2019_02_13 Europa ein Zuhause geben

Europa ein Zuhause geben – Planspiel an der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna (13.02.2019)

Was macht Europa eigentlich aus? Welche gesamteuropäische Idee kann den Zusammenhalt in der EU stärken? Darum ging es im Planspiel „Europa ein Zuhause geben“ am 13. Februar 2019. In diesem schlüpften Schüler*innen der Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna in die Rollen von EU-Abgeordneten und simulierten das europäische Gesetzgebungsverfahren mit einem Gesetzesentwurf zur Einrichtung europäischer Kulturinstitute.

Am 13. Februar 2019 reiste das Europe Direct Dortmund mit gleich drei Veranstaltungen zur Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna. Eines davon war das Planspiel „Europa ein Zuhause geben“ von der CIVIC GmbH – Institut für Internationale Bildung. Die Abiturient*innen der Gesamtschule erklärten einstimmig, dass dies ihr erstes Planspiel sei. Dementsprechend aufgeregt waren sie. Nach einer kurzen Einführungsphase zur EU und ihren Institutionen tauchten die Schüler*innen direkt in ihre Rollen aus dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und dem Rat der EU ein. Neue Namen durften sich die jungen Erwachsenen auch überlegen. Denn in den späteren Diskussionen ging es darum, die Positionen der jeweiligen Rolle zu übernehmen, und diese sollten nicht mit den persönlichen Ansichten verwechselt werden.

Kulturpolitik ist ein junges Feld, welches in der Europäischen Union bis jetzt weitgehend unbehandelt geblieben ist, da es von den Mitgliedsstaaten selbst verwaltet wird. Dies sollte im Planspiel geändert werden und an Anlehnung des Modells der Europäischen Kulturhauptstadt schlug die Europäische Kommission einen neuen Rechtsakt vor. Dieser Vorschlag wurde in den Gruppen des Rats der EU und des Europäischen Parlaments beraten, Artikel angepasst und in einem gemeinsamen Plenum wurde letztendlich ein neues Gesetz verabschiedet oder verworfen. So simulierten die Schüler*innen der Peter-Weiss-Gesamtschule das komplexe Gesetzgebungsverfahren der EU realitätsnah, näherten sich spielerisch europapolitischen Prozessen und eigneten sich Fachwissen an.

2019_02_13 Europa ein Zuhause geben

Die Sitzungen der EU-Institutionen wurden am heutigen Tag im Klassenzimmerformat abgehalten. Zur Simulation wurden später jedoch Sitzungstische wie in den Institutionen gebildet.

Im Gesetzesentwurf der Kommission ging es darum, die Struktur des zukünftigen Engagements der EU in der Kulturpolitik zu klären: Soll es ein dauerhaftes Angebot geben, welches mit der Idee der „Europäischen Häuser“ verwirklicht wird oder soll es nur zeitlich begrenzte Angebote in Form von „Europäischen Wochen“ geben? Welche Sprachen der Mitgliedsstaaten sollen Einzug in die neuen Angebote der EU finden? Soll der Inhalt ausschließlich europäisch sein oder können auch nationale Projekte berücksichtigt werden? Soll das Vorhaben die EU und ihre Mitgliedsstaaten in der gesamten Welt verbreiten oder zuerst in unmittelbarer Nähe zur EU? Diese und mehr Fragen hatten die Abiturient*innen in ihren Rollen als Kommissar*innen, Außenminister*innen und Abgeordnete in ihren Sitzungen zu beantworten.

Der Gesetzesentwurf wurde am Ende des Tages mit einzelnen Änderungen angenommen und verabschiedet. Die potentiellen Erstwähler*innen entschieden, dass das Projekt der „Europäischen Häuser“ eine wertvolle Idee für die Verbreitung des europäischen Zusammenhalts sei. Beachtet werden sollte dabei eine Vielzahl der europäischen Sprachen, schon vorhandene nationale Institute für Kulturpolitik sollten einbezogen werden und der Schwerpunkt sollte nicht ausschließlich auf europäischen Werten liegen, aber zu großen Teilen. Angelegt werden sollte das Projekt global, ohne geografische Einschränkungen und die Finanzierung aus gleichen Teilen durch den Haushalt der EU und der Mitgliedsstaaten geschehen.

Im Rahmen dieses Planspiels erfuhren die Jugendlichen, wie Europapolitik von statten geht und setzten sich auf spielerische Weise damit auseinander. Im Feedback wurde die Simulation als Methode gelobt bzw. als sehr gutes Mittel hervorgehoben, um Politik attraktiv für junge Leute zu machen. Auch wünschten sich die Schüler*innen weitere Veranstaltungen mit EU-Bezug im Curriculum. Der Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens sei nun „in Fleisch und Blut übergegangen“, kommentierte ein Schüler. Die Verantwortung in der jeweiligen Rolle sowie die Vor- und Nachteile der demokratischen Vorgehensweise faszinierte die Schüler*innen und erweiterten ihr Verständnis für den zeitlichen Aspekt in Entscheidungsvorgängen. Abschließend sprachen sich die Schüler*innen für den Zusammenhalt der EU aus und unterstützen den im Planspiel simulierten Vorstoß zu einer europäischen Kulturpolitik.

Text: Anita Lehrke, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Fotos: © Anita Lehrke, Auslandsgesellschaft.de e.V.