NextGenEU vor Ort: Bernhard-März-Haus

NextGenEU vor Ort: Bernhard-März-Haus

Günstiges Einkaufen und Sozialberatung – das Projekt „Lebenslagen verbessern – Perspektiven eröffnen am Bernhard-März-Haus“ verbindet diese beiden Aspekte. Mithilfe von Geldern des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wurde die Erneuerung und Erweiterung des Sozialkaufhauses in der Nordstadt unterstützt. Wir haben mit Uta Wittig-Flick vom Amt für Stadterneuerung gesprochen, die den Prozess begleitet hat und mehr darüber erfahren, inwiefern die Menschen der Nordstadt von dieser Institution profitieren.

Steckbrief

Name des Projekts: Lebenslagen verbessern – Perspektiven eröffnen am Bernhard-März-Haus

Träger: Stadt Dortmund

Kooperationspartner: Caritasverband Dortmund

Ziel des Projekts: Erneuerung des Bernhard-März-Hauses als Anlaufpunkt für Menschen in der Nordstadt

Projektmaßnahmen: Umbau des Bernhard-März-Hauses

Förderung/Finanzierung: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)

Beratung im Bernhard-März-Haus. Foto und Beitragsbild: Anja Cord

Interview mit Uta Wittig-Flick, Amt für Stadterneuerung

Frau Wittig-Flick, an wen richtet sich das Projekt?

Das Bernhard-März-Haus richtet sich in erster Linie an die Menschen in der Nordstadt. Es handelt sich um ein Sozialkaufhaus des Caritasverbands Dortmund, in dem unter anderem  Langzeitarbeitslose beschäftigt sind. Zusätzlich arbeiten dort Sozialarbeiter:innen, die in der Einrichtung auf Menschen zugehen und soziale Beratungsangebote vermitteln. An diesem Ort können sozial benachteiligte Menschen zum einen günstig Kleidung einkaufen, wodurch eine finanzielle Belastung wegfällt. Zum anderen können dort Kontakte geknüpft werden und es findet ein Austausch statt. Dadurch wird die Hemmschwelle, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, gesenkt. Das Sozialkaufhaus ist somit die Eintrittspforte in die Beratung.

Uta Wittig-Flick, Stadt Dortmund

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Wir haben die Erneuerung des Bernhard-März-Hauses sowohl inhaltlich als auch fachlich unterstützt. Dabei arbeiten wir eng mit der Caritas zusammen, die die Einrichtung betreibt. Als Projektsteuerer sorgen wir dafür, dass alle mit der Antragstellung formulierten Projektziele eingehalten werden. Grundsätzlich verfolgen unsere Projekte immer mehrere Ziele, die zusammenspielen. Die Projekte in der Förderphase 2014-2020 fußten auf den Säulen Ökologie und Soziales.

Nach dem Umbau haben wir von den Menschen, die das Angebot nutzen, sehr positives und herzliches Feedback bekommen.

Bei einem Förderprojekt, das durch den EFRE finanziert wird, ist auch die fachliche Betreuung essenziell, um das Projekt in den Gesamtkontext der Stadtteilentwicklung einzugliedern und im Sinne der EU-Fördervorgaben zu steuern. Gerade Bauprojekte müssen eng begleitet werden, um sicherzustellen, dass die Fördermittel ordnungsgemäß verausgabt werden, damit keine Förderschäden entstehen.

Was macht das Projekt besonders? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal?

Das Besondere an der Erneuerung des Bernhard-März-Hauses ist das Zusammenspiel des ökologischen und des sozialen Bausteins. Im Hinblick auf das erste Ziel des Projekts, die Verbesserung der Ökobilanz, haben wir zukunftsgerichtet überwiegend ökologische Materialien für den Umbau verwendet und eine Wärmepumpe verbaut. Einerseits liegt der Vorteil der naturnahen Materialien, wie der mineralischen Dämmstoffe, des Kautschukbodens oder der Holz-Stahlkonstruktion darin, dass sie sehr gut recycelt werden können. Andererseits schaffen sie ein angenehmes Raumklima.

Der soziale Aspekt auf der anderen Seite zeigt sich besonders bei der, in den erneuerten Räumen deutlich gestärkten und erweiterten Beratung im Sozialkaufhaus. Nach dem Umbau haben wir von den Menschen, die das Angebot nutzen, sehr positives und herzliches Feedback bekommen. Das zeigt uns, dass die Menschen dort angekommen sind und sich wohlfühlen. Dadurch merken wir, dass die Wertschätzung, die diesen Menschen durch Initiatoren des Projekts entgegengebracht wurde, deutlich wahrgenommen wird.

Wodurch kam die EU-Förderung zustande? Wie gestaltete sich der Prozess?

Vor dem Umbau war das Sozialkaufhaus in einer Halle mit Stahldach untergebracht. Aufgrund der mangelhaften Dämmung lud das Gebäude nicht zu einem langen Aufenthalt ein, und die Arbeitssituation der Beschäftigten war nicht mehr tragbar. Das Sozialkaufhaus war bereits dermaßen in die Jahre gekommen, dass man es aufgrund der Mängel hätte schließen müssen. Das hätte auch für die Arbeit der integrationsstiftenden weiteren Projekte das Aus bedeuten können. Ein wichtiger Anlaufpunkt in der Nordstadt wäre weggebrochen. Da das Sozialkaufhaus der erste Berührungspunkt mit den Beratungsangeboten ist, war der Stadt und der Caritas die Sicherung des Standorts besonders wichtig. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir den Standort des Bernhard-März-Hauses unbedingt schützen müssen, und daraufhin die EU-Fördermittel beantragt. Die Nordstadt wird schon seit den 1960er-Jahren mit Städtebaufördermitteln unterstützt, seit den 2000er-Jahren auch mit EU-Förderung. Bezogen auf den Prozess der Förderung entsprachen die Anforderungen der EU grundsätzlich unserem alltäglichen Geschäft. Der Bauprozess ist auch hier, wie bei allen mit öffentlichen Geldern finanzierten Projekten, sehr bürokratisch. Der maßgebliche Unterschied im Prozess der EU-Förderung zeigte sich dann in der Prüfung, die viel intensiver ausgefallen ist als bei anderen Bauprojekten. Aber die vielen Mühen waren es Wert, da das Ergebnis überzeugt und die Caritas täglich mehr als 150 Menschen in der Einrichtung begrüßen kann.

Vorher-Nachher-Vergleich: Erneuerung des Bernhard-März-Hauses

Das Bernhard-März-Haus vor dem Umbau. Foto: Dagmar Gudenau

Das Bernhard-März-Haus nach dem Umbau. Foto: Lars Ropte