Zweiter Tag der Städtepartnerschaften (27.04.2018)
Der Zweite Tag der Städtepartnerschaften Ende April bot zahlreichen Engagierten ein Forum zum Austausch von Erfahrungen und Ideen und griff zudem aktuelle Herausforderungen auf, die von politischen Entwicklungen auf kommunale Partnerschaften ausgehen können.
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Teilnehmenden mit Grußworten empfangen, die allesamt die Bedeutung der Städtepartnerschaften als Plattform für die Völkerverständigung und für interkulturellen Austausch hervorhoben.
Der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau berichtete von seinen Erfahrungen im Austausch mit den insgesamt 9 Partnerstädten Dortmunds. Dortmunds internationale Ausrichtung sei historisch mit seiner Rolle als Wegekreuz zweier bedeutender Handelsrouten zu erklären. Heute würden in der größten Stadt des Ruhrgebiets Menschen aus insgesamt 180 verschiedenen Nationen leben.
Ina Scharrenbach, die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, betonte die guten Beziehungen des Bundeslandes zu seinen Nachbarstaaten und berichtete, in ganz NRW würden insgesamt 1.050 Städtepartnerschaften unterhalten, 90 Prozent davon innerhalb des europäischen Raums.
Wolfram Kuschke, Staatsminister a.D., verwies auf das ursprüngliche Motiv der Einrichtung von Städtepartnerschaften: die Friedenssicherung durch persönliche Begegnungen. Dieses sei auch heute noch aktuell und müsse ständig wiederbelebt werden.
Wie können Städtepartnerschaften mit aktuellen politischen Herausforderungen umgehen?
Dieser übergeordneten Frage widmeten sich verschiedene Workshops, die im Rahmen der Veranstaltung stattfanden. In einer Runde zum Thema Migration und Integration wurden Studienergebnisse zum Umgang von Partnerschaftskomitees mit diesem Thema besprochen und die Teilnehmenden berichteten von ihren eigenen Erfahrungen im Gebiet. Da es sich bei Migration und Integration um globale Themenkomplexe handele, deren Auswirkungen insbesondere auf kommunaler Ebene spürbar werden, sei ihre Einbeziehung in die Arbeit von Städtepartnerschaften sinnvoll, um Erfahrungsaustausch zu betreiben oder auch beispielsweise gemeinsame Projekte mit Geflüchteten durchzuführen. Zudem könnten Partnerschaften mit von Abwanderung betroffenen Regionen Fluchtursachen entgegenwirken. Allerdings bestehen bisher nur sehr wenige solcher mit Städten außerhalb Europas.
In einem weiteren Workshop wurden verschiedene Probleme aufgeworfen, mit denen Städtepartnerschaften sich aktuell konfrontiert sehen können: Wie geht man damit um, dass die Partnerstadt, beispielsweise in Frankreich, von einem*r rechtspopulistischen Bürgermeister*in regiert wird? Wie sollen wir mit unserer Partnerstadt in Polen oder in Ungarn über das Thema Migration sprechen? Und wie sieht die Zukunft unserer Zusammenarbeit mit der türkischen Partnerstadt aus? Die Lösung, die im Workshop für den Großteil dieser Probleme angeführt wurde, bestand darin, sich von „politischen Großwetterlagen“ möglichst unabhängig zu machen, um auf diese Weise ihre möglichen negativen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zu umgehen. Stattdessen sollten sich Städtepartnerschaften als ‚Gegenpole‘ zu den Ereignissen auf höheren politischen Ebenen aufstellen und sich auf die Gemeinsamkeiten zwischen ihren Bewohner*innen besinnen, um zu zeigen, dass politische Differenzen nicht zwingend zu einer Spaltung führen müssen. Gerade in Zeiten politischer Krisen sei der Austausch zwischen den Bürger*innen wichtiger denn je.
Neben der Möglichkeit zur persönlichen Vernetzung der Gäste während der Mittagspause wurde zudem über Fördermöglichkeiten von Projekten im Städtepartnerschaftskontext informiert. In einem Vortrag am Nachmittag stellte Jochen Butt-Pośnik, Leiter der Kontaktstelle Europa für Bürgerinnen und Bürger, die verschiedenen Förderstränge des Programms dar und gab Tipps, worauf bei der Antragstellung zu achten sei. Falls auch Sie an den Förderprogrammen interessiert sein sollten, erhalten Sie hier mehr Informationen.
Die Veranstaltung wurde von der Auslandsgesellschaft Deutschland e.V., der Stadt Dortmund sowie der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen organisiert.
Text: Rebecca Melzer
Foto: © Auslandsgesellschaft NRW e.V.