Internationaler Frauentag – in Europa ist noch viel zu tun

Internationaler Frauentag – in Europa ist noch viel zu tun

Am 8. März ist Internationaler Frauentag – ein Tag, der weltweit auf die nach wie vor bestehenden Ungleichheiten hinweist, mit denen Frauen täglich konfrontiert sind. Auch in der Europäischen Union bleibt die vollständige Gleichstellung der Geschlechter ein herausforderndes Ziel. Trotz vieler Fortschritte ist die Diskriminierung von Frauen noch immer ein großes Thema.

Gewalt gegen Frauen

Ein besonders alarmierendes Problem ist die Gewalt gegen Frauen, die in Europa nach wie vor verbreitet ist und oft unsichtbar bleibt. Etwa jede dritte Frau in der EU hat schon Gewalt erlebt, sei es zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit. Diese Gewalt wird nicht immer öffentlich gemacht, und Opfer finden oft nicht die Unterstützung, die sie benötigen. Dies macht es für Betroffene noch schwieriger, sich Hilfe zu suchen. Der gesellschaftliche und rechtliche Umgang mit diesem Thema muss sich noch deutlich verbessern, um den Opfern gerecht zu werden.

Lohnungleichheit und unfaire Arbeitsverhältnisse

Auch in der Arbeitswelt sind Frauen nach wie vor deutlich benachteiligt. Die Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, liegt europaweit immer noch bei rund 12 Prozent. Auch wenn diese Zahl aus 2023 im Vergleich zu früheren Jahren eine leichte Verbesserung zeigt, bleibt sie ein deutliches Zeichen für die anhaltende Ungleichbehandlung von Frauen. In einigen EU-Staaten, wie etwa Lettland, verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Sie erhalten 19 Prozent weniger Lohn. In Ländern wie Luxemburg verdienen Frauen sogar 0,9 Prozent mehr verdienen als Männer. In Deutschland zeigt sich im Jahr 2023 eine Lücke von rund 17,6 Prozent, die nach wie vor unübersehbar ist.

Darüber hinaus übernehmen Frauen immer noch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an unbezahlter Arbeit. Haushalt und Kinderbetreuung werden häufig von Frauen gestemmt, was ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und ihre Karrierechancen massiv einschränkt. Diese Ungleichverteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern führt nicht nur zu einer finanziellen Benachteiligung von Frauen, sondern trägt auch zur Aufrechterhaltung traditioneller Geschlechterrollen bei.

Wenige Frauen in Führungspositionen

Eine weitere Herausforderung ist die mangelnde Repräsentation von Frauen in den Führungsetagen von Unternehmen. In der Europäischen Union sind 2023 rund 35 Prozent der Spitzenpositionen auf dem Arbeitsmarkt von Frauen besetzt gewesen. In vielen Ländern fehlt es an Frauen in Führungsetagen, sei es in großen Konzernen oder auch in der Politik.

In den meisten nationalen Parlamenten ist der Frauenanteil ebenfalls noch immer niedrig, auch wenn es in einigen skandinavischen Ländern positive Beispiele gibt. In Schweden waren 2023 über 46 Prozent der Abgeordneten weiblich. In Deutschland liegt der Frauenanteil im Bundestag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 35 Prozent, was im internationalen Vergleich immer noch verbesserungswürdig ist. Der europäische Durchschnitt lag bei rund 33 Prozent.

Darüber hinaus sind Frauen auch in Staats- und Regierungsfunktionen weiterhin in der Minderheit: Derzeit gibt es in den 27 EU-Mitgliedstaaten nur drei Frauen, die als Staats- oder Regierungschefinnen in ihrem Land tätig sind. Auch wenn mit Ursula von der Leyen, Roberta Metsola und Christine Lagarde auf europäischer Ebene bereits drei Frauen das Sagen haben, zeigt diese Zahl, wie weit die Gleichstellung von Frauen in politischen Führungspositionen noch entfernt ist.

Die EU auf dem Weg zur Gleichstellung

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und Diskriminierung zu bekämpfen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Einführung der „Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025“. Diese Strategie verfolgt mehrere Ziele, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu verbessern. Ein zentrales Ziel ist es, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen weiter voranzutreiben und Maßnahmen zur besseren Unterstützung der Opfer umzusetzen. Auch eine gestärkte Strafverfolgung, etwa in Bezug auf Belästigung und Gewalt, soll durchgesetzt werden. Außerdem soll die Gesellschaft sensibilisiert und Vorurteile gegenüber Frauen so abgebaut werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schließung der Gender Pay Gap. Die EU verfolgt das Ziel, das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen zu beseitigen und mehr Gerechtigkeit im Arbeitsmarkt zu schaffen. Dazu gehört auch, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren, die Kinderbetreuung zu fördern und mehr Unterstützung für Familien zu bieten. Außerdem soll mehr Transparenz bei der Entlohnung geschaffen werden, um Lohndiskriminierung besser zu erkennen und abzubauen.

Auch die politische Repräsentation von Frauen soll verstärkt werden, insbesondere in Führungspositionen. Hierzu wurden verschiedene Richtlinien entwickelt, die die gleichwertige Vertretung von Frauen auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung fördern sollen. Das Ziel ist es, nicht nur die Gleichstellung innerhalb der EU selbst zu erreichen, sondern auch die Beteiligung von Frauen in der Außenpolitik zu steigern.

Noch ein langer Weg zur vollständigen Gleichstellung

Obwohl die EU mit ihrer Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter Fortschritte erzielt hat, bleibt der Weg zur vollständigen Gleichstellung der Geschlechter lang. Der Aktionsplan der EU-Kommission hat noch nicht zu einer vollständigen Gleichstellung geführt. Dennoch hat sich die Situation in den letzten Jahren in vielen Bereichen verbessert.

Text: Fabia Lulis