NextGenEU vor Ort: das Projekt "Aktion 100 Plus"

NextGenEU vor Ort: das Projekt “Aktion 100 Plus”

Der Aufbauplan NextGenerationEU wurde ins Leben gerufen, um die EU gestärkt aus der Corona-Krise zu führen – und Europa gleichzeitig digitaler, grüner und sozialer zu machen. Wir wollen einige Projekte aus Dortmund und Umgebung vorstellen, die mit Geldern von NextGenerationEU, bzw. durch mit NextGenerationEU aufgestockte Programme gefördert wurden. Diese Woche wollen wir Ihnen das Projekt “Aktion 100 Plus” vom Berufsförderungswerk Dortmund (BfW) vorstellen. Wir waren im BfW und haben uns mit der Pädagogin Ina Wirtz getroffen und gesprochen.

Titelbild: Ina Wirtz mit zwei Teilnehmerinnen des Projekts im BfW (Foto: eigene Aufnahme)

Steckbrief

Name des Projekts: Unterstütze Betriebliche Ausbildung. Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“ (kurz: Aktion 100+)

Träger: Berufsförderungswerk Dortmund

Kooperationspartner: Ausbildungsbetriebe z.B. in Dortmund, Bochum, Essen, Recklinghausen usw.

Ziel des Projekts: Integration von jungen Erwachsenen mit Behinderung in den ersten Ausbildungsmarkt

Projektmaßnahmen: Einführung in die Ausbildung, Suche nach Ausbildungsplätzen, individuelle Beratung, pädagogische Betreuung

Förderung/Finanzierung: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), REACT-EU, Bundesagentur für Arbeit

Ziele des Projekts (Foto: eigene Aufnahme)

Interview mit Ina Wirtz, Pädagogin

Ina Wirtz (Foto: eigene Aufnahme)

An wen richtet sich das Projekt? Bzw. wer profitiert vom Projekt?

Das Projekt richtet sich an junge Erwachsene mit Beeinträchtigung, die eine Ausbildung absolvieren möchten. Momentan haben wir 41 Teilnehmende mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Das sind körperlich, psychische oder auch Lernbeeinträchtigungen. Im BFW Dortmund stehen jährlich 10, ausbaubar bis auf 15 Plätze, ggfls. auch einige mehr für Berufseinsteiger:innen mit Behinderung zur Verfügung. Die meisten Teilnehmenden bestehen ihre Prüfungen am Ende der Ausbildung zum Teil auch mit richtig guten Ergebnissen. Neben der erfolgreichen Prüfung ist es vorrangiges Ziel, dass die Kooperationsbetriebe, die jungen Erwachsenen danach übernehmen, was häufig auch gelingt. Somit profitieren nicht nur die jungen Erwachsenen, sondern auch die Betriebe.

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Wir arbeiten hier im Team. Ich leite die Aktion 100+ hier im BFW Dortmund. Vor Beginn der Ausbildung führen wir Gespräche mit den möglichen Teilnehmenden, die häufig von den örtlichen Agenturen für Arbeit zu uns vermittelt werden. Es gibt Teilnehmende, die über unsere Webseite oder Infos von Betreuern, Familie auf uns aufmerksam werden und sich bei uns melden. In dem Gespräch geht es darum, die Teilnehmenden kennenzulernen und ihre Motivation und ihre Interessen zu erfahren. Mit Kenntnis des Schulabschlusses, evtl. beruflicher Vorerfahrungen, bleibt es bei dem von der Agentur für Arbeit nach Testungen festgelegten Berufsbild oder es wird in Absprache angepasst. Das Kennenlernen der Teilnehmenden ist für uns auch sehr wichtig, um einen passgenauen Betrieb zu finden. Heißt: Anforderungen beider Seiten sollen bestmöglich zueinander passen.

Nach einer Einführungsphase im BFW Anfang Januar, startet für alle zeitnah die Berufsschulzeit. Das ist wichtig, da sie in das laufende Schuljahr einsteigen. Der Start im Kooperationsbetrieben ist unterschiedlich. Das hat verschiedene Gründe: Manchmal dauert es einige Zeit, bis wir den richtigen Betrieb gefunden haben, einige Teilnehmende bringen z.B. aus einer vorausgegangenen Maßnahme einen Betrieb mit, in dem sie dann auch schnell in den praktischen Teil der Ausbildung starten können. Andere Teilnehmende benötigen einfach mehr Vorbereitungszeit. Unsere Teilnehmenden kommen neben der Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule regelmäßig zur individuellen Förderung und zu pädagogischen Gesprächen ins Berufsförderungswerk. Hier erarbeiten sie gemeinsam mit unseren Ausbildern*Innen den verpassten Unterrichtsstoff des 1. Halbjahres, bereiten Sie sich auf Klausuren vor, schreiben ihr Berichtsheft, bekommen individuelle Unterstützung in einzelnen Fächern und nehmen zum Ende der Ausbildung an unterschiedlichen Formen der Prüfungsvorbereitung teil.

Bei Problemen stehen wir hier mit Rat und Tat zur Seite.

Was macht das Projekt besonders? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal?

Unser Projekt richtet sich an junge Menschen mit Behinderungen, die eine Ausbildung auf dem ersten Ausbildungsmarkt absolvieren möchten. Das heißt, dass sie die gleichen Chancen wie andere junge Menschen ohne Beeinträchtigung bekommen. Innerhalb des Berufsförderungswerk ist das Projekt besonders, da es sich an junge Menschen richtet, die ihre erste Ausbildung absolvieren. Normalerweise unterstützen wir Menschen bei der Wiedereingliederung, z.B. nach einer Erkrankung, in den Beruf. Die Teilnehmenden im BFW absolvieren hier nicht  ihre ersten Ausbildung.

Wodurch kam die EU-Förderung zustande? Wie gestaltete sich der Prozess?

Die Aktion 100+ läuft bereits seit 16 Jahren, ich arbeite seit gut 3 Jahren in dieser Maßnahme. Die Förderphase ist im letzten Jahr verlängert worden, so, dass wir davon ausgehen, in den nächsten Jahren jährlich im Januar Teilnehmende aufnehmen zu können.

Wie hat COVID-19 das Projekt beeinflusst?

Im Rahmen der Aktion 100 + ist unter erschwerten Bedingungen eine enge individuelle Begleitung gelungen. Obwohl wir schon sagen, die Pandemie hatte Auswirkungen auf die Ausbildung der Teilnehmenden. Teilweise mussten und müssen die jungen Erwachsenen noch im Homeoffice arbeiten. Der Unterricht der Berufsschule lief zeitweise auch ausschließlich online. Wir konnten hier auch keine Gruppen zu Beginn der Aktion 100+ im Januar des letzten Jahres aufnehmen. Wir haben das mit Einzelgesprächen zum Teil kompensieren können. Das war für viele Teilnehmende sehr schwierig.  Die Gruppendynamik fehlte schon, zum Teil arbeiten wir diese Zeit heute noch auf. Was uns geholfen hat war, fast alle Teilnehmenden haben ein eigenes Handy oder ein Notebook. Das hat uns die Umstellung auf online Angebote erleichtert. Wir haben z.B. MS Teams als Unterrichtssoftware installiert, darüber konnten wir mit den teilnehmenden in Kontakt bleiben und auch in der Gruppe Unterricht anbieten.  Ein Teil unserer Erfahrungen aus der Zeit ist in unser Unterrichtskonzept eingeflossen. Das heißt, auch wenn wir aktuell kaum Einschränkungen in den Berufskollegs und hier im BFW haben, üben wir den Umgang mit den Teilnehmenden ein.  Wenn nötig, stellen wir die Technik zur Verfügung.

Wir können sagen: Bedingt durch Corona musste niemand die Ausbildung abbrechen!

 

 

Förderhinweis: Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds / REACT-EU als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie