NextGenEU vor Ort: Evangelisches Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund

NextGenEU vor Ort: Evangelisches Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund

Im Rahmen von NextGenerationEU werden Projekte gefördert, die das lebenslange Lernen ermöglichen. So hat auch das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. und damit der ortsansässige Kooperationspartner Evangelisches Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund von NextGenerationEU profitiert. Das Projekt richtet sich an Menschen, die in Deutschland bislang keine Chance auf Bildung hatten und durch die EU-Förderung entsprechender Kurse einen Schulabschluss nachholen können. Sophie Niehaus vom Ev. Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund hat mit uns über das Projekt gesprochen.

Steckbrief

Name des Projekts: Lebens- und erwerbsbezogene Weiterbildung im Bereich Grundbildung

Träger: Ev. Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V.

Kooperationspartner: Ev. Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund

Ziel des Projekts: Förderung des lebenslangen Lernens

Projektmaßnahmen: Kurse zum Erwerb eines nachträglichen Schulabschlusses

Förderung/Finanzierung: Europäischer Sozialfonds

Interview mit Sophie Niehaus, hauptamtliche pädagogische Mitarbeiterin

Sophie Niehaus (Foto: L. Ostermann)

Frau Niehaus, an wen richtet sich Ihr EU-Förderprojekt?

Das Projekt richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland weniger als zwei Jahre die allgemeinbildende Schule besucht haben. Dabei spielt das Alter der Frauen keine Rolle. Häufig richtet sich das Projekt aber an Frauen, die bereits eine Familie und Kinder haben. In diesen Fällen versucht der Kirchenkreis den Teilnehmerinnen die Kurse zu ermöglichen, indem er unter anderem Kinderbetreuungsplätze vermittelt und somit Mütter an den Kursen teilnehmen können, für die es vorher zeitlich nicht möglich gewesen wäre.

Die Spezialisierung auf die Zielgruppe Frauen entstand damals in Absprache mit dem Dienstleistungszentrum Bildung der Stadt Dortmund und anderen Anbietern des zweiten Bildungsweges. Die Weiterbildung soll ein Angebot sein, dass nicht mit vorhandenen Bildungsangeboten in Konkurrenz tritt, sondern als Ergänzung dient. Die Kurse sind eine Chance für Menschen, die durch das Schulsystem gerutscht sind oder Menschen, die aufgrund ihres Alters keine Möglichkeit mehr auf einen Schulplatz haben. Seit 2015 kam außerdem die Spezialisierung auf Geflüchtete hinzu.

Was ist Ihre Rolle im Projekt?

Meine Rolle ist die sozialpädagogische Begleitung der einzelnen Teilnehmer:innen und die Gesamtorganisation der Kurse. Darunter fällt die Planung der Kurstage, die Koordination der Honorarkräfte oder die Planung und Anmeldung der Prüfungen. Die organisatorischen Aufgaben sind im Grunde dieselben wie die einer Schulleitung, nur, dass zusätzlich noch eine sozialpädagogische Rolle hinzukommt.

Was macht das Projekt besonders? Was ist ein Alleinstellungsmerkmal?

Die Besonderheit an den Kursen ist, dass wir versuchen besonders Bedürfnisorientiert auf die Situation von Müttern und Frauen einzugehen. Die Kurse, die wir anbieten, finden für eineinhalb Jahre ausschließlich zwischen 8:45 Uhr und 12:45 Uhr statt, damit die Kinderbetreuung gewährleistet werden kann. Zudem ist den Lehrkräften natürlich auch die Situation der Teilnehmerinnen bewusst und es wird darauf geachtet, Lernsituationen nach Möglichkeit auf den Unterricht zu beschränken und keine Hausaufgaben mitzugeben, für die am Nachmittag keine Zeit ist. Über Einstufungstests ermitteln wir die Vorkenntnisse der Teilnehmenden und entscheiden anhand dessen in welchen Kurs die Person, nach aktuellem Bildungsstand und Sprachkenntnissen, passt. Uns ist zudem aufgefallen, dass eine gewisse Homogenität in den Gruppen eine andere Lernatmosphäre schafft, die vor allem für die Frauenkurse sehr hilfreich ist, weshalb wir auch diesen Faktor bei der Kursplanung berücksichtigen.

Wodurch kam die EU-Förderung zustande? Wie gestaltete sich der Prozess?

Das Ev. Bildungswerk des Kirchenkreises Dortmund bezieht schon seit über zehn Jahren EU-Fördermittel. Das hängt damit zusammen, dass die evangelische Erwachsenenbildung bis zur Änderung des Weiterbildungsgesetzes nicht an Fördergeldern für den zweiten Bildungsweg beteiligt war. Die EU-Förderung war somit der einzige Weg zur anteiligen Refinanzierung unserer Angebote.

Der Verwaltungsaufwand ist jedoch nicht zu vernachlässigen. Das Ev. Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. ist die Institution, die Kirchenkreise wie uns zunächst über EU-Angebote berät und informiert, in dem Zuge aber auch schauen muss, ob der Träger in der Lage ist, mit dem Verwaltungsaufwand umzugehen. Deswegen braucht es nicht nur unsere Sozialpädagog:innen, die sehr teilnehmendenorientiert sind, sondern auch eine gut organisierte Verwaltung. Wenn man über Jahre hinweg schon an solchen Projekten partizipiert, hat man einerseits schon eine gewisse Routine entwickelt und viele Aspekte sind keine so große Herausforderung mehr wie beim ersten Antrag. Die Schwierigkeit dabei ist aber, dass man die Förderrichtlinien und Formulare ständig proaktiv im Blick behalten muss, weil diese sich über die Jahre immer wieder verändern.

Die Idee, dass der evangelische Kirchenkreis Menschen eine Chance auf Bildung gibt, die sonst aus vielen Systemen herausfallen, gibt es schon viel länger. Als sich dann die Möglichkeit ergab Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds zu beziehen haben wir einen Antrag gestellt. Man könnte sagen es war damals die Suche nach einer Möglichkeit, unser Angebot nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern zu vergrößern, weil der Bedarf in Dortmund sehr hoch ist.

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