NextGenEU vor Ort: Informatik all inclusive – Bündnis für IT-Bildung in Dortmund
Im Rahmen von NextGenEU fördert die EU Projekte unter dem Förderprogramm Pakt für Informatik 2.0 Lehrprojekte. So hat auch das Verbundsvorhaben „Informatik all inclusive – Bündnis für IT-Bildung in Dortmund“ mit den geförderten Projektpartnern Fachhochschule Dortmund, GrünBau gGmbH und in Zusammenarbeit mit der Koordination des Masterplans Digitale Bildung der Stadt Dortmund (nicht-gefördert) von einer EFRE-Förderung profitiert.
Das Projekt Informatik all inclusive richtet sich an Schüler:innen der Sekundarstufe 1 in Dortmund und bietet ein spielerisches Kennen- und Erlernen von Informatik Grundkenntnissen.
Im Rahmen der Digitalen Woche bietet das Projekt zwei Veranstaltungen an: So können Schüler:innen am 23. September 2024 in den Räumlichkeiten der FH Dortmund an einem Workshop mit interaktiven Übungen und einem Escape Room teilnehmen. Anmelden können sich Schüler:innen bis zum 13.09.2024 über einen Einladungslink, den die Lehrkräfte verteilen, oder bei den Lehrkräften selbst. Die zweite Veranstaltung, geleitet von der GrünBau gGmbH, gibt am 26. September 2024 am Dortmunder Hafen Einblicke in den Erwerb digitaler Kompetenzen für Schüler:innen aus der Dortmunder Nordstadt. Es ist keine Anmeldung nötig und weitere Informationen sind auf der Webseite der Digitalen Woche Dortmund zu sehen.
Wir haben mit Prof. Dr. Sabine Sachweh von der FH Dortmund über das Projekt gesprochen.
Steckbrief
Name des Projekts: Informatik All Inclusive – Bündnis für IT-Bildung in Dortmund
Leitung des Verbundvorhabens: IDiAL – Institut für die Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten, Fachhochschule Dortmund
Kooperationspartner: GrünBau gGmbH
Förderprogramm: EFRE/JTF-Programm Nordrhein-Westfalen 2021-2027, Eigenanteil FH Dortmund und GrünBau gGmbH
Ziel des Projekts:
- Förderung von Informatikkompetenzen bei Jugendlichen und Begeisterung für das Berufsfeld Informatik durch anwendungsbezogenes Problemlösen und partizipative Lernkonzepte
- Flankierung und Erweiterung informatischer Bildung an Dortmunder Schulen durch aufeinander abgestimmte außerschulische Angebote an Lern- und Erfahrungsorten im räumlichen Umfeld der Schulen
Projektmaßnahmen:
- 2-teiliges Projekt mit komplementären Projektteilen
- Projektteil IDiAL: „Lernmodulbaukasten zur informatischen Kompetenz-Entwicklung bei Schüler:innen” (LiKES)
- Entwicklung skalierbarer außerschulischer Lernmodule für Schüler:innen der Sekundarstufe 1 im ganzen Stadtgebiet zu Anwendungsfällen von Unternehmen im Bereich Smart City
- Projektteil der DigitalWerkstatt der GrünBau gGmbH: „DO IT together“
- Reaktion auf und diversitätssensible Förderung der besonderen Bedürfnisse von Schüler:innen in der Dortmunder Nordstadt
Interview mit Prof. Dr. Sabine Sachweh, FH Dortmund
Frau Sachweh, worum genau geht es in Ihrem Projekt „Informatik all Inclusive“?
Wir leben zwar in einer digitalisierten Welt, doch die Hintergründe zur Entwicklung, die Einsatzmöglichkeiten und potenzielle Auswirkungen digitaler Systeme sind vielen Menschen nicht bekannt. Um diese Probleme zu reduzieren, werden bereits in der Kita und später auch in der Schule digitale Ansätze in der Schule behandelt. Was jedoch ausbaufähig ist, ist ein Angebot für einen spielerischen Umgang mit Algorithmen oder Programmierung, so dass sich diese Themen im besten Fall sogar zu einem Interessensgebiet oder Hobby entwickeln. An dieser Stelle wollen wir mit dem Projekt ansetzen. Denn obwohl sie alle diese Lösungen nutzen, sind viele Jugendliche ob der vielen Möglichkeiten und der schnellen Entwicklung im IT-Bereich verunsichert. Wir leben in einer Zeit, wo der schnelle Wandel das Grundprinzip ist und müssen sehen, dass wir in der Gesellschaft Eigenschaften ausbauen, die diesen Wandel in allen Bereichen antizipieren. Da geht es um Flexibilität und Anpassbarkeit, was gerade im Bereich Digitalisierung dann auch Ängste nehmen könnte. Dafür muss man aber früh anfangen. Während Schüler:innen oftmals gar nicht wissen, was man in der IT-Branche machen kann, haben wir einen großen Fachkräftebedarf. Andererseits sind die jeweiligen Berufsbilder häufig nicht sichtbar, da ITler eher im Hintergrund arbeiten. Mit Ausnahme der Spieleentwicklung wird der IT-Bereich deshalb von vielen jungen Menschen übersehen.
Der von uns verantwortete Projektteil „LiKES“ ist in vier Module gegliedert. Im ersten Modul werd en Grundprinzipien der digitalen Welt erläutert. Im zweiten Modul geht es darum einen Algorithmus zu verstehen, zu identifizieren und zu beschreiben. Dann geht es im dritten Modul darum Dinge aus der realen Welt zu modellieren und zu realisieren. Dabei werden die Schüler:innen bereits ab dem zweiten Modul mithilfe der eher grafischen Sprache Scratch selber kleine Algorithmen gestalten. Im dritten und vierten Modul geht es tatsächlich darum wie Sensoren eingesetzt werden können, um die realen Welt im Programm einzubeziehen, also eine kleine IoT (Internet of Things) Lösung. Dazu nutzen wir die senseBox von re:edu, einem Unternehmen in Münster.
In der digitalen Woche wird am Montag, den 23. September, im Rahmen eines Workshops das erste Modul mit den Schülern:innen bei uns in den Räumlichkeiten des IDiAL erstmalig durchgeführt. Simultan werden interessierte Unternehmen eingeladen, um mit denen potenzielle Möglichkeiten für Unterstützung zu diskutieren. Damit das Projekt spannend für die Schüler:innen ist, ist uns die spielerische Komponente sehr wichtig. Diese ist Teil aller vier Module, damit es nicht nach Lernen und Schule aussieht, sondern nach Spaß und Experimentieren. Es geht darum, mit dem Digitalen rumzuspielen und dabei etwas zu erlernen – ohne jeglichen Lerndruck. Jeder, der erfolgreich teilnimmt, bekommt am Ende auch eine digitale Badge und eine aus dem 3-D-Drucker.
Wer profitiert von Ihrem Projekt?
In erster Linie profitieren die Schüler:innen der Sekundarstufe 1 von unserem Projekt. Allerdings ist es uns sehr wichtig zu erwähnen, dass Schüler:innen zwar unsere Zielgruppe sind, es sich bei unserem Projekt aber um ein schulergänzendes Angebot handelt. Es ersetzt keinen Unterricht und ist ein kostenfreies Nachmittagsangebot, um Schüler an die Informatik heranzuführen und spielerisch für digitale Themen zu begeistern. Wir, von der FH Dortmund, bearbeiten das Projekt zusammen mit der GrünBau gGmbH. Die GrünBau gGmbH ermöglicht die Durchführung von Nachmittagsangeboten und hat einen starken Nordstadtbezug.
Ganz wichtig für Informatik sind logisches Denken und Abstraktionsvermögen, aber auch Kreativität. Da diese ein sehr wichtiger Teil der Informatik ist, wollen wir die Schüler dort abholen.
Mit dem Ziel Interesse für Algorithmik und Programmierung spielerisch, jenseits des schulischen Kontextes, zu wecken, haben wir die Chance genutzt mit der Stadt zu überlegen, was wir außerschulisch anbieten können. Dennoch ist das Projekt nicht schulunabhängig. Wir haben uns mit vielen Lehrkräften ausgetauscht und so einen spannenden Einblick in die Informatikprojekte an den Schulen erhalten. Um den Schüler:innen einen leichten Zugang zu unseren Modulen zu ermöglichen, bitten wir die Fachlehrer die Module vorzustellen und einen Link zur Anmeldung zu verteilen.
Unser Ziel ist, zum einen Schüler:innen recht früh erste Einblicke und Erfahrungen zu Algorithmik und Programmierung zu vermitteln und zum anderen eine Brücke zur Wirtschaft zu schlagen. Mögliche Berufsbilder und Karrierewege können so vorgestellt werden und langfristig zur Fachkräftesicherung beitragen, indem Talente früh gefördert und Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern hergestellt werden. Dadurch profitieren auch die Unternehmen und die lokale Wirtschaft, da das Interesse an Berufen im IT-Bereich frühzeitig geweckt wird.
Was ist Ihre Rolle in dem Projekt?
Wir entwickeln die Module und versuchen über unser Netzwerk eine Brücke zwischen den Schüler:innen und IT-Unternehmen zu schlagen.
Im Rahmen des Projekts erarbeiten wir konkret einen Ansatz für jedes Modul. Wir überlegen zum Beispiel wie wir ein Thema spielerisch umsetzen können oder welche Werkzeuge wir einbeziehen können.
Mein persönlicher Fokus liegt vor allem auf einem parallel zu den Modulen stattfindenden Austausch mit Unternehmen mit dem Ziel Berufsbilder der IT unter Schüler:innen bekannter zu machen.
Was genau macht das Projekt besonders?
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir mit einem niedrigschwelligen Angebot die Themen Algorithmik und Programmierung in vier Modulen bis hin zur Entwicklung einer eigenen kleinen Internet-Of-Things-Lösung mit vielen Gamification-Konzepten anbieten. Dabei stellen wir den Bezug zu IT-Lösungen, die uns umgeben, und den IT-Unternehmen her, welche solche Lösungen entwickeln. Das Aufzeigen dieser Verbindungen ist für die Zukunft der IT-Branche essenziell. Denn Unternehmen sind natürlich nicht selbst präsent in den Schulen und viele IT-Berufe sind bei den Schüler:innen deutlich weniger bekannt als Berufe, denen sie im Alltag begegnen.
Seit Beginn des Projekts haben wir uns deswegen viel mit Lehrkräften ausgetauscht, um zu erörtern, wo Schwierigkeiten bestehen, die Schüler zu begeistern, worauf man achten muss und was sich Schüler:innen und Lehrkräfte wünschen. Vor allem muss das Projekt alle Schüler in der Altersklasse ansprechen. Es soll breit nutzbar sein und zwar nicht nur durch uns, sondern auch von allen anderen interessierten Stakeholdern. Dafür wollen wir sicherstellen, dass jeder Zugang zu dem Material hat und wir für Fragen und Unterstützung zur Verfügung stehen.
Dazu muss man sagen, dass das gesamte Projekt als Open Educational Resources (Oer) bereitgestellt wird. Das heißt, wenn eine Lehrkraft Spaß an diesen Modulen hat, kann sie diese nach Bedarf einsetzen. Deswegen ist die Zusammenarbeit mit der Stadt auch so wichtig, da wir die Arbeit der Lehrer schließlich nicht torpedieren, sondern ergänzen wollen. Außerdem ist das Projekt nicht ortsgebunden. Es kann runtergeladen und individuell durchgeführt werden. Am Ende, wollen wir das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Schulen breit aufstellen.
Wie kam die EU-Förderung zustande?
Wir haben gezielt mit der Stadt zusammen geschaut, wie wir dieses Projekt realisieren können. Dann kam tatsächlich die Idee von der Stadt, dass der EFRE-Call eine geeignete Förderung sein könne. Also haben wir uns dann mit der GrünBau gGmbH zusammengetan und geschaut, wie wir die Kompetenzen zusammenbringen und daraus das Projekt mit den zwei Komponenten entwickeln. Also zum einen das Projekt mit dem Nordstadtfokus, in dem die GrünBau gGmbH ihre Stärken bezogen auf Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen oder solchen mit einem bildungsferneren Hintergrund hat. Zum anderen mit unserem Fokus auf einen sehr niederschwelligen Einstieg, Gamification und einen Bezug zur Wirtschaft.