Townhall-Meeting mit US-Kongressabgeordneten (15.11.2021)

Townhall-Meeting mit US-Kongressabgeordneten (15.11.2021)

Beim dritten Mal ist es eine Tradition: Frei nach diesem Motto fand Mitte November das nunmehr traditionelle Programm mit zwei ehemaligen US-Kongressabgeordneten statt, die auf Einladung des AmerikaHaus NRW e. V. und in enger Partnerschaft mit der US Association of Former Members of Congress für eine einwöchige Sprecherreise nach NRW gekommen waren. Das Besondere: mit der Demokratin Loretta Sanchez aus Kalifornien (1997-2017 im US-Repräsentantenhaus) und dem Republikaner Dr. Charles Boustany aus Louisiana (2005-2017 im US-Repräsentantenhaus) nahmen Vertreter beider großer US-amerikanischer Parteien teil – und erlaubten somit einen überparteilichen („bipartisan“) Blick hinter die Kulissen. Dieser fiel umso offener und ehrlicher aus, als die beiden Gäste ihren Parteien zwar nach wie vor verbunden waren, jedoch ohne Mandat deutlich freier als zuvor sprechen konnten.

Diskussion mit Bürger:innen im Dortmunder U

Hier in Dortmund fand am 15.11. ein Townhall-Meeting im Kinosaal des Dortmunder U statt, das wir als Europe Direct Dortmund gemeinsam mit der Stadt Dortmund mitorganisierten. Das Thema: Die EU-USA-Beziehungen und Urban Diplomacy. Nachdem die beiden Gäste ihre persönliche Motivation erläutert hatten, Politiker zu werden  –  beide führten nämlich zuvor Karrieren in anderen Bereichen  –  kamen sie auf die Bedeutung von Kommunikation verschiedener Städte zu sprechen. Als Beispiel nannte Dr. Boustany New Orleans und das Rheinland. Durch die großen Flüsse beider Regionen könnten sie viel von einem Austausch lernen, beispielsweise über Strategie der Überflutungsbekämpfung oder dem Warentransport mithilfe von Schiffen – ein klassisches Beispiel funktionierender Urban Diplomacy.

Freedom Fries statt French Fries

Die Gefährdung der Demokratie in den USA und in Europa wurde danach zum Thema, wobei die Wichtigkeit eines anhaltenden Dialogs unterstrichen wurde. Sanchez betonte, die USA und Europa teilten Werte und viel Geschichte miteinander. Deshalb müsse man trotz Differenzen stets um Kommunikation und Zusammenarbeit bemüht sein. Als Beispiel nannte die Demokratin den Irak-Krieg. Aufgrund Frankreichs Absage, wurden in den USA zeitweise tatsächlich „French Fries“ in „Freedom Fries“ umbenannt. Doch auch in einer solchen aufgeladenen Situation, betonte Sanchez, seien amerikanische Politiker nach Frankreich geflogen, um mit französischen Politikern das Gespräch zu suchen. Sie beschrieb die Trump-Präsidentschaft als schädlich für die transatlantischen Beziehungen, lobte Bidens Bereitschaft zu Gesprächen und hob hervor, die Zusammenarbeit mit Europa sei für die USA weiterhin essentiell.

EU-USA-Beziehungen: Alles besser nach Trump?

Auch Dr. Boustany verdeutlichte, die transatlantische Beziehung sei die wichtigste Beziehung für die USA, grade weil beide Länder zurzeit mit großen Problemen wie privacy, Handel und den Schwierigkeiten in der NATO konfrontiert werden. Er verwies auf den Marshall Plan als „the most unselfish thing the US ever did“ und warf dem ehemaligen US-Präsidenten Trump vor, er habe die großen Errungenschaften der transatlantischen Beziehungen aufs Spiel gesetzt. Präsident Biden stehe nun vor großen Herausforderungen. Der Republikaner verlangt gemeinsame Standards für Technologie, da ohne Europäisch-Amerikanische Zusammenarbeit auf diesem Feld andere Länder die Führung übernehmen würden, allen voran China. Auch die WTO müsse reformiert werden. Eine auseinanderbrechende transatlantische Beziehung würde China, als konkurrierendes System, die Entscheidungen überlassen – große Aufgaben für Joe Biden, die er nur mit einer starken EU und einer gestärkten transatlantischen Partnerschaft erreichen kann.

Wir freuen uns bereits darauf, im kommenden Jahr wieder als Partner dabei zu sein und den wichtigen transatlantischen Dialog zu unterstützen!

 

Text: AmerikaHaus NRW e.V./Luise Blessing

Foto: Stadt Dortmund/Roland Gorecki