Griechenland: Auswanderung - Einwanderung - Auswanderung - Durchwanderung (16.02.2016)

Griechenland: Auswanderung – Einwanderung – Auswanderung – Durchwanderung (16.02.2016)

Am 16.02.2016 veranstaltete das Europe Direct Informationszentrum Dortmund in Kooperation mit der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Dortmund und dem VMDO einen Vortrag mit anschließender Diskussion zur Migrationslage in Griechenland und Europa. Das Gespräch wurde eingeleitet von Valter Fissaber aus Athen, Arbeitsmarkt- und Bildungexperte, Leiter des Forschungs- und Beratungsinstituts VfA in Athen und von 2009 bis 2011 Präsident des griechischen Zentrums für Berufsorientierung.

Berichte über Geflüchtete, die in Griechenland ankommen, sind wöchentlich in der Zeitung zu finden. Dabei sind Auswanderung und Einwanderung seit Jahrzehnten prägend für das kleine Land an Europas Peripherie.

Nach einer Einführung in die historischen Ein- und Auswanderungswellen in Griechenland widmete sich Herr Fissaber der aktuellen Durchwanderung: 2015 kamen ca. 852.000 Menschen über das Mittelmeer nach Griechenland. Zunächst war Griechenland auf die hohe Zahl an Geflüchteten nicht eingestellt, aber als Unterkünfte bereit standen, stellte sich heraus, dass diese Menschen zumeist nicht in Griechenland bleiben wollen, sondern auf dem Weg nach Nord- oder Zentraleuropa, besonders Deutschland und Schweden, sind. Herr Fissaber veranschaulichte die Schwierigkeiten, unter denen Geflüchtete auf den griechischen Inseln eintreffen und welchen Herausforderungen sich Griechenland stellen musste, um die Menschen aufnehmen zu können. Er wies auch darauf hin, wie schwer es Griechenland fällt, sich neben den Sparmaßnahmen der EU adäquat um die Geflüchteten zu kümmern und gab zu, dass auf griechischer Seite zunächst die Gelegenheit zur einheitlichen Registrierung und Unterbringung versäumt wurde.

Dies warf die Frage auf, welche Lösungsansätze zur Entschärfung der prekären Bedingungen in Griechenland entwickelt wurden. Herr Fissaber zeigte auf, dass die neu eingerichteten Hot Spots den Strom an Geflüchteten nicht verringert haben, aber zumindest für eine reibungslos ablaufende Registrierung sorgen. Zentral bleibt für den Referenten, dass sich verstärkt für Frieden in den Herkunftsländern der Geflüchteten eingesetzt werden muss, da weder Zäune noch eine Grenzsicherung des Meeres dafür sorgen werden, Geflüchtete davon abzuhalten, nach Europa zu kommen. Im Gegenteil: Wenn wir es den Menschen schwerer machen, zu uns zu kommen, steigt lediglich ihr Risiko, auf dem Weg nach Europa ihr Leben zu verlieren.

Text: Natalie Menn, Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Foto: © Auslandsgesellschaft NRW e.V.