SOS-Europa-Planspiele mit dem Gymnasium Schloss Heessen
Diskutieren, verhandeln, Kompromisse eingehen – und dabei einmal selbst erleben, wie Entscheidungen im politischen Prozess auf EU-Ebene zustande kommen: Im Dezember haben zwei Kurse des Gymnasiums Schloss Heessen aus Hamm an unserem Planspiel „SOS Europa“ teilgenommen. Die Schüler:innen konnten dabei unter anderem in die Rollen der Staats- und Regierungschef:innen schlüpfen. Bei beiden Planspielen wurde ein Sondergipfel des Europäischen Rates zur Asyl- und Flüchtlingspolitik simuliert.
Zusammenhalt, Frieden, Solidarität
Der erste Kurs kam am 12.12.2023 in die Auslandsgesellschaft. Zu Beginn sollten die 18 Schüler:innen sagen, was sie mit Europa verbinden. Neben Reisen, Handel und Freiheit wurden vor allem die Begriffe Zusammenhalt, Frieden und Solidarität genannt.
Da es bei dem anstehenden Planspiel um die Asyl- und Flüchtlingspolitik der EU gehen sollte, wurden am Anfang noch wichtige Begriffe, Zahlen und Fakten rund um das Thema geklärt. So hatten alle Schüler:innen eine gemeinsame Grundlage für die anschließende Diskussion.
Zur Vorbereitung auf das Planspiel wurden dann die Rollen verteilt. Neben den Staats- und Regierungschef:innen gab es auch ein Präsidium, das die Sitzung leiten sollte. Darüber hinaus wurde auch die Rolle der Presse besetzt, die die Diskussion beobachten und anschließend kommentieren würde.
Nachdem sich alle in ihre Rollen eingelesen hatten, war es an der Zeit, sich auch in sie hineinzuversetzen. Dazu wurde die europäische Hymne gespielt, wobei alle Schüler:innen aufstehen mussten. Als sie sich wieder setzten, ging das Planspiel offiziell los.
Die Schüler:innen hatten viel zu sagen – bei der Diskussion griff das Präsidium regelmäßig zur Klingel, um die Redezeit der Spieler:innen zu begrenzen. Zwischendurch mischte der Liveticker der Presse das Plenum auf, als kurze Beiträge an die Wand gestrahlt wurden.
Nach einer anschließenden informellen Verhandlungsrunde wurde über die verschiedenen eingebrachten Vorschläge abgestimmt. Die Schüler:innen einigten sich darauf, die Außengrenzen zu stärken und einen Flüchtlingsfonds einzurichten.
Dieses Ergebnis wurde am Ende noch in einer Talkshow-Runde besprochen, moderiert von den Presse-Vertreter:innen. Unterhaltend nah an der Realität waren dabei Sätze wie „Ich kann mich nicht daran erinnern, das jemals gesagt zu haben“, oder „haben Sie Ihre Position also einfach in der Pause über Bord geworfen?“.
Bei der abschließenden Auswertung waren die Schüler:innen zwar erschöpft von der Diskussion, aber ganz zufrieden mit ihren Ergebnissen. Die Möglichkeit, durch das Planspiel in eine Rolle zu schlüpfen und einmal eine andere Meinung als die eigene vertreten zu müssen, wurde als bereichernd empfunden.
Einstimmigkeit als großes Hindernis
Am darauffolgenden 13.12.2023 war noch ein zweiter Kurs des Gymnasiums Schloss Heessen zu Besuch.
Hier sollten die Schüler:innen zum Einstieg ihre Erwartungen an den Tag schildern. Sie wollten vor allem etwas über die EU an sich und über den Prozess der Entscheidungsfindung lernen.
Dazu war das Planspiel sehr gut geeignet: In der anschließenden Diskussion konnten die Schüler:innen die verschiedenen Verhandlungsrunden und –wege interaktiv nachvollziehen. Auch hier gab es eine Einigung: Die zweite Gruppe beschloss ebenfalls die Einrichtung eines Flüchtlingsfonds und einigte sich darauf, Fluchtursachen stärker zu bekämpfen.
Besonders anstrengend sei es gewesen, eine Einstimmigkeit zu erzielen, so die Schüler:innen in der abschließenden Auswertung. Dennoch waren sie zufrieden mit ihrem Ergebnis und froh, dass überhaupt ein Lösungsvorschlag einstimmig angenommen wurde.
Zum Abschluss wiesen die Teamer:innen noch einmal auf die Europawahl im kommenden Jahr hin, bei der auch schon Schüler:innen mitmachen können, die 16 Jahre oder älter sind. Dabei schadet es nicht, mit frischem Europawissen in das neue Jahr starten zu können.