NextGenEU vor Ort: Das Projekt "Zukunft Geriatrie"

NextGenEU vor Ort: Das Projekt “Zukunft Geriatrie”

Im Rahmen der NextGenerationEU werden Projekte gefördert, die die EU digitaler, sozialer und nachhaltiger machen sollen. In Deutschland sind die Mittel aus dem Aufbauplan in bereits bestehende Förderprogramme geflossen. So hat auch das Projekt “Zukunft Geriatrie” von der NextGenerationEU profitiert. Das Projekt adressiert die Steigerung Versorgungsqualität der geriatrischen Patient:innen. Jochen Laible vom Christlichen Klinikum Unna West hat mit uns über das Projekt gesprochen.

Titelbild: Konsortium des Projekts “Zukunft Geriatrie” (Foto: Jochen Laible)

Steckbrief

Name des Projektes: Zukunft Geriatrie-vernetzt und digital

Projektträger: Leitmarktagentur NRW, Projektträger Jülich

Projektkoordination: Christliches Klinikum Unna West

Kooperationspartner:

Projektkonsortium:

  • Solvecon-Gesellschaft für Beratung und Entwicklung mbh Castrop-Rauxel
  • SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen, Hamm
  • RIF Institut für Forschung und Transfer e.V., Dortmund
  • Paula e.V. Köln, Beratungsstelle für Frauen ab 60

Assoziierte Partnerinnen und Partner:

  • Marien Hospital Lünen
  • Christophorus Krankenhaus Werne
  • Marienkrankenhaus Schwerte
  • Mariannen-Hospital Werl (Katholischer Hospitalverbund Hellweg)
  • LWL-Klinik Dortmund, Gerontopsychiatrie
  • Kreis Unna, Sozialplanung und Demografie
  • Weiterbildungsstätte am St. Marien-Hospital Lünen
  • Mein Gesundheitsnetz Unna
  • AWO Ruhr-Lippe-Ems, Fachbereich ambulante Dienste und Friedrich-Krahn- Seniorenzentrum Schwerte
  • Schmallenbach Häuser, Fröndenberg
  • Kreis Unna, Pflege- und Wohnberatung

Ziele des Projektes: Im Rahmen des Modellprojektes sollen Instrumente und Strukturen zur Steigerung der Versorgungsqualität geriatrischer Patient:innen entwickelt und modellhaft erprobt werden. Dies soll erreicht werden durch eine bessere krankenhaus- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit und die Sicherstellung eines breiten Wissens- und Know-how-Transfers zwischen den Einrichtungen unter Beteiligung möglichst vieler Beschäftigter. Hierdurch soll auch die prä- und poststationäre Behandlungskoordination verbessert werden. Dabei sollen in allen Phasen des Projektes die genderspezifischen Bedarfe aller beteiligten Akteur:innen in den Blick genommen werden.

Den Kern des Projektes bildet der Aufbau einer strukturierten und unternehmensübergreifend angelegten Organisationsentwicklung. Begleitet wird diese Organisationsentwicklung durch den Aufbau digitaler Kommunikationsstrukturen, die aus der Praxis heraus einrichtungs- und berufsgruppenübergreifend entwickelt werden. Das Projekt wird dadurch dazu beitragen, die Akzeptanz digitaler Unterstützung im Gesundheits- und Pflegebereich erhöhen.

Projektmaßnahmen: Kern des Projektes ist es, in sehr unterschiedlich arbeitenden und denkenden Einrichtungen tragfähige Strukturen für eine ganzheitliche, sektoren- und professionsübergreifende Versorgung geriatrischer Patientinnen und Patienten zu schaffen:

  • Etablierung eines einrichtungs-, hierarchie- und professionsübergreifenden geriatrischen Lenkungskreises
  • Entwicklung konkreter Instrumente zur Verbesserung der geriatrischen Versorgung (u.a. Hospitationsangebot für alle Berufsgruppen, digital gestützte Informationsmaterialien zum Abbau von Ängsten und Unsicherheiten)
  • Entwicklung eines Informations- und Kommunikationsportals für Fachkräfte sowie geriatrische Patientinnen und Patienten und ihre Bezugspersonen
  • Durchführung digitaler Ideenwerkstätten zur Entwicklung digitaler Kommunikationsszenarien unter Berücksichtigung traumasensibler Herangehensweisen
  • Vorstellung und Diskussion digitaler Kommunikations- und sonstiger Unterstützungsinstrumente

Um die Projektergebnisse hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Versorgungsqualität geriatrischer Patientinnen und Patienten, aber auch auf die Beschäftigten, bewerten zu können, wird das Projekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Förderung: Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen

Interview mit Jochen Laible

Foto: Jochen Laible

An wen richtet sich das Projekt?

Das Projekt richtet sich an die beteiligten Einrichtungen des Geriatrieverbundes Kreis Unna und an deren assoziierten Partner:innen. Ziel ist es, innerhalb dieses Verbundes die Vernetzung, den Wissenstransfer und die digitale Zusammenarbeit aufzubauen und weiter zu stärken. Das Projekt richtet sich auch an eine breite Öffentlichkeit, um über die Ziele, Hintergründe und Möglichkeiten geriatrischer und gerontopsychiatrischer Abteilungen im Versorgungssystem zu informieren. Das betrifft nicht nur die Behandlungsmöglichkeiten in den Kliniken, sondern auch die Versorgung in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Vor allem aber richtet sich das Projekt an Patient:innen und deren Angehörige. Denn natürlich sollte das Ziel aller unserer Aktivitäten die Verbesserung der Versorgungsstruktur sein, von denen letztendlich die direkt Betroffenen profitieren sollen. Im Rahmen des Transfers werden die Projektergebnisse auch interessierten Akteur:innen aus anderen Regionen zugänglich gemacht.

Was ist ihre Rolle im Projekt?

Meine Rolle betrifft in erster Linie die Projektsteuerung innerhalb des Geriatrieverbundes, so zu sagen als Bindeglied zwischen dem Projekt und den Mitarbeitenden auf allen Ebenen in den jeweiligen Einrichtungen, quasi als „Kümmerer“ oder „Lotse“. Selbstverständlich immer in enger Abstimmung mit dem Konsortium des Projektes. Außerdem bin ich Ansprechpartner für alle Fragen und Anregungen, die aus den Einrichtungen, aber auch von Patienten:innen und deren Angehörigen an das Projekt gestellt werden.

Was macht das Projekt so besonders ? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal?

Ein besonderes Merkmal des Projektes ist sicherlich die einrichtungs-, sektoren- und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit auf allen Hierarchieebenen, um die gesteckten Ziele zu erreichen oder Teilprojekte umzusetzen. Wir haben einen Lenkungskreis eingerichtet der geografisch ausgewogen besetzt ist und in dem Mitarbeitende aus unterschiedlichen Einrichtungen und Berufsgruppen gemeinsam Strategien und Kriterien erarbeitet haben. Wir haben Arbeitsgruppen gegründet und Ideenwerkstätten durchgeführt, Möglichkeiten digitaler Unterstützungsangebote in der geriatrischen Arbeit eruiert und vorgestellt. Die Ergebnisse sind gemeinsam mit Mitarbeitenden aller Einrichtungen und Berufsgruppen formuliert worden. Beteiligt waren selbstverständlich auch Patienten:innen und Bewohner:innen und deren Angehörige.

Wodurch kam die EU-Förderung zustande und wie gestaltete sich der Prozess?

Aus dem Geriatrieverbund des Kreises Unna wurde schon sehr früh der Wunsch geäußert, ein gemeinsames Projekt auf den Weg zu bringen, welches die Möglichkeit bietet, die Versorgungsstrukturen zu verbessern und die digitale Vernetzung voranzutreiben. Nachdem wir im Konsortium zuverlässige Projektpartner:innen gefunden hatten, wurde der Antrag über den Leitmarktwettbewerb gestellt.

Wie hat Covid-19 das Projekt beeinflusst?

Die Corona-Pandemie hat unser Projekt sowohl in negativer, als auch in positiver Hinsicht beeinflusst. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen durch die Coronaschutzverordnung und durch Besuchsbeschränkungen oder –verbote in den Einrichtungen, konnten Arbeitsgruppen-, Netzwerk- oder Verbundsitzungen nicht mehr in Präsenz stattfinden, wurden abgesagt, verschoben oder fanden als Webmeetings statt. Für die Kommunikation auf niedrigschwelliger Ebene, war diese Situation sicher nicht förderlich. Andererseits war man jetzt quasi gezwungen, auf digitale Tools zuzugreifen. Die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation wurden dadurch beschleunigt, die Akzeptanz für die Nutzung wurde erhöht und die Möglichkeit des Umsteuerns wurde verbessert. Dies ist sicherlich ein positiver Effekt der Pandemie.