Hitzige Diskussion mit ehemaligen US-Kongressabgeordneten (17.11.2020)

Hitzige Diskussion mit ehemaligen US-Kongressabgeordneten (17.11.2020)

Was haben die außenpolitischen Sprecher von deutschen Parteien und ehemalige US-Kongressabgeordnete gemeinsam? In der Regel herrscht auf Podien parteiübergreifende Einigkeit (auf Englisch: „Bipartisanship“) und es kommt selten zum offenen Dissens. Dies war bei unserer virtuellen Diskussion am 17. November zu Beginn ähnlich – bis die Sprache auf die Coronakrise und den Umgang mit derselben kam.

Eingangs war alles staatstragend-diplomatisch: Um den kooperativen und parteiübergreifenden Charakter der Veranstaltung zu unterstreichen, die als Gemeinschaftsprojekt des AmerikaHaus NRW e.V. mit den Europe-Direct-Zentren und den Städten Düsseldorf und Dortmund, dem Auslandsgesellschaft.de e.V. und der US Association of Former Members of Congress ausgerichtet wurde, richteten zu Beginn die neugewählten Oberbürgermeister von Düsseldorf (Dr. Stephan Keller, CDU) und Dortmund (Thomas Westphal, SPD) Videogrußworte an die amerikanischen Gäste und die rund 120 konstant zugeschalteten Zuschauer/innen. In ihren ersten Antworten beklagten die ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Melissa Hart (Pennsylvania) und ihr demokratischer Counterpart Jim McDermott (Washington) dann auch noch die mangelnde Einigkeit und Zusammenarbeit auf dem „Capitol Hill“, die in den letzten Jahren erschreckend zugenommen hätten – und die Republikanerin Hart kritisierte sowohl das öffentliche (Twitter-)Gebaren des aktuellen US-Präsidenten Trump als auch Politiker, die vorrangig aus Imagegründen Politik betrieben – ein klarer Seitenhieb gegen den aktuellen Amtsinhaber.

Ein Grußwort hielt der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Kurz darauf war dann aber Schluss mit der Einigkeit: Während McDermott US-Präsident Trump für dessen katastrophales Corona-Krisenmanagement kritisierte, entgegnete Hart, dass alle politischen Verantwortungsträger versagt hätten – auch und vor allem die demokratischen Gouverneure. Zudem weigerte sie sich konsequent, die US-Wahl vom 3. November als final entschieden anzusehen und schloss sich hier der juristischen Einschätzung der republikanischen Partei an, derzufolge alle Wahlverstöße zunächst untersucht werden müssten. Für McDermott stand indes fest, wer der neue US-Präsident sein werde: Joe Biden.

In der zunehmend hitzigen Diskussion brillierte US-Moderator David Patrician (bekannt u. a. durch seine Wahlbetrachtungen für n-tv und das Hamburger Abendblatt), der häufig höflich unterbrach, um Klarstellung bat und durch seine kritischen Rückfragen die Qualität der Diskussion merklich anhob. Das war auch das Faszinierende für das Publikum, das sich mit zahlreichen interessierten Rückfragen bedankte: Konnte man doch hier live erleben, wo die gesellschaftspolitischen Trennlinien in aktuellen US-amerikanischen Debatten verlaufen. Am Ende herrschte dann doch noch einmal Einigkeit, als beide Panellisten eine Politik für die Menschen einforderten – inkl. eines überparteilichen Konjunkturpakets zur Abmilderung der Folgen aus der Coronakrise.

Wir danken allen Beteiligten und Partnern für die gelungene Kooperation und die rege Beteiligung und laden Sie ein, auch künftig mit uns zu diskutieren. Einen Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier: https://youtu.be/nKQfnCGbux8

Text&Fotos: AmerikaHaus NRW e.V.