrekter zeitlicher Reihenfolge aufstellen. So wäre sichergestellt, dass jede*r Schüler*in einen Beitrag zum Lösen des Puzzles liefere.

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Zwischenergebnisse aus dem Workshop. (Fortbildung „Methodenworkshop Europa“ in der Auslandsgesellschaft.de e.V., 09.03.2020)

Anschließend wurden Methoden zu politischen Grundstrukturen und Entscheidungsprozessen in der EU thematisiert. Aufgrund der inhaltlichen Komplexität und dem Anwendungsbezug zum Unterricht gestaltete sich dies als ausführlichster Teil der Fortbildung.

Zunächst wurde ein Puzzle zu Aufgaben und Zusammensetzung des „Machtdreiecks“ der EU – Kommission, Parlament, Rat – durchgespielt. Dies ist für mehr und auch weniger voraussetzungsreiche Gruppen sinnvoll, da der Referent auf eine Website verwiesen hat, auf der eine ergänzende Erzählung für jüngere Schüler*innen heruntergeladen werden kann, die die Erarbeitung erleichtert. Durch das Puzzle soll eine Grundlage zum institutionellen Aufbau der EU geschaffen werden, die Lernende für den weiteren Unterrichtsverlauf im Hinterkopf behalten können.

Anschließend wurde die Methode Planspiel anhand der Beispiele „Anti-Plastic Europe“, „Digital Services Act“ und „Asyl- und Flüchtlingspolitik“ vorgestellt. In diesen Planspielen übernehmen Jugendliche selbst die Rollen von Europapolitiker*innen und debattieren über ein für sie spannendes, aktuelles und ansprechendes Thema. Große Lerngruppen können halbiert werden, damit sich im besten Fall jede*r an der Diskussion beteiligt. Der große Vorteil ist, dass sowohl auf inhaltlicher Ebene gelernt wird, als auch das Wissen über Entscheidungsfindungen in der EU erweitert wird. Die Lehrperson steht jederzeit für Fragen zur Verfügung, nimmt sich aber soweit wie möglich zurück und lässt dem Spielverlauf die freie Entfaltung. Allerdings merkten einige Teilnehmende an, in der Theorie gerne ein Planspiel anwenden zu wollen, dass aber oft in der Schulpraxis dafür die Zeit fehle.

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Die Teilnehmenden erproben aktivierende Methoden. (Fortbildung „Methodenworkshop Europa“ in der Auslandsgesellschaft.de e.V., 09.03.2020)

„Welche EU willst du?“

Der vierte Schwerpunkt der Fortbildung lag auf der Zukunft der EU. Schüler*innen sollten angeregt werden, zur Gestaltung der EU ihre eigene Position zu finden und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. In dem Brettspiel „Welche EU willst du?“ ordnen sie sich mithilfe von Fragen verschiedenen „EU-Typen“ zu, haben aber nach der Auflösung die Möglichkeit, ihre Meinung zu ändern. Auch dieses Spiel probierten die Teilnehmenden selbst aus.

Von den Lehrkräften wurde der Praxisbezug des Workshops sehr gut aufgenommen. Obwohl eine Vielzahl aktivierender Methoden zunächst in der Theorie vorgestellt wurde, hatten sie Gelegenheit, die Anwendbarkeit dieser selbst zu erfahren und untereinander zu diskutieren.

Die Veranstaltung wurde vom Europe Direct Dortmund in der Auslandsgesellschaft.de e.V. gemeinsam mit planpolitik GbR organisiert.

Text von: Julia Warias, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Julia Warias, Auslandsgesellschaft.de e.V.