Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in der EU
Obwohl seit den Römischen Verträgen 1957 die Gleichstellung von Frauen und Männern gesetzlich verankert ist, verdienen Frauen in Europa 60 Jahre später immer noch weniger als Männer.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte zu dem Thema: „Europa ist ein Pionier auf dem Feld der Gleichberechtigung der Geschlechter, und darauf sollten wir stolz sein. Wenn jedoch Intoleranz und Chauvinismus innerhalb und außerhalb unserer Grenzen an Zulauf gewinnt, müssen wir ihnen doppelt so energisch unsere einfache, durch und durch europäische Botschaft entgegenhalten: Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist kein anzustrebendes Ziel – sie ist ein Grundrecht.“
Im Jahr 2017 befindet sich die Beschäftigungsquote der Frauen zwar auf einem Rekordhoch, Frauen verdienen jedoch EU-weit immer noch 16,3 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In Deutschland sind es sogar 22 Prozent weniger. Die höchsten Frauenerwerbsquoten haben mit über 70 Prozent Dänemark und Schweden. Griechenland und Polen haben die geringste Frauenerwerbsbeteiligung mit unter 48 Prozent, und schließlich weit abgeschlagen Malta mit knapp 35 Prozent.
Die Europäische Kommission hat sich ein internes Ziel bis 2019 gesetzt: und zwar 40 Prozent aller mittleren und höheren Management-Positionen mit Frauen zu besetzen.
Juncker sagte dazu: „Frauen müssen gleichbehandelt werden, ob im Beruf, in der Ausbildung, bei der Sozialversicherung oder beim Zugang zu Waren und Dienstleistungen. So will es das Gesetz. Leider ist der Weg zur tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter noch mit einigen Hindernissen ausgestattet. Deswegen dürfen wir nicht nachlassen. Ich habe die Gleichstellung zu einem Leitprinzip meiner Behörde erhoben und bin stolz auf die enormen Fortschritte, die wir schon in den ersten beiden Jahren meiner Amtszeit in Richtung auf unser Ziel eines Frauenanteils von 40 Prozent in unserer Führungsebene erzielt haben.“
Der neue Bericht der Kommission, der im März 2017 erschien, zeigt auf, dass die Rechtsvorschriften, Leitlinien, Maßnahmen und Finanzinstrumente zwar den Gleichstellungsprozess voranbringen, dabei aber innerhalb der Mitgliedstaaten Unterschiede festzustellen sind. Es gibt weiterhin in verschiedenen Bereichen Probleme. So ist z.B. die Arbeitslosenquote von Frauen besonders in südlichen Ländern weiterhin sehr hoch im Vergleich zur Arbeitslosenquote der Männer. Besonders stark betroffen von Arbeitslosigkeit sind Frauen in Griechenland und Spanien, wo Frauen zwei- bis zweieinhalbmal so häufig erwerbslos sind wie Männer. Leider erreicht der Frauenanteil in Managementpositionen großer Unternehmen nur in wenigen Ländern mindestens 30 Prozent. Spitzenreiter sind hier mit über 35 Prozent Frauenanteil die baltischen Länder (in Lettland sogar 44 Prozent) und Frankreich. Unterrepräsentiert sind Frauen auch in der Politik. In acht Ländern (Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Zypern, Lettland, Ungarn, Malta und Rumänien) sind weniger als 20 Prozent aller Mandatsträger weiblich. In Deutschland, Österreich, Spanien und Belgien liegt der Frauenanteil in den Parlamenten immerhin bei über 30 Prozent.
Die Ziele der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, die in manchen Ländern der EU noch nicht erreicht wurden, wurden innerhalb der Europäischen Kommission schon vorbildlich verwirklicht. Das von Präsident Juncker vorgegebene Ziel eines Frauenanteils von 40 Prozent auf der höheren und mittleren Führungsebene bis 2019 wurde schon zwei Jahre nach Beginn seiner Amtszeit mit nahezu 35 Prozent fast erreicht. Auch auf der mittleren und höheren Führungsebene beträgt der Frauenanteil 32 Prozent und liegt damit weit über dem europäischen Durchschnitt.
Text: Lena-Marie Jäkel, Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Bilder: CC0, Alexas_Fotos, Pixabay.com
Quellen:
Europäische Kommission – Vertretung in Deutschland
https://ec.europa.eu/germany/news/juncker-zum-internationalen-frauentag-2017-gleichstellung-ist-kein-ziel-sondern-ein-grundrecht_de
Bericht des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen über den Beitrag der Geschlechtergleichberechtigung zum Wirtschaftswachstum (auf Englisch)
http://eige.europa.eu/gender-mainstreaming/policy-areas/economic-and-financial-affairs/economic-benefits-gender-equality