Die Plastikvermeidungsstrategie der Europäischen Kommission
Am 28.5. stellten die EU-Kommissare Frans Timmermans und Yirki Katainen die nächsten Schritte der europäischen Plastikvermeidungsstrategie vor: Die EU plant ein Verbot einiger Einwegprodukte aus Kunststoff, beispielsweise von Wattestäbchen, Plastikbesteck und Strohhalmen. Bedeutet das nun, dass wir bald nicht mehr aus Strohhalmen trinken dürfen? Wir informieren Sie über die Hintergründe der EU-Strategie!
Allein in der EU werden jährlich etwa 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfall produziert. Davon werden aktuell jedoch lediglich 30 Prozent recycelt. Das ist viel zu wenig, fand auch die EU-Kommission und legte deshalb bereits im Januar 2018 ihre Plastikvermeidungsstrategie vor. Diese sieht verschiedene Verbesserungen für die Wiederverwertung von Kunststoffen vor: Zum einen ist die Einführung neuer Verpackungsvorschriften geplant, durch die die Recyclingfähigkeit von Produkten erhöht werden soll. Denn ganze 40 Prozent des in Europa produzierten Kunststoffes werden bloß zu Verpackungszwecken genutzt! Damit das Recycling besser funktioniert, sollen Produkte teilweise mit einer besseren Kennzeichnung versehen werden, durch die leichter ersichtlich wird, wie sie oder ihre Verpackung zu entsorgen sind. Außerdem sollen Herstellerfirmen die Kosten für die Verwertung ihres Verpackungsmülls in Zukunft in der gesamten EU selber tragen. Auf diese Weise sollen sie Anreize erhalten, umweltfreundlichere Alternativen zu nutzen oder zu entwickeln. Auch Innovationen im Recycling und in der Kunststoffproduktion können hierdurch vorangetrieben werden.
Aber was passiert denn eigentlich bisher mit all dem Kunststoffabfall, der nicht recycelt wird? Der überwiegende Teil davon wird verbrannt oder landet auf Mülldeponien. Jedoch sammeln sich ganze 500 000 Tonnen Plastik pro Jahr in unseren Meeren und an Stränden in Europa an. Allein um diesen Müll abzutransportieren, würden 66.000 Müllwagen benötigt! Global gesehen sind es sogar bis zu 13 Millionen Tonnen an Plastik, die pro Jahr in den Meeren landen. Was geschieht mit all dem Plastik im Meer? Kunststoffe sind extrem langlebig, es kann bis zu 450 Jahre dauern, bis sie sich vollständig zersetzt haben. Im Meer wird Plastik aufgrund der Gezeiten oft zu winzig kleinen Partikeln, sogenanntem Mikroplastik, zersetzt. Dieses wird von Fischen aufgenommen und gelangt auf diese Weise auch in unsere Nahrungskette. Die Auswirkungen, die Mikroplastik auf unsere Gesundheit haben kann, sind noch nicht vollständig erforscht.
Was tun gegen das Meer aus Plastik?
Dabei lässt sich der Kunststoff, der am häufigsten im Meer und am Strand zu finden ist, auf gerade einmal zehn verschiedene Arten von (Einweg-)Produkten zurückführen. Dazu zählen unter anderem Plastikflaschen, Lebensmittelverpackungen, Plastikbesteck und –Strohhalme oder auch Wattestäbchen. Muss das wirklich sein? Von der EU-Kommission kommt hierzu ein klares Nein. Sie setzt deshalb in einem weiteren Schritt ihrer Strategie auf Verbote mancher dieser Produkte, wie Strohhalme, Ballonstäbe oder Wattestäbchen aus Plastik. Für uns als Verbraucher*innen bedeutet das jedoch nicht, dass wir diese Produkte überhaupt nicht mehr benutzen dürfen. Sie werden bloß durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt, die zum Teil bereits existieren. So lassen sich beispielsweise neben den bald wohl nicht mehr erhältlichen Wattestäbchen mit einem Plastikstiel bereits heute solche mit einem Stiel aus Pappe in den Drogeriemärkten finden.
Die Kommission verspricht sich von den Verboten eine Reduktion des Abfalls an europäischen Stränden. Sie weist auch auf die Erfolge hin, die bereits seit 2015 durch die Erneuerung der Richtlinie zur Reduktion von Plastiktüten erreicht wurden. So hat sich in Deutschland schon jetzt deren Verbrauch um mehr als die Hälfte reduziert. Jedoch werden auch Stimmen laut, die die Sinnhaftigkeit der von der Kommission geplanten Verbote hinterfragen. Stammt nicht schließlich der überwiegende Teil des Plastikmülls in den Weltmeeren aus Asien? Das ist zwar richtig, allerdings macht man es sich wohl etwas einfach, sich darauf auszuruhen, dass man selbst nicht die Hauptverantwortlichkeit für das Problem trägt. Schließlich sind auch kleine Beiträge zur Reduktion des Abfalls schon von Nutzen und helfen, das eigene Verhalten zu überdenken. Durch die mögliche Entwicklung von Innovationen in der Kunststoffproduktion und im Recycling kann zudem Europas Vorreiterrolle in der globalen Umweltpolitik gesichert werden.
Hier finden Sie das vollständige Strategiepapier der EU-Kommission in englischer Sprache.
Text: Rebecca Melzer, Auslandsgesellschaft.de e.V.
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