EUREGIO – Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

EUREGIO – Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

Zusammen in einer „grenzenlosen“ Stadt-Land-Region zu leben – das ist das Ziel des deutsch-niederländischer Kommunalverbands EUREGIO auf der deutsch-niederländischen Grenze bei Gronau. Das bedeutet, die Barrieren zwischen beiden Ländern zu verringern, die in Grenzregionen auf verschiedenen Ebenen existieren. Denn trotz der offenen Binnengrenzen innerhalb des europäischen Schengen-Raums sorgen kulturelle, sprachliche oder ähnliche Unterschiede, zumindest im Kopf, für Barrieren zwischen Menschen. Die EUREGIO möchte dazu beitragen, diese Barrieren abzubauen und schafft dabei ein Miteinander im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden. Der Verband möchte aufzeigen, dass man voneinander profitieren und zu einem gemeinsamen Gebiet zusammenwachsen kann. Die thematischen Schwerpunkte von EUREGIO liegen dabei auf gesellschaftlicher Entwicklung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt und nachhaltiger Raumentwicklung.

Geschichte und Organisation des Verbands

EUREGIO wurde 1958 als erste Europaregion gegründet und engagierte sich seitdem für die Stärkung der Zusammenarbeit grenzübergreifender Strukturen zwischen Bürgern, Unternehmen und Organisationen. Damals haben Grenzgebiete weniger von den Entwicklungen im restlichen Land profitiert und sahen sich deshalb gezwungen selbst aktiv zu werden, um sowohl die deutschen als auch niederländischen Grenzregionen zu stärken. Grundlage dafür ist ein grenzüberschreitender Zusammenschluss von 129 deutschen und niederländischen Städten, Gemeinden, (Land-)Kreisen und Waterschappen. In Deutschland erstreckt sich die Region über Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und auf niederländischer Seite sind Teile der Provinzen Gelderland, Overijssel und Drenthe Mitglied des Kommunalverbandes. 1985 wurde schließlich die erste gemeinsame Geschäftsstelle am Grenzübergang Gronau-Enschede eingerichtet. Neben der der „Ur“-EUREGIO Gronau-Enschede entstanden inzwischen es vier weitere deutsch-niederländische Europaregionen, Ems Dollart Region, EUREGIO Maas-Rhein, EUREGIO Rhein-Maas-Nord und die EUREGIO Rhein-Waal.

Das höchste Gremium des Verbands ist der EUREGIO-Rat. Der Rat ist auch bekannt als das erste grenzüberschreitende Parlament Europas und soll die Interessen der deutschen und niederländischen Mitglieder gleichermaßen vertreten. In dem Rat werden Projekte besprochen, genehmigt und Lösungen für grenzübergreifende Probleme entwickelt.

Ein besonderes Projekt aus der Praxis – der „Grenzinfopunkt-EUREGIO“

Von dem Grenzinfopunkt profitieren Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Arbeitssuchende, Auszubildende, Studenten und Rentner. Dabei bietet der Grenzinfopunkt Beratungsangebote zum Thema Arbeiten, Unternehmen, Wohnen und Studieren im Nachbarland. Die konkreten und individuellen Beratungsangebote geben Hinweise zu Maßnahmen, die beispielsweise bei einem Umzug oder einer neuen Arbeitsstelle im Ausland zu beachten sind. Bei der Beratung zu Steuer- und Sozialversicherungssystemen in Deutschland und den Niederlanden kooperiert die EUREGIO mit Finanzämtern und Rentenversicherungen und kann somit spezielle Steuer- und Rentensprechstunden für Interessierte anbieten, in denen ihre individuelle Situation berücksichtigt wird. Zu den Beratungsangeboten hat der Grenzinfopunkt außerdem Broschüren entwickelt, die erste allgemeine Fragen von Grenzgängern aufschlüsseln.

Das Projekt „Grenzenlose Touristische Innovation (GTI 2)“

Für viele touristische Unternehmen sollte die Nähe zum niederländischen Nachbarland eine Chance sein und neben den Unternehmen könnte das gesamte Grenzgebiet von einem Anstieg des Tourismus profitieren. Aufgrund dessen wurde das Projekt „Grenzenlose Touristische Innovation (GTI 2)“ von der EUREGIO ins Leben gerufen. Über die dreieinhalbjährige Laufzeit haben auf deutscher Seite über 70 Betriebe und Organisationen von der inhaltlichen und finanziellen Unterstützung, dem Markteintritt und der Marktbearbeitung im Nachbarland, sowie von einem gemeinsamen Auslandsmarketing profitiert. Während der Covid-19-Pandemie standen Tourismusorganisationen und Tourismusverbände vor einer enormen Herausforderung. Trotz eines immer noch bestehenden Rückstands der Gästezahlen 2022 im Vergleich zu 2019 ist es der EUREGIO gelungen, gemeinsam mit den regionalen Tourismusverbänden, Betrieben Kenntnisse über den Nachbarmarkt zu vermitteln, Hürden abzubauen und die Gästezahl des Nachbarlands zu steigern – ganz im Sinne ihres Auftrags: des grenzenlosen Zusammenlebens.