Bei unserer Online-Lehrer*innen-Fortbildung „Blended Planspiel Unionslabor“ am 01.12.2020 stand einiges auf dem Programm: In mehreren Jahrzehnten als Staatsoberhaupt EU-Politik gestalten, samt Gesetzesbeschlüssen und Gipfeltreffen – das schafft man beim Online-Planspiel „Unionslabor“ in 45 Minuten. Bei der Simulation für Schüler*innen, die von der planpolitik GbR entwickelt wurde, werden spielerisch der Ablauf von EU-Prozessen auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs erlernt und viele Aspekte der Europäischen Union vermittelt. Gute Gründe, dass wir das Planspiel bei einem Seminar für Akteur*innen der Europabildung gemeinsam mit planpolitik vorstellen und einüben wollten.

Planspiele sind ideales Instrument in der Europabildung

Bisher werden in der Europabildung werden so genannte „serious games”, also Planspiele mit Realitätsbezug, bisher kaum eingesetzt. In der Fortbildung stellten die Referent*innen von planpolitik heraus, wie das „Unionslabor“ den Schüler*innen verschiedene Kompetenzen der Konfliktlösung, der Urteilsbildung und der Perspektivenübernahme nahebringt. Die Teilnehmenden bauen dabei gemeinsam in mehreren Schritten ihre eigene Version der Europäische Union auf, die in jedem Spiel variieren kann. In der Rolle eines europäischen Staatsoberhauptes wägen die Spieler*innen nationale und gemeinsame europäische Interessen ab, verhandeln über politische Maßnahmen und versuchen, sich auf EU-Gipfeln zu einigen. Über das Spiel lernen die Schüler*innen die Komplexität von politischen Entscheidungen kennen und verstehen, wie das Spannungsverhältnis zwischen nationalen und europäischen Interessen den Fortgang der europäischen Einigung beeinflusst.

Gemeinsam mit den Lehrer*innen wurden bei der Online-Fortbildung zunächst Ziele definiert.

Lehrer*innen schlüpfen bei Übungsphase in Schüler*innenrolle

Nachdem der Ablauf in der Theorie deutlich war, wurde das Planspiel während unseres Workshops durch die Lehrer*innen auch selbst eingeübt. Sie nahmen für 45 Minuten die Schüler*innenrolle ein und wurden im Spiel zu europäischen Staatsoberhäuptern. Für das Unionslabor wird lediglich ein Smartphone und/oder Laptop benötigt, das Spiel kann browserbasiert durchgeführt werden. Es funktioniert demnach sowohl im Klassenraum als auch mit zusätzlicher Videokonferenz – mit Phasen, in denen jede*r selbst an seinem Gerät arbeitet und landeseigene Gesetze beschließt sowie EU-Gipfeln, in denen man direkt miteinander spricht und verhandelt. Das Spiel ist in insgesamt fünf Spielrunden aufgeteilt, wobei eine Spielrunde 10 Jahre EU-Geschichte darstellt, die wiederum in eine nationale Phase und einen gemeinsamen EU-Gipfel unterteilt ist. In der Praxisphase lernten die Lehrer*innen so den Spielablauf direkt kennen und konnten offene Punkte der Durchführung im Unterricht klären.

Anwendung im Unterricht geplant

Die an der Fortbildung teilnehmenden Lehrer*innen konnten anschließend mit den beiden Referent*innen klären und abschätzen, inwieweit das Planspiel zu den Anforderungen und Bedürfnissen in ihrem Unterricht passt. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass auf der Website des Planspiels zahlreiche unterstützende Materialien für Lehrkräfte verfügbar sind und die einzelnen Schritte des Spiels ausführlich erklärt werden. Der Großteil der Teilnehmer*innen kündigte am Ende des Workshops an, das Unionslabor in den kommenden Wochen auch im eigenen Unterricht anwenden zu wollen. So werden sich in Zukunft auch viele Schüler*innen in Dortmund und vielen Teilen Nordrhein-Westfalens für 45 Minuten als europäisches Staatsoberhaupts fühlen und die Geschicke der EU mitbestimmen können.

Text&Fotos: Joris Duffner