Hitzewellen in Europa: Wie Europa Naturkatastrophen im Alltag bewältigen muss

Hitzewellen in Europa: Wie Europa Naturkatastrophen im Alltag bewältigen muss

Der Mittelmeerraum steht in Flammen. Zunächst waren es Südfrankreich, Katalonien und Sardinien. Dann waren es Albanien, Nordmazedonien, die Adria-Küste Italiens, Sizilien und besonders schwer getroffen waren Griechenland und die Türkei. Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren immer häufiger extreme Hitzeereignisse verzeichnet. Dank des Klimawandels wird prognostiziert, dass diese Phänomene, sowie damit einhergehende Naturkatastrophen, in Zukunft nur noch häufiger auftreten werden. Welche Folgen haben diese Hitzewellen für unsere Umwelt und für unsere persönliche Gesundheit? Und vor allem: Was tut die EU, um Folgen für Mensch und Natur abzumildern?

Extreme Hitzephänomene werden immer häufiger

Die Hitzewelle im Jahr 2003 gilt als eine der schlimmsten Naturkatastrophen des modernen Europas. Die extreme Hitze kostete damals etwa 70.000 Menschen das Leben und brach zahlreiche Temperaturrekorde in großen Teilen Westeuropas. Dies war allerdings nicht der letzte starke Hitzesommer: Auch in den Jahren 2006, 2007, 2010, 2013, 2014, 2015 und 2018 wurden einige Hitzerekorde gebrochen. Aktuell tobt die Hitze vor allem in der Mittelmeerregion. Es lässt sich schon jetzt feststellen, dass Hitzephänomene immer extremer und häufiger auftreten: Im Zeitraum von 1950 bis 2015 fielen sechs der elf extremsten Hitzewellen in die Jahre nach 2000. Experten prognostizieren, dass sich dieser Trend in Zukunft nur verstärken wird.

In einem Szenario mit einem mittelmäßig verlaufenden Klimawandel ist abzusehen, dass sich weltweit die Anzahl der monatlichen Hitzerekorde bis zum Jahr 2040 um ein Zwölffaches vervielfachen wird, im Vergleich zu einem Szenario ohne Erderwärmung. Die Abstände zwischen extremen Hitzeereignisse wie dem im Jahr 2003 werden signifikant kürzer werden. In einem Szenario mit einem ungebremst verlaufenden Klimawandel steht uns eine verheerende „Heißzeit“ bevor. In 50 Jahren würde im Extremfall ein Drittel der Weltbevölkerung in Regionen leben, die extremer Hitze ausgesetzt sind. Für Europa bedeutet diese Entwicklung, dass die Sommertemperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts durchschnittlich um drei bis fünf Grad ansteigen würden. Damit hätte Mitteleuropa ein Mittelmeerklima. Im 22. Jahrhundert würde jeder Sommer die Hitzeverhältnisse haben, die denen aus den Jahren 2003 oder 2018 entsprechen.

Was tut also die Europäische Union, um gegen den Klimawandel vorzugehen? Die EU ist internationaler Vorreiter im Bereich des Klimaschutzes und möchte dies weiterhin bleiben. Das bedeutet, dass im Rahmen des Europäischen Grünen Deals diverse Vorschriften und Richtlinien beschlossen werden, um bis zum Jahr 2030 den EU-Emissionshaushalt um 55% im Vergleich zu 1990 zu senken. Das übergeordnete Ziel ist es, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Die Maßnahmen des Grünen Deals sollen den Klimawandel mildern und somit auch das Aufkommen von extremen Wetterphänomenen und Naturkatastrophen verringern.

Auswirkungen auf unsere Umwelt: Extreme Brände und Trockenheiten

Starke Hitzeperioden führen verheerende Folgen für unsere Umwelt mit sich. Zum einen kommt es bei langanhaltender Trockenheit und Hitze vermehrt zu Wald- und Flächenbränden. Die Ausmaße dieser Katastrophen sehen wir aktuell in der Mittelmeerregion: Unzählige Menschen verlieren ihren Wohnraum, Landwirte ihre Existenz und großflächig wird die Natur in den Flammen vernichtet. Aber auch wenn es nicht zu Bränden dieses Ausmaßes kommt, wirkt die Hitze negativ auf unsere Umwelt ein: es kommt aufgrund der Trockenheit zu Ernteausfällen und zum Sterben von Bäumen. Auch die Folgen für die Wirtschaft bleiben nicht aus. Gerade die Agrarwirtschaft ist durch die Trockenheit stark bedroht. Aber auch im Schiffsverkehr sorgen längere Trockenheitsperioden für niedrige Flusspegel und somit auch dort für Ausfälle. Des Weiteren müssen bestimmte Kraftwerke aufgrund von mangelhafter Kühlwasserversorgung zwangsweise heruntergefahren werden und auch die generelle Produktivität der arbeitenden Bevölkerung sinkt während extremen Hitzesituationen.

Mit vermehrtem Aufkommen von Hitzewellen werden auch hitzebedingte Naturkatastrophen wie Brände und Trockenheiten immer häufiger werden. Die Folgen für die Umwelt sind unermesslich: Aufgrund von andauernden Phasen der Trockenheit leidet die Natur sowie die Landwirtschaft. Bei mangelhaften landwirtschaftlichen Erträgen erwartet uns zusätzlich zur extremen Hitze auch eine Nahrungsmittelkrise. Des Weiteren hat die Anzahl der Brände in den letzten Jahrzehnten, vor allem im Mittelmeerraum, erheblich zugenommen. Jedes Jahr brennt es dort mindestens 50.000 mal. Auch das Ausmaß der Brände ist in den letzten Jahren immer stärker geworden: Durch die Trockenheit und den Wind entwickeln sich kleine Feuer in kürzester Zeit zu großflächigen Bränden. Diese bringen die örtlichen Feuerwehrkräfte an ihre Grenzen und die betroffenen Regionen sind regelmäßig auf internationale Hilfe angewiesen, um die Katastrophen zu bekämpfen. Insgesamt fallen im Mittelmeerraum jährlich eine Million Hektar Wald- und Buschland den Bränden zum Opfer. Mit einem ungebremsten Klimawandel werden sich diese Ereignisse nur verstärken und zur Normalität werden.

Die EU hilft auf lokaler Ebene bei der Bekämpfung dieser Naturkatastrophen. Zum einen schickt die EU Hilfsmittel wie Löschflugzeuge, Hubschrauber und Feuerwehrteams bei Brandsituationen in die betroffenen Gebiete. Bezogen werden diese Mittel aus dem EU-Katastrophenschutzprogramm und der RescEU-Reserve. Außerdem beobachtet die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Entwicklung des Klimas mit Hilfe des Copernicus-Programms. Dieses sammelt Daten zur Temperaturentwicklung in Europa, die dann bei der Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt werden. Des Weiteren unterstützt die EU lokale Projekte, wie die Pflanzung von Bäumen oder die Schaffung von Windkanälen. Diese Maßnahmen sollen helfen, Naturkatastrophen in Europa vorherzusagen, zu mildern und zu bekämpfen.

Erhöhte Sterblichkeit und Folgen für die menschliche Gesundheit

Extreme Hitzeereignisse bringen nicht nur schwerwiegende Folgen für unser Klima mit sich, sondern wirken auch negativ auf die menschliche Gesundheit ein. Dies zeigen gerade die Hitzesommer der Jahr 2003 und 2015, die mehreren Tausend Personen das Leben kosteten. Besonders gefährdet sind ältere Menschen mit stark eingeschränkter physischer und psychischer Gesundheit, aber auch Kleinkinder sind erhöht gefährdet. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für hitzebedingte Erkrankungen oder sogar Todesfälle beeinflussen. Darunter sind zum Beispiel die Einnahme von bestimmten Medikamente, der nicht ausreichende Konsum von Flüssigkeiten, aber auch schlechte Wohnverhältnisse nehmen einen signifikanten Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden während Hitzewellen. Mit dem erhöhten Aufkommen von extremen Hitzephänomenen, wird auch die Zahl der hitzebedingten Erkrankungen und Todesfälle steigen. Gerade in urbanen Gegenden werden sich die Risiken für hitzebedingte Todesfälle vermehren. Aufgrund des demographischen Wandels und der Alterung der Gesellschaft ist auch mit erhöhten Todeszahlen zu rechnen, da ältere Menschen einen stetig wachsenden Teil der Bevölkerung ausmachen und gerade diese Personen erhöht gefährdet sind. Es gilt also, den Klimawandel nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes zu mildern, sondern auch um das menschliche Wohlergehen zu gewährleisten. Es wird notwendig, sich auf Hitzewellen gesundheitlich vorzubereiten und die Menschen zu unterstützen, die besonders schwer unter den gesundheitlichen Folgen leiden werden. Die EU trifft ihre Entscheidungen im Bereich des Klimaschutzes, um extreme Naturkatastrophen zu verhindern und so das Wohlergehen der europäischen Bevölkerung zu gewährleisten.

 

Text: Dorothea Ullrich