Was ist der European Green Deal? (10.08.2022)

Was ist der European Green Deal? (10.08.2022)

Wie die ganze Welt steht Europa vor einer der größten Herausforderungen überhaupt: Dem Klimawandel. Die Europäische Kommission reagiert mit dem „European Green Deal“. Doch was beinhaltet er? Wie ist die aktuelle Lage? Und wie können EU Bürger:innen Einfluss nehmen?  Über diese und noch mehr spannende Themen sprachen am Mittwochabend (10.08.2022) Franca Pompeÿ, Leiterin Internationale Kooperationen bei der Deutschen-Energie-Agentur, und EU-Experte Siebo Janssen mit Moderator Jochen Leyhe.

Der European Green Deal besteht zunächst einmal auf einer europäischen und auf einer globalen Ebene, erklärte Franca Pompeÿ. Die Folgen der globalen Erderwärmung sollen mit dem 1,5 Grad Celsius Ziel, welches 2015 in Paris von dem UN-Klimagipfel festgelegt wurde, eingegrenzt werden. Das globale Abkommen bietet nun die Grundlage für die europäischen Energie- und Klimaziele. Der European Green Deal „versucht das Ganze auf die europäische Ebene herunterzubrechen und konkret zu machen“, so Pompeÿ. Sie betonte auch, dass es nicht nur darum gehe die klimapolitischen Ziele zu erreichen, sondern auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Strategien zu entwickeln.

„Stehen wir jetzt ganz schlecht dar?“,

fragte Moderator Jochen Leyhe die Mitarbeiterin der Deutschen-Energie-Agentur. „Nein, ganz schlecht nicht, aber gut auch nicht“, antwortete sie skeptisch. Der aktuelle Trend sei nicht ausreichend für die gesetzten Ziele. Jedoch gibt es auch positive Beispiele bei der Energieeinsparung, genannt werden Finnland und Dänemark. Leyhe fragte nun Siebo Janssen nach dem konkreten Einfluss des Klimawandels auf die Politik. Janssen meinte, dass im deutschen Bundestag – mit Ausnahme der AfD – alle den Klimawandel anerkannt hätten und auch als Realität sehen würden. Es sei allen bewusst, dass der Klimawandel bekämpft werden müsse, allerdings sei man sich häufig nicht über die Maßnahmen einig.

Doch wer redet aktuell eigentlich noch über den Klimawandel?

„Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass die armen Menschen von FridaysForFuture, die ja völlig in den Hintergrund getreten sind – natürlich auch Corona bedingt – momentan die einzigen sind, die auf die Gefahren des Klimawandels hinweisen“, sagte Janssen. Er halte die Situation im Allgemeinen für sehr schwierig und es gibt, seiner Meinung nach, vermutlich keine Lösung die alle zufrieden stellen könnte. Aber dennoch müsse man bereit sein, Abzüge im Lebensstandard zu machen, denn nur so sei es realistisch dem Klimawandel zu begegnen. Außerdem äußerte Janssen sich kritisch zu dem aktuellen, eher wirtschaftsliberalen Kurs der Politik, da er es für eine Position halte, die „wir uns nicht leisten können“.

„Ich denke die privaten Verbraucher sind erstmal ganz gut geschützt“,

entgegnete Franca Pompeÿ, als es um die Frage geht, ob Deutschland sich bislang zu sehr auf das russische Gas verlassen habe. Mit dieser Aussage stimmte die Verantwortliche der Deutschen-Energie-Agentur die Teilnehmenden vermutlich sehr hoffnungsvoll. Sie betonte, dass die Situation schon sehr ernst sei, aber niemand im Winter frieren müsse. Auf die Frage, weshalb Deutschland sich denn so lange auf Russland verlassen habe, entgegnete Pompeÿ, dass man sich „darauf verlassen“ konnte und es eine „gute und kostengünstige Lösung“ gewesen sei. Die schnellste Lösung für Deutschland, sich von dem Abhängigkeitsverhältnis zu trennen, wäre es nun viel einzusparen, sowie die Energieversorgung zu diversifizieren, indem man andere Quellen erschließt.

Jochen Leyhe fragte kritisch nach, ob Deutschland sich zu erpressbar mache, zum Beispiel auch in Bezug auf Gaslieferungen aus Katar, was vorher ein interessierter Teilnehmer eingebracht hatte. Pompeÿ sagte, dass man „mehrere Standbeine“ brauche, auf die man sich verlassen kann. Sie hebt auch hervor, dass Deutschland als Industrienation nicht autark sein könne und immer in einem Abhängigkeitsverhältnis sein würde. Wichtig sei nur der Umgang damit und, dass Bemühungen hin zu erneuerbaren Energien stattfinden. Pompeÿ betonte des Weiteren die Wichtigkeit der europäischen Zusammenarbeit, denn somit sei die Wirkungsmacht größer.

Wie können EU-Bürger:innen Einfluss auf den European Green Deal nehmen?

Diese Frage stellte sich eine teilnehmende Person und Leyhe leitete sie direkt an Pompeÿ weiter: Der European Green Deal sei zunächst einmal ein festgelegter Beschluss der europäischen Institutionen. Dennoch können die EU-Bürger:innen vor allem bei der Umsetzung eine große Unterstützung sein. Man benötige „flexible“ Verbraucher:innen, sagte Pompeÿ, welche die Maßnahmen vor Ort mitgestalten. Mit der Kooperation aller könne man dem Klimawandel begegnen, dennoch dürfe man nicht vergessen, dass es „unterschiedliche Ausgangssituationen“ in den verschiedenen EU-Ländern, aber auch innerhalb dieser gibt. Das Ziel sollte trotz allem im Vordergrund stehen: gemeinsam den Klimawandel bekämpfen!

 

Text: Vivien Schymainda