REPowerEU – Interview mit der Stadt Dortmund und der DEW21
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union im Europäischen Rat, haben sich im Zuge des Angriffskrieges gegen die Ukraine im März 2022 auf den REPowerEU-Plan geeinigt, eine Strategie zur Sicherung einer bezahlbaren, sicheren und nachhaltigen Energieversorgung. Ziel ist es die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu beenden. Wie wird REPowerEU umgesetzt? Um diese Frage auch auf kommunaler Ebene zu ergründen, haben wir ein Interview mit der Stadt Dortmund und der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH DEW21 geführt. Hier haben wir gefragt, was Dortmund zu der Einsparung von Energie bisher geleistet hat und welche Projekte und Maßnahmen es in der Zukunft geben wird, um mit der Herausforderung der nachhaltigen Energieversorgung umzugehen.
Das große Ziel von „Dortmund macht´s“ ist die Energie Einsparung um 20 % bis Ende April 2023. Welche Ziele sind weiterhin gesetzt worden?
Ein solches Einsparziel ist natürlich nur in gemeinsamer Anstrengung, mit einer solidarischen Stadtgesellschaft zu erreichen. Die Kampagne soll alle Dortmunder*innen für das Thema sensibilisieren und zum Einsparen von Energie motivieren. Vor allem aber soll sie informieren. Daher ist das Herzstück der Kampagne die Webseite dortmundmachts.de, auf der alle relevanten Informationen zur aktuellen Lage gebündelt sind. Das sind zum Beispiel konkrete Energiespartipps oder Hinweise auf städtische und nicht-städtische Hilfsangebote. Alle Bürger*innen der Stadt können sich so angesprochen fühlen und gemeinschaftlich Energie sparen.
Nach aktuellem Stand hat die Stadt Dortmund es geschafft 15 % Erdgas einzusparen. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis? Was hat Ihrer Meinung nach dazu wesentlich beigetragen?
Mit einer Einsparung von über 15 % ist Dortmund gut durch Herbst und Winter gekommen. Damit liegen wir etwas unter dem Optimum von 20 %, aber über dem bundesweiten Durchschnitt. Sicherlich spielten die milden Temperaturen dabei eine Rolle. Doch auch die Einsparmaßnahmen seitens der Stadt und aller Dortmunder*innen haben dazu beigetragen. Ziel der Energiesparverordnung des Bundes war es, zum jetzigen Zeitpunkt in den Speichern noch Gasvorräte für den kommenden Winter zu haben. Dieses Ziel wurde mit allen Maßnahmen gemeinsam erreicht: Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt derzeit bei etwa 66 % und steigt, da wir uns in der Phase des Einspeicherns befinden.
Die Energiekrise des letzten Jahres hat auch den dringlichen Ausbau erneuerbarer Energien aufgezeigt. Welche Projekte verfolgt DEW21 für das Ziel Klimaneutralität bis 2035?
DEW21 hat sich für das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität 2035 klare Anforderungen, Zeitpläne und Zielvorgaben in fünf Handlungsfeldern aufgestellt: Strom- und Wärmeversorgung, Netzbetrieb, Wasserversorgung und Verwaltung. Sie werden jetzt in allen Handlungsfeldern sukzessive umgesetzt. DEW21 treibt die Energie- und Wärmewende aktiv voran und baut die klimafreundliche Versorgung weiter aus. Aktuell baut DEW21 einen neuen Windpark im niedersächsischen Hankensbüttel, der 2024 in Betrieb gehen wird. In Dortmund prüft DEW21 neben den bestehenden Windrädern weitere Flächenpotentiale. Aktuell läuft eine Planung und Prüfung, um drei bestehende Anlagen durch zwei leistungsstärkere zu ersetzen. (Repowering). Weitere Potentiale sehen wir in der Freiflächen-Photovoltaik und prüfen dafür verschiedene Standorte. DEW21 will den Umstieg auf regenerative Energien für Hauseigentümer*innen und Wohnungsgesellschaften mit nachhaltigen Komplett-Dienstleistungen leicht machen. Auch Mieter*innen sollen die Chance haben, erneuerbare Energie direkt vom Dach zu nutzen. DEW21 hat deshalb gerade ein erstes Mieterstrom-Projekt mit DOGEWO21 auf den Weg gebracht. Für die Wärmewende in Dortmund konnten wir Ende 2022 einen wichtigen Meilenstein erreichen. Der Aufbau der klimafreundlichen Wärmeversorgung in der Innenstadt ist nahezu abgeschlossen, gasbasierte Wärme wird durch industrielle Abwärme abgelöst. Aktuell beginnt der weitere Ausbau. Auch an der eigenen Hauptverwaltung setzen wir erneuerbare Energien ein und bauen gleichzeitig die E-Mobilität weiter aus. Ende 2022 ist der Smart Charging Hub von DEW21 an den Start gegangen, eine intelligente, öffentliche Ladeinfrastruktur mit fünf Schnellladesäulen. Der Strom dafür wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem DEW21-Dach erzeugt. Mit dem Pilotprojekt wollen wir Erfahrungen für zukünftige Ladeparks sammeln.
Plant die Stadt in Zusammenarbeit mit DEW21 weitere Initiativen zur Energieeinsparung über die Laufzeit der Kampagne hinaus?
Die Energiesparverordnung des Bundes ist zwar zum 15. April ausgelaufen und die Heizperiode 2022/23 ist vorbei. Trotzdem bleibt das Einsparen von Gas und Strom weiterhin das Gebot der Stunde, damit es durch die fehlenden Gaslieferungen aus Russland auch im nächsten Herbst und Winter nicht zu Engpässen bei der Energieversorgung kommt. Daher wird die Kampagne fortgeführt, um für die kommende Heizperiode gut aufgestellt zu sein. Auf der Webseite wird es nach wie vor Energiespartipps – nun für die wärmeren Monate – und Informationen zu Hilfsangeboten geben, die regelmäßig an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Auch das Einspar-Barometer wird weiterhin dort zu finden sein.