Anecken, Ausgrenzen, Aufräumen? – Strategien des jungen Rechtsaußenspektrums (17.-19.5.2019)
Wie gelingt es Parteien des Rechtsaußenspektrums in Europa, junge Wähler*innen für sich und ihre oft menschenverachtenden und demokratiegefährdenden Positionen zu gewinnen? Erfolge bei Jugendlichen erzielen rechte Parteien und Bewegungen in Europa vor allem durch die Arbeit ihrer Jugendorganisationen, die sich mit verschiedenen Strategien besonders an die Lebenswelt junger Menschen anzunähern versuchen. Einen Einblick in diese sowie Anreize für den Umgang mit ihnen bot das im Mai in Münster stattgefundene Wochenendseminar „Anecken, Ausgrenzen, Aufräumen?“ des NRW-Landesbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung.
„Oft ist es gar nicht so einfach zu erkennen, dass ein Produkt oder ein Beitrag in den sozialen Medien eigentlich auf die rechte Szene zurückgeht. Diese gekonnte Tarnung macht die Strategien rechter Jugendorganisationen so gefährlich.“, sagte Matti-Léon Klieme, der gemeinsam mit Dr. Vincent Knopp das Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung betreute. Die Zeiten, in denen junge Rechte an Springerstiefeln und Glatze zu erkennen waren, seien größtenteils vorbei. Modelabels mit neonazistischem Hintergrund verkaufen Kleidung, die aktuellen Trends entsprächen und zu Demonstrationen nehmen junge Rechte hippe Jutebeutel mit scheinbar harmlosen und lustigen Aufdrucken mit. Nicht nur optisch seien die jungen Mitglieder der rechten Szene in Europa heute oft schwer von ganz normalen Jugendlichen zu unterscheiden, auch in den sozialen Medien greifen sie aktuelle Trends auf. Klieme nannte das Beispiel eines jungen Mannes, der auf seinem Youtube-Kanal vegane Rezepte zum Nachkochen vorstelle und während seiner Videos scheinbar beiläufig über seine ideologischen Positionen spräche.
Mit dieser Übernahme von Trends, die eigentlich eher mit der linken Szene assoziiert werden, würden die jungen Rechten in Deutschland eine Strategie nutzen, die bereits seit den 1980er Jahren von rechten Organisationen in ganz Europa verwendet würden, berichtete Knopp. Im Zentrum stehe dabei der Versuch, rechte Diskurse in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. In verschiedenen Übungen und Gruppenarbeiten wurden im Verlauf des Seminars die verschiedenen Strategien und auch die politischen Inhalte rechter Jugendorganisationen am Beispiel der Identitären Bewegung und der Jungen Alternative analysiert. Untersucht wurden dabei insbesondere Facebook-Posts und Memes, die von den beiden Organisationen geteilt wurden: Zum Teil mit sehr provokanten Inhalten, manchmal aber auch kaum von Werbung für Mode zu unterscheiden. In weiteren Einheiten wurde zudem erarbeitet, wie im Internet und auch im Kontext der Arbeit von Organisationen am besten mit rechter Agitation umzugehen sei. Hier bestand auch die Möglichkeit, zu einem Austausch der Teilnehmenden über eigene Erfahrungen. Viele von ihnen erlebten im beruflichen oder ehrenamtlichen Kontext häufig die Konfrontation mit Mitgliedern des Rechtsaußenspektrums.
Die Europa-Projektwochen des Europe Direct Dortmund zum Thema Populismus und Extremismus
Sie haben Interesse, mehr über das Thema Populismus und Extremismus in Europa zu erfahren? Vom 02. bis 27. September 2019 finden die jährlichen Europa-Projektwochen des Europe Direct Dortmund zu diesem Thema statt. Einen Überblick über unser Angebot an Abendveranstaltungen und Workshops für Jugendliche finden sie auf unserer Projektseite.
Text: Rebecca Melzer, Auslandsgesellschaft.de e.V.
Bild: CC0, OpenClipart-Vectors, Pixabay.com