Weihnachten im Norden

Weihnachten im Norden

In Grönland, auf dem Berg Korvatunturi in Lappland oder in Mora in Schweden? Die nordischen Länder sind sich über den Wohnort des Weihnachtsmanns nicht einig. Darüber, dass er an Heiligabend kommt, um Geschenke zu verteilen, aber schon.

Genauso wird sowohl in Finnland, als auch in Dänemark und Schweden am 13. Dezember das Fest der heiligen Lucia gefeiert. Dieses beruft sich auf Lucia von Syrakus, eine Märtyrin aus dem 4. Jahrhundert, die verfolgten Christen Nahrung gebracht hat. Die Traditionen des 13.12 gehen aber auch auf den Tag der Wintersonnenwende im Julianischen Kalender zurück. Zu den Feierlichkeiten finden Paraden weiß gekleideter Kinder statt, bei denen ein Mädchen eine Krone aus Kerzen trägt. So soll Licht in die Dunkelheit gebracht werden.

Neben diesen Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Weihnachtsbräuche auch in den nordischen Ländern Europas voneinander.

Finnland

In Finnland gibt es bereits im November kleine Weihnachtsfeiern, diese heißen Pikkujoula (kleine Weihnacht). Am ersten Advent finden im ganzen Land Weihnachtskonzerte statt, die die eigentliche Weihnachtzeit einläuten. Ein großer Feiertag ist der Nikolaustag am 6. Dezember, der gleichzeitig der Unabhängigkeitstag Finnlands ist, weswegen er ein nationaler Feiertag ist.

Am Abend des 23. Dezembers werden in Finnland die Häuser festlich geschmückt und das Vorweihnachtsessen serviert. Hierbei handelt es sich um Haferbrei mit einer versteckten Mandel. Derjenige, der diese Mandel findet, soll im nächsten Jahr viel Glück haben. Um Mitternacht wird in der ehemaligen finnischen Hauptstadt Turku der Weihnachtsfrieden ausgerufen, eine Tradition die bereits seit über 500 Jahren anhält. Danach bringen die Finnen Kerzen und Kränze auf den Friedhof und treffen sich mit ihren Freunden und Verwandten um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Nach dem gemütlichen Beisammensein kommt es aus deutscher Sicht wohl zu einer etwas außergewöhnlichen Tradition: dem weihnachtlichen Saunabesuch.

Vor dem Weihnachtsessen kommt Joulupukki, der finnische Weihnachtsmann, und zwar aus Lappland. Er verteilt Geschenke an die Kinder, nachdem diese einen Tanz aufgeführt oder ein Lied gesungen haben. Das folgende Essen beinhaltet auf jeden Fall Fisch, meist Hering, der mit Kartoffeln, Äpfeln, Zwiebeln, Gewürzgurken und Joulukinkku, einem gesalzenen Weihnachtsschinken, serviert wird. Als Weihnachtsnachtisch ist Milchreis mit Preiselbeersaft und ein Hefegebäck namens Pulla beliebt. Dazu trinkt man Gögli, eine Art finnischen Glühwein, der mit Johannisbeersaft, Nelken, Zimt und geriebenen Zitronenschalen zubereitet wird.

Nachdem Gottesdienst, den viele Finnen am Morgen des 25. Dezembers besuchen, kommt es zur traditionellen Schlittenfahrt. In den Städten werden stattdessen sogenannte Tapani-Tänze in Lokalen und Restaurants besucht.

In Finnland wird an Weihnachten sogar an die Tiere gedacht. Nicht nur die Haustiere bekommen ein eigenes Geschenk. Auch die Vögel draußen werden nicht vergessen: für sie wird Futter aufgehängt. Eins der beliebtesten finnischen Weihnachtslieder heißt „Ilouutinen“, auf Deutsch: Gute Nachrichten.

Dänemark

„Lille juleaften“ – kleiner Weihnachtsabend: So nennen die Dänen den Abend des 23. Dezembers, an dem der Weihnachtsbaum geschmückt und Heiligabend vorbereitet wird. Dazu werden vielerorts auch sogenannte Julehjerter gebastelt, geflochtenen Weihnachtsherzen, die mit Süßigkeiten gefüllt an den Weihnachtsbaum gehängt werden. In der Vorweihnachtszeit werden Weihnachtswichtel „Nisser“ im Haus aufgestellt. Laut Tradition sollen diese für Glück oder Unglück verantwortlich sein. Deshalb wird in einigen Regionen eine Schüssel Milchreis auf den Dachboden gestellt, um sich die Gunst der Wichtel zu sichern.

Die vorweihnachtliche Mahlzeit Julefrokost besteht aus Leberpastete, Hering, Braten und mehr. Jeden Tag im Dezember wird eine Kalenderkerze angezündet. Außerdem gibt es ein Weihnachtsbier namens Julebryg, das traditionell am ersten Freitag im November um 20:59 zum ersten Mal im Jahr ausgeschenkt wird. Am Weihnachtsabend selber gibt es Schweinsbraten, Ente, Salzkartoffeln, Rotkohl und Soße. Als Dessert wird Risalamande gereicht: Milchreis mit Kirschsoße und einer Mandel. Sowie in Finnland gilt auch hier: Wer die Mandel findet, gewinnt. Statt eines glücklichen Jahres bekommt der Mandelfinder in Dänemark jedoch einen Preis oder ein Geschenk.

Danach ist es Tradition, Hand in Hand um den mit echten Kerzen und dänischen Flaggen geschmückten Weihnachtsbaum zu tanzen und Weihnachtslieder zu singen. Danach folgt die Bescherung.

Ein bekanntes dänisches Weihnachtslied heißt På loftet sidder nissen, auf Deutsch: Auf dem Speicher sitzt der Nisse.

Schweden

Weihnachtsmärkte und festliche geschmückte Häuser kann man auch in Schweden bestaunen. Sowie in Dänemark gibt es auch in Schweden am Abend des 23. Dezembers einen kleinen Weihnachtsabend: auf Schwedisch heiß er Lilla julafton. Es wird der Baum geschmückt, gekocht und gebacken, um den nächsten Abend vorzubereiten.

Am Heiligen Abend erfolgt die Bescherung. Und am Morgen des 25. Dezembers gehen viele Schweden in die Frühmesse. Die Weihnachtszeit geht bis zum Dreikönigstag am 6. Januar, der in Schweden ein staatlicher Feiertag ist und Trettondedag jul, also dreizehnter Weihnachtstag heißt.

Ein bekanntes Dekorationsstück der schwedischen Weihnacht ist der Julbock, eine ziegenartige Figur aus Stroh, die an den Weihnachtsbaum gehängt wird und über die Vorbereitungen wachen soll. Diese Figuren finden sich in der Weihnachtszeit in ganz Schweden. In der Stadt Gävle werden jedes Jahr zwei riesige Julbocke aufgestellt, der aufgrund des Stadtnamens Gävlebocken genannt werden. Eine interessante Tradition, die sich seit einigen Jahren selbstständig entwickelt hat, ist das fast jährliche Anzünden der riesigen Weihnachtsgeiße. Diese Tradition ist jedoch illegal, somit wird jedes Jahr wegen Brandstiftung ermittelt.

Natürlich darf auch in Schweden das traditionelle Weihnachtsessen nicht fehlen. Wie in Finnland wird auch hier ein Weihnachtsschinken aufgetischt, in Schweden mit dem Namen „Julskinka“. Dazu gibt es marinierten Hering, Kartoffeln, Kötbullar, Würste, Rotkohl, Kartoffelauflauf, Stockfisch, Käse und Brot. Auch Schweden hat seinen eigenen Glühwein: den Glögg. Zum Nachtisch wird Risgrynsgröt (Reisbrei mit Himbeermarmelade oder Zimt) serviert. Danach gibt es die Geschenke, zu denen der Beschenkte zusätzlich einen Weihnachtsreim erhält, die der Schenker sich zum Geschenk überlegt hat.

Auch musikalisch hat Schweden in der Weihnachtszeit einiges zu bieten. Jul, jul, strålande jul – Weihnachten, Weihnachten, strahlende Weihnachten heißt ein berühmtes schwedisches Weihnachtslied.


Woher der Weihnachtsmann wirklich kommt, wird wohl in naher Zukunft nicht geklärt werden. Aber dass er nicht vom Nordpol kommt, darüber ist man sich in Skandinavien einig: denn da gibt es keine Rentiere.

 

Text: Luise Blessing