Europas Zukunft erleben – Zukunftswerkstatt zur EU (01.02.2022)

Europas Zukunft erleben – Zukunftswerkstatt zur EU (01.02.2022)

Am 01.02.2022 fand die erste Zukunftswerkstatt für dieses Jahr statt. Im großen Saal der Auslandsgesellschaft lernten etwa 20 Schüler:innen der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bergkamen die EU besser kennen. Die zwei Sozialwissenschaft-Leistungskurse hatten bereits die EU in der Schule und wollten nun ihr Wissen vertiefen, um so gut wie möglich auf das Abitur vorbereitet zu sein.

EU-Einmaleins – Einführung und Wiederholung

Als Einstieg sollten sich die Schüler:innen positionieren: Noch niemand hat in einem Land außerhalb der EU gelebt, alle haben aber schon mal mit einer anderen Währung als dem Euro bezahlt. Durch das EU-Institutionen Puzzle wurden der europäische Rat, der Rat der europäischen Union, das europäische Parlament und die Kommission nochmal wiederholt. Nun wissen die Schüler:innen, welche Aufgaben die verschiedenen Gremien haben, wo der jeweilige Sitz ist und welche Akteur:innen dort handeln.

Daumen hoch oder Daumen runter? – die Kritikphase

Was mögen die Schüler:innen an der EU? Was finden sie kritikwürdig? Die anschließende Kritikphase ging über die Wiederholung des bisher im Unterrichtes gelernten Wissen hinaus. Die Schüler:innen lobten die Bewegungsfreiheit und den Schengenraum, aber kritisierten die Intransparenz und die wenige Bürger:innebeteiligung. Außerdem wurde hitzig über die Flüchtlingsdebatte diskutiert.

Wünsch dir was von Europa! – die Ideenphase

Nach der Kritikphase kam die Ideenphase. Nun durften die Schüler:innen ihre Wünsche an die EU formulieren. Hierfür konnten sie auf das vorher kritisierte zurückgreifen, aber auch neue Ideen äußern. Viele wünschten sich mehr Zusammenhalt innerhalb der EU, aber auch mehr Mitspracherecht und die Umsetzung aktiver Klimapolitik. Die Themen, die die Schüler:innen am interessantesten fanden waren Arbeitslosigkeit/Integration, Flüchtlingspolitik und Zusammenhalt und Friedenssicherung. Für das bevorstehende Expertengespräch sollten vier verschiedene Gruppen nun zu den Themen Fragen entwickeln. Eine Gruppe entwickelte Fragen zum Arbeitsalltag des Experten. Der Experte, Andreas Christ vom Europapunkt Bonn, wurde per Videoschalte eingeschaltet.

Klappt das auch so? – die Verwirklichungsfrage und das Experteninterview

Was ist eigentlich der Europapunkt Bonn? So lautete die erste Frage der ersten Gruppe. Christ erklärte, dass der Europapunkt eine Bürger:inneninformationsstelle wäre, in der jede:r Informationen zur EU bekommen könne. Er sei der stellvertretende Leiter und verantwortlich für die Betreuung von Besucher:innengruppen und das Publikationsmanagement. Auf die Frage nach seiner Ausbildung antwortete Christ, dass er Politikwissenschaft und Soziologie in Trier studiert habe.

Die zweite Gruppe stieg direkt mit einer Frage über die Sicherheitspolitik der EU ein. Ob es irgendwann ein europäisches Militär gäbe, war von besonderem Interesse. Christ erklärte daraufhin, dass dies immer wieder zur Debatte stände. Bisher gäbe es nur ein gemeinsames Beschaffungssystem, an dem nicht nur EU Mitgliedsstaaten beteiligt wären. Dies wäre ein Schritt zur gemeinsamen Armee, hätte darüber hinaus aber auch den Vorteil, dass man günstiger an die Systeme käme und alle eine ähnliche Ausbildung hätten. Christ sprach auch den Konflikt in der Ukraine an, was direkt in die nächste Frage der Gruppe überleitete. Ob es eine europäische Lösung für den Ukraine-Konflikt gäbe? Die EU sei ein Friedensprojekt und würde deswegen den Frieden sichern wollen, aber Russland sei ein komplizierter Partner. Für die EU gelte, dass die Grenzen der Ukraine unverletzlich seien und deswegen die Annektierung der Krim nicht zu dulden sei, so Christ.

Arbeitslosigkeit war das nächste Thema. Ob die Personenfreizügigkeit die Arbeitslosigkeit erhöhen würde, wurde Christ gefragt. Die EU wolle gleiche Chancen auf dem europäischen Markt etablieren. Jede:r EU-Bürger:in könne ohne Genehmigung überall arbeiten. Arbeitslosigkeit und die Bekämpfung dieser sei Ländersache, jedoch setze sich die EU aktiv für den Abbau von Jugendarbeitslosigkeit und ein Mindestmaß an sozialen Rechten ein. Die Schüler:innen fragten ebenfalls nach einem EU-weiten Mindestlohn. Dieser sei durch die unterschiedlichen Standards, die in den Mitgliedsstaaten herrschen, nicht wünschenswert und schwierig umzusetzen, meinte Christ.

Zuletzt wurde die Flüchtlingspolitik der EU besprochen. Christ ging auf die Frage nach den Herkunftsländern ein und betonte, dass die meisten Menschen die Flucht nicht freiwillig auf sich nahmen. Danach erklärte Christ das Dublin Abkommen, das die Verteilung der Flüchtlinge regelt. Als letztes fragten die Schüler:innen, wie die EU die Anzahl an Flüchtlingen reduzieren wolle. Christ erläuterte, dass dies Aufgabe des Grenzschutzes sei, die EU aber auch aktiv an der Bekämpfung von Fluchtursachen arbeite. So setze sich die EU für eine Durchsetzung der Menschenrechte ein oder investiere in Entwicklungszusammenarbeit. Aber auch die Bekämpfung des Klimawandels gelte als eine Art der Verringerung der Fluchtursachen.

Wie wars denn? – die Abschlussrunde

Zeit für Feedback: Nach dem Expertengespräch wurden die Schüler:innen gefragt, was sie aus dem Tag so mitnehmen würden und was sie gut bzw. schlecht fanden. Besonders das Expertengespräch wurde gelobt, aber auch die gute Mischung aus Wiederholung und neu Gelerntem fanden die Schüler:innen gut. Nun stände dem Abitur in Sachen EU nichts mehr im Wege!

 

Text: Lisa Bednarz