NextGenEU vor Ort: Das Projekt "InfADo"

NextGenEU vor Ort: Das Projekt “InfADo”

Einfach da leben und arbeiten wo man möchte – das bietet die EU! Und viele EU-Bürger:innen kommen nach Dortmund, um dies zu tun. Trotzdem sind Sie dann erstmal vor Hürden gestellt, aber das Projekt “InfADo” soll helfen. Diese Woche wollen wir Ihnen das Projekt “InfADo” in unserer Reihe der aus Mitteln der NextGenerationEU geförderten Projekte vorstellen. Aleksandra Nankova ist Sozialarbeiterin im Projekt. Außerdem koordiniert sie das Projekt für das Diakonische Werk. Wir haben Frau Nankova in der ökumenischen Anlaufstelle „Willkommen Europa“ besucht. Dort hat sie uns die Einrichtung gezeigt und ein paar Fragen zu ihrer Arbeit im Projekt beantwortet!

Titelbild: Empfang in der ökumenischen Anlaufstelle für EU-ZuwandererInnen in der Braunschweiger Str. 31-33 (Foto: eigene Aufnahme)

Steckbrief

Name des Projekts: InfADo – Integration in faire Arbeit in Dortmund

Träger: Zuwendungsempfänger ist die Stadt Dortmund, Dezernat für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Sport und Freizeit

Kooperationspartner: Trägerverbund aus Caritasverband Dortmund e.V., Diakonischem Werk Dortmund und Lünen gGmbH, dobeq GmbH und GrünBau gGmbH in Kooperation mit der Beratungsstelle Arbeit (AWO), der Agentur für Arbeit Dortmund und dem Jobcenter Dortmund

Ziel des Projekts: Eröffnung von Zugängen zu fairer Beschäftigung für gering(er) qualifizierte, nicht leistungsberechtigte EU-Zuwander:innen (Familien und Einzelpersonen), die dauerhaft in Dortmund bleiben wollen, multikomplexe Hilfe- und Unterstützungsbedarfe haben, über die aktuellen Angebote aber nicht erreicht und/oder beraten werden können.

Projektmaßnahmen: niedrigschwellige Beratung und aufsuchende Arbeit (Caritas + Diakonie) sowie Kompetenzfeststellung (dobeq + GrünBau)

Förderung/Finanzierung: ESF‑REACT‑EU‑Mittel über das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen

Interview mit Aleksandra Nankova, Projektkoordinatorin und Sozialarbeiterin

Aleksandra Nankova (Foto: eigene Aufnahme)

An wen richtet sich das Projekt? Bzw. wer profitiert vom Projekt?

Generell gesprochen, richtet sich das Projekt an Neuzuwanderer:innen aus der EU, die vorwiegend eine Integration in den Arbeitsmarkt hier in Dortmund anstreben. Die (Re-)Integration in Erwerbsarbeit ist Grundlage für die Vermeidung von Ausbeutung, Armut und Ausgrenzung, faire Perspektiven und eigenständige, gesellschaftliche Teilhabe. EU-Bürger*innen mit Leistungsanspruch können in diesem Kontext die Instrumente des SGB II nutzen. Nicht-leistungsberechtigten EU-Bürger*innen aus Südosteuropa sind diese Maßnahmen verschlossen.

Oberziel des geplanten Projekts ist daher die Integration von EU-Bürger*innen, die gering(er) qualifiziert und nicht-leistungsberechtigt sind, dauerhaft bleiben und bessere Perspektiven erarbeiten wollen, in faire Beschäftigung. Dafür sollen sie so früh wie möglich nach der Einreise muttersprachlich erreicht und aufgeschlossen werden, um professionelle, zielgerichtete, bedarfsgerechte Unterstützung ganzheitlich zu planen, einzuleiten und systematisch umzusetzen, die Lebenslage der Familie zu verbessern und zu stabilisieren und illegale, ausbeuterische Beschäftigung aktiv und wirksam zu bekämpfen. Mit diesem gemeinsamen Ziel wollen die Akteure des Trägerverbundes der Anlaufstelle Willkommen Europa – Caritas, Diakonie, dobeq, GrünBau – in enger Kooperation mit der Beratungsstelle Arbeit und gemeinsam mit dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit und der Stadt Dortmund im Falle der Bewilligung das beantragte Projekt umsetzen.

Konkret wurden die Zielgruppen des Projektes so definiert:

  • aus der EU (neu-)zugewanderte Menschen, die nicht SGB II-leistungsberechtigt sind oder keinen stabilen Leistungsbezug haben,
  • aus der EU (neu-)zugewanderte junge Menschen bis 35 Jahre ohne verwertbaren Bildungs- und Berufsabschluss.

Viele Menschen, die zu uns kommen sind eher gering qualifiziert und/oder sprechen kein Deutsch, weshalb sich eine langfristige Integration in den Arbeitsmarkt schwierig gestaltet. Das ist deswegen kritisch, weil deren Existenz überhaupt nicht gesichert ist und sie öfters unter dem Existenzminimum leben. Ziel des Projektes ist also eine dauerhafte Integration in den Dortmunder Arbeitsmarkt.

Die Mitarbeiter:innen im Projekt sprechen bulgarisch, polnisch, serbokroatisch, englisch und natürlich deutsch. Wenn Klienten kommen, die andere Sprachen sprechen, ist die Beratung kommunikationstechnisch sehr mühsam. Deswegen konzentrieren wir uns auf Menschen, die die eben genannten Sprachen beherrschen.

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Ich bin die Koordinatorin von Seiten der Diakonie – alle Projektpartner stellen eine Koordinator:in. Das heißt ich bin für die Netzwerkarbeit zuständig. Außerdem bin ich als Sozialarbeiterin im Projekt tätig: ich führe Aufnahmegespräche und betreue die Klient:innen.

Was macht das Projekt besonders? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal?

Das Projekt ist eingebettet in das seit 2012 aufgebaute Netzwerk im Handlungsfeld Neuzuwanderung und deckt als ein Baustein von mehreren die im Rahmen der Gesamtstrategie Neuzuwanderung identifizierten Lücken im Angebots- und Hilfesystem bedarfsgerecht ab. Die Gesamtstrategie gewährleistet ein abgestimmtes, integriertes und miteinander verzahntes Handeln von Akteuren der Stadt Dortmund aus vielen Fachbereichen, anderen öffentlichen Einrichtungen, wie dem Jobcenter Dortmund und der Agentur für Arbeit Dortmund, Wohlfahrtsverbänden und anderen freien Trägern und Organisationen. Die Kooperation der vier Träger in einem Trägerverbund ist einzigartig in Nordrhein-Westfalen. Dass jeder Träger seine Kernkompetenzen einbringt, erzeugt Synergieeffekte, die direkt der Zielgruppe zu Gute kommen.

Das Projekt besteht aus zwei Bausteinen. Der erste Baustein ist die aufsuchende Arbeit. Diese wird von uns in Zusammenarbeit mit der Caritas betrieben. Wir betreiben die Akquise. Das heißt, wir führen die Aufnahme der Klient:innen durch und beraten diese. Die Personalressourcen für eine langfristige Unterstützung fehlen uns, deshalb konzentrieren wir uns nur auf die Arbeitsmarktintegration und können die Teilnehmer:innen bei Behördengängen, Anträgen und ähnliches nicht helfen. Sie müssen verstehen, dass viele Menschen, die zu uns kommen eine schnelle Unterstützung benötigen. Oft geht es um wirklich existentielle Nöte. Deswegen helfen wir den Menschen bei der Erstellung eines Lebenslaufs und versuchen sie so schnell wie möglich in faire Arbeit zu vermitteln, denn dies ist der einzige Weg deren prekären Lebenslage zu verbessern und einen erfolgreichen Integrationsprozess zu starten.

Das führt direkt zum zweiten Baustein des Projekts: der Kompetenzfeststellung. Diese wird von der GrünBau gGmbH und dobeq GmbH übernommen. Die Klient:innen durchlaufen ein Testverfahren, bei dem gewisse Kompetenzen, Motivation, Auffassungsgabe und in gewisser Weise auch die Deutschkenntnisse unter Probe gestellt werden. Nach dem Testverfahren erhalten die Klient:innen ein Zertifikat, welches sie für die Bewerbungen nutzen können. Außerdem werden Weiterleitungsmöglichkeiten geprüft.

Wodurch kam die EU-Förderung zustande? Wie gestaltete sich der Prozess?

Das kann ich Ihnen gar nicht so genau sagen, da das Aufgabe unserer Leitung ist. Die Förderperiode geht vom 01. November 2021 bis zum 31. März 2023. Generell ist das Projekt sehr klein, wir haben wenige Stellen, müssen aber hohe Zahlen erreichen – was kein Problem ist, da eine hohe Nachfrage besteht.

Wie hat COVID-19 das Projekt beeinflusst?

Foto: eigene Aufnahme

Da das Projekt während Covid startete, konnten wir uns direkt auf die Umstände einstellen. Trotzdem hab die Pandemie einiges erschwert: die Kontaktmöglichkeiten zu Projektpartnern musste teils über Onlinekonferenzen stattfinden, wodurch sich die Prozesse im Großen und Ganzen verlangsamen. Die face-to-face Beratung war nur eingeschränkt möglich und viele Klient:innen waren ängstlicher. Was verständlich ist. Sie müssen sich vorstellen, dass die allgemeine Integration durch Covid erschwert wurde. Die Klient:innen haben langsamer Anschluss an die Gesellschaft gefunden und da viele grade in der Gastronomie oder anderen Sektoren, die von der Pandemie stark betroffen waren, gearbeitet haben, war ihre Existenz auch nicht gesichert.

Bei der Kompetenzfeststellung musste ein Raum gefunden werden, in dem genug Platz für die Einhaltung der Abstandsregeln gegeben war. Außerdem haben die ständig wechselnden Schutzverordnungen die Planung erschwert. Alles in allem hätten wir ohne Covid wahrscheinlich mehr Menschen erreicht, mehr Kooperationspartner gehabt und der Anschluss an die Gesellschaft wäre für unsere Klient:innen sehr viel einfacher gewesen.

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